Virtueller Rundgang durch die Grafenstadt Schüler baut kostenfreie Moers-App
Moers · Der Einkaufsbummel in Moers ist für Smartphone-Nutzer seit kurzem einfacher. Mit der kostenlosen "Mein Moers"-App lassen sich zahlreiche Geschäfte und ihre Öffnungszeiten abrufen. Gebaut hat sie ein 16-jähriger Schüler.
Aktuelle Live-Daten führen zudem bequem zum nächsten freien Parkplatz. 360-Grad-Panoramen der Moerser Firma Telepano ermöglichen einen virtuellen Stadtspaziergang vom heimischen Sofa aus.
Entwickelt hat die App der 16-jährige Schüler Lennart Fischer. Sein Werk lässt sich seit dem 21. Februar von allen Apple-Nutzern bereits herunterladen, Benutzer eines Android-Betriebssystems müssen sich vorerst noch gedulden. Eine Veröffentlichung ist in Planung. 300 Menschen haben "Mein Moers" in der ersten Woche bereits heruntergeladen, für den Programmierer ein schöner Erfolg. "Dass die App so durch die Decke geht, damit habe ich nicht gerechnet", sagt Fischer.
Die Ursprungsdaten über die einzelnen Geschäfte stammen vom Werbering Moers, daher sind bislang auch nur dessen Mitglieder vermerkt. Fischer arbeitet jedoch bereits an einem Formular, dass es auch anderen Geschäften ermöglichen soll, sich einzutragen. Als "Open Data", offene Daten, wurden die entsprechenden Ergebnisse frei ins Internet gestellt. "Open Data ist eine schöne Vorlage, damit junge Leute aus den vorhandenen Daten etwas entwickeln können. Schön, dass es nun ein praktisches Beispiel gibt", sagt Stadtsprecher Thorsten Schröder.
"Durch das Informationsfreiheitsgesetz müssen auch kommunale Daten eigentlich veröffentlicht werden. Viele Verwaltungen zieren sich hier jedoch", ergänzt Fischer. Moers sei ein positives Beispiel und für seine Transparenz deutschlandweit bekannt, sagt er. Besonderes Lob gebühre hierbei dem Beigeordneten Claus Arndt, der zuvor Leiter der Stabsstelle "Zentrales E-Government" war. "Er ist wahnsinnig gut vernetzt."
Lennart Fischer besucht derzeit die zehnte Klasse des Adolfinums. Zum Programmieren kam er vor drei Jahren. Auf den "Hackdays" der Stadt Moers trafen sich damals rund 50 Menschen im Ratssaal und entwickelten gemeinsam neue Projektideen. Die Veranstaltung findet seitdem jährlich statt, das nächste Mal am 18. und 19. März. "Ich habe dann schnell Spaß an der Sache gefunden", erklärt Fischer. Gemeinsam mit einem anderen Schüler programmierte er zunächst "Pong", den Spielhallen-Klassiker der 1970er-Jahre. Im Rahmen eines Schulprojekts folgte eine Hausaufgaben- und Stundenplan-App.
Schließlich kam Fischer in Kontakt mit der Initiative "Code for Niederrhein". Einmal im Monat treffen sich dort zehn bis zwölf Programmierer zum kreativen Austausch. So erarbeitete die Gruppe in Kooperation mit Bildungseinrichtungen das Projekt "Daten machen Schule", bei dem kommunale Zahlen für den Unterricht aufgearbeitet werden. In Zusammenarbeit mit der Stadt entstand hier auch die Idee zur "Mein Moers"-App. Und das Projekt ist noch nicht beendet. "Ich arbeite daran, die App weiter zu verbessern", verspricht Fischer. Neben einem größeren Datensatz könnte dann beispielsweise auch eine Tischreservierung in Restaurants möglich sein. Die Erweiterungsmöglichkeiten sind vielfältig.
Auch außerhalb der "Mein Moers"-App gehen Code for Niederrhein die Ideen nicht aus. Aktuell arbeitet man mit dem Moers-Festival an einer Festival-App. "Wir hoffen, dass sie schon dieses Jahr zur Veranstaltung verfügbar sein wird", sagt Fischer. Der Nachwuchsentwickler will mit dem klassischen Programmierer-Klischee aufräumen. "Wir sitzen nicht nur alleine vor dem Computer, sondern lernen viele Gleichgesinnte kennen", sagt er. Der 16-Jährige widmet sich auch der Musik und dem Sport, spielt in seiner Freizeit Querflöte, Gitarre und Tischtennis. "Die meiste Zeit geht aber schon fürs Programmieren drauf", gesteht er.