Theater in Moers Schlosstheater: „Wir spielen weiter“

Das Moerser Theater startet einen Online-Spielplan für das Publikum.

 Ein Szenenfoto aus der Schlosstheater-Inszenierung „Die Pest“ von Albert Camus. Das Theater erarbeitet fürs Netz eine szenische Lesung.

Ein Szenenfoto aus der Schlosstheater-Inszenierung „Die Pest“ von Albert Camus. Das Theater erarbeitet fürs Netz eine szenische Lesung.

Foto: Jakob Studnar

Der Vorhang im Schlosstheater ist vorerst gefallen, das Spiel geht hinter den Kulissen aber weiter: Das Ensemble hält in Zeiten der Corona-Krise digital Kontakt zu seinem Publikum - auf der Homepage, auf Facebook, Youtube und Co. Der Online-Spielplan ist zwar noch nicht komplett: „Wir reagieren aber von Woche zu Woche, um dem Publikum ersatzweise etwas anbieten zu können“, erklärt Dramaturgin Viola Köster im Gespräch mit der RP. In digitalen Ensemble-Versammlungen (auch das Schlosstheater hat sich ins Homeoffice zurückgezogen) sammeln Intendant Ulrich Greb und sein Team Ideen und planen kreative Videoclips, die in den nächsten Tagen und Wochen online umgesetzt werden können.

 Ein erster Erfolg ist bereits verbucht: Am vergangenen Samstag stellte das Team einen Live-Mitschnitt der Inszenierung „Die Mutter aller Fragen – oder 25 Rollen, die eine Frau niemals spielen sollte“ in der Regie von Susanne Zaun ins Netz. Das Angebot wurde gut angenommen. Das Beste: Während der Aufführung konnten die Zuschauer mit den Schauspielern live chatten. „Es war eine gute Erfahrung. Wir konnten eine Form von Gemeinschaft herstellen“, sagt Viola Köster. Eine Neuauflage ist deshalb für Samstag, 28. März, ab 18 Uhr terminiert. Dann streamt das Schlosstheater einen Mitschnitt der Inszenierung „Zur schönen Aussicht“ nach Ödön von Horvàth. Die Premiere war im September 2018. Regie führte Intendant Ulrich Greb. Die Übertragungen sollen einmal in der Woche immer samstags stattfinden – samt Nachgespräch per Live-Chat „Wir schauen uns gerade alle alten Mitschnitte an und prüfen, welche für diese Aktion geeignet sind“, berichtet die Dramaturgin. Auch die Schauspieler posten aktuell Kurzvideos an den Tagen, an denen es eine Vorstellung hätte geben sollen: Patrick Dollas schlüpfte für die 15. Vorstellung von „Illuminatics – ein Mindfuck-Workout in 23 Stufen“ noch einmal in die Rolle des Familienoberhaupt Neuss, Frank Wickermann meldet sich per Video zur Inszenierung „Die Pest“ von Albert Camus mit einem Beitrag zu Wort. Für die kommende Woche erarbeitet das Ensemble zurzeit eine szenische Lesung von Camus „Pest“. Als diese Inszenierung im September Premiere feierte, hätte wohl niemand geglaubt, wie nah sie der Realität kommt. Die szenische Lesung wird im Originalbühnenbild, also im Quarantäne-Zelt, aufgenommen. „Die Schauspieler sitzen in einem Abstand von zwei Metern voneinander entfernt“, betont Viola Köster. „Die Lesung wird von draußen abgefilmt.“ Die für den 23. April geplante Premiere von „Nischen. Eine begehbare Stadtraum-Inszenierung“ wird komplett als Hörspiel inszeniert. Der Link wird auf der der Homepage www.dasw.de eingestellt, wenn es soweit ist. Ja, und dann ist da noch Matthias Heße, der gerade das Netz begeistert: Er hat mit Miranda Mondial eine Kunstfigur aus der Inszenierung „The Dead Inc. – Die Toten“ von Michael Crowley auferstehen lassen. „Ich mochte das Stück sehr. Deshalb habe ich damals Miranda nur ungern beerdigt“, erzählt Matthias Heße. In seinen Videos thematisiert er mit dunkler Fönfrisur und in Blümchen-Rock das Social Distancing. „Miranda ist wie ich ein unruhiger Geist, der sich erst einmal das Durchatmen in der Krise erkämpfen und die innere Ruhe finden muss“, sagt Heße.

Auch das Schlosstheater Moers erlebt zurzeit Umsatzeinbußen. Der Verkauf von Theaterkarten liegt brach. Da das Theater sich auch über den städtischen Zuschuss finanziert, fließen laut Viola Köster die Gehälter weiter.

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