Premiere in Moers Auch Schlosstheater präsentiert Loveparade-Stück

Moers · Das Stück „Parade 24/7“ feiert im Februar Premiere. Es soll vor allem das System thematisieren, das zur Katastrophe führte.

 Kerzen brennen an der Unglücksstelle der Loveparade 2010.

Kerzen brennen an der Unglücksstelle der Loveparade 2010.

Foto: dpa/Marcel Kusch

Für Ulrich Greb gehört die Loveparade „zur Stadt Duisburg und zur Region“. „Wir wissen, wie komplex die Geschehnisse waren“, sagt der Intendant des Schlosstheaters Moers. „Niemand kann die Katastrophe am 24. Juli 2010 nachzeichnen, obwohl sie die Katastrophe ist, die am besten mit Bildern dokumentiert ist. Niemand kann sich in die Gefühle der Opfer und Angehörigen hineinversetzen. Aber jemand kann die Frage stellen, wie es dazu kommen konnte.“ Die Frage stellt das Schlosstheater in seinem Stück „Parade 24/7“, an dem es gerade arbeitet.

„24 kann auch für 24 Stunden pro Tag und 7 für sieben Tage pro Woche stehen, also Zeiten, die sich immer wiederholen“, sagt der Intendant. Am 19. Februar hat es Premiere im Keller des Moerser Schlosses, also vor einem Stück des Duisburger Kinder- und Jugendtheaters „Kom‘ma“, das ab März 2020 ebenfalls die Katastrophe der Loveparade thematisieren soll.

In der Nachbarstadt haben die Pläne viel Kritik ausgelöst. Unter anderem meldete sich der Hinterbliebenen- und Opferverein „Lopa 2010“ mit einer kritischen Stellungnahme zu Wort. „Es ist unmoralisch, aus dem schlimmsten Tag der Betroffenen und Hinterbliebenen ein Theaterstück zu kreieren, das von den Mitverantwortlichen finanziert wird“, schreibt der Vereinsvorsitzende Thorolf Schmidt. Die Stadt Duisburg unterstützt zwar nicht das Stück selbst, dafür aber das Haus und die Künstlergruppe finanziell. 21 Menschen waren am 24. Juli 2010 gestorben, darunter auch Moerser. 600 wurden im Tunnel der Karl-Lehr-Straße südlich des Duisburger Hauptbahnhofes verletzt. Dabei sollte die Loveparade eine friedliche Techno-Party werden, 2010 ein Höhepunkt des Kulturhauptstadtjahres sein. Doch sie war eine Todesfalle. 2019 empfahl das zuständige Gericht, das Verfahren einzustellen, weil „ein kollektives Versagen einer Vielzahl von Personen am Veranstaltungstag für das Unglück mitverantwortlich“ gewesen sei.

Greb will im Stück „Parade 24/7“ diesem Fehlverhalten nachgehen, das mit individueller Strafe nach dem Strafrecht nicht gefasst werden könne. „Figuren sind Chronisten“, verrät er. „Das Stück kommt ohne Originalbilder aus.“ „Parade 24/7“ bezeichnet er als Rechercheprojekt, sich dem Unglück mit theatralen Mitteln zuzuwenden, die auf Augenzeugenberichten, Protokollen und Medienberichten basieren.

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