Schlosstheater in Moers: Kafkas „Process“ als Tanz auf dem Papier

Theater in Moers Kafkas „Process“ als Tanz auf dem Papier

Moers · Das Schlosstheater verhandelt Kafkas „Process“ im Moerser Wallzentrum. Geboten bekommen die Zuschauer ein tolles Bühnenbild und ein Stück mit Längen.

10.09.2020, 13:37 Uhr

Matthias Heße und Emily Klinge im Clinch. Bühnenbildnerin Birgit Angele hat für Kafkas „Process“ eine großartige Papierlandschaft geschaffen.
Foto: Jakob Studnar

Gleißendes Licht. Alles ist weiß, fast steril-weiß. Wie gemacht für eine Versuchsanordnung. Nur dass sich in dieser Landschaft aus unbeschriebenem und zerknülltem Papier nichts über Schuld, Recht und Unrecht herauslesen lässt. Selbst in den Tiefen scheint sie lupenrein, gibt sie nur wenig preis über dieses geheime Gericht, das über Josef K. verhandelt. An seinem 30. Geburtstag aus dem Bett heraus verhaftet, wird er immer tiefer in ein abtraumartiges Labyrinth gezogen, das weder Erklärung noch Erlösung bietet. Es ist eine großartige Rauminstallation, die Bühnenbildnerin Birgit Angele aus 250.000 Blatt Papier für das Schlosstheater geschaffen hat, geheimnisvoll und bedrohlich zugleich. Denn man weiß nie, was aus den Untiefen des Papierberges doch an die Oberfläche dringen könnte. Nur so viel: Am Ende sind es vor allem leere Hüllen, die an Haken unter der Decke hängen.

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