RP-Bürgermonitor Scherpenberger bangen um „Central Park“

Moers · Anwohner wollen Bebauungsplan für Gartengelände am Bahndamm verhindern. Politisch gewollt ist eine Nachverdichtung der Bebauung aber schon seit Jahren. Ohne die Zustimmung der Grundstückseigentümer sei nichts möglich, betont der Technische Dezernent Thorsten Kamp. Es gehe um einen „ersten Aufschlag“ für die Planung.

Es gibt nicht viele Ecken in Moers, an denen man in der Mittagszeit Stille und Vogelgesang genießen kann. Zu diesen erlesenen Stellen gehört ein Grünzug in Scherpenberg, der, samt eines Fuß- und Radwegs, entlang einer alten Zechenbahn-Trasse zwischen Eichenstraße und Kornstraße verläuft. An den Bahndamm schließen sich große Gärten an; viele gehören Anwohnern der im Osten parallel verlaufenden Cecilienstraße. Nun fürchten Scherpenberger, dass die Tage dieser „grünen Lunge“ gezählt sind. Anlass bietet ein Bebauungsplan, den die Stadtverwaltung am Dienstag, 9. Juni, im Stadtentwicklungsausschuss auf den Weg bringen möchte. Ein Investor wolle an der Kornstraße Mehrfamilienhäuser errichten – von „kleineren Wohnungszuschnitten für Ein- und Zwei-Personenhaushalte“ ist die Rede, „voraussichtlich als öffentlich geförderter Wohnungsbau“. Im Bereich der erwähnten Gärten könnten „jeweils kleine Wohnhöfe entstehen, bei denen Einzelhäuser um einen kleinen Platz herum angeordnet sind“, heißt es in einer Verwaltungsvorlage. Von der Kornstraße solle das Gebiet durch eine Stichstraße (parallel zum Weg auf dem Bahndamm) erschlossen werden. Eventuell sei auch eine weitere Zufahrt von der Eichenstraße im Süden notwendig.

Ob, wie und wann die Bebauung zustande kommen kann, hängt auch davon ab, ob die Eigentümer der Gärten bereit sind, einen Teil davon abzugeben. „Wir wurden bereits im vergangenen Jahr von der Stadt angeschrieben“, sagte am Montag Marianne Scherpenberg, die dort einen Garten besitzt. Ihres Wissens nach wollten die meisten Eigentümer ihr Land behalten. Ihr sei ein Bebauungsentwurf der Stadt bekannt. „Die wollen hier alles plattmachen“, sagt die Scherpenbergerin. Zusammen mit anderen Anwohnern hat sie einen Fragenkatalog vorbereitet, den sie im Ausschuss vortragen will. „In Moers herrscht Klimanotstand. Es kann nicht sein, dass hier Flächen mit funktionierender Flora und Fauna kaputtgemacht werden.“ Die Politik sei eingeladen, sich selbst einen Eindruck von dem Areal zu verschaffen.

Auch die Siedlervereinigung Niederrhein, Ortsgemeinschaft Scherpenberg, protestiert. Der Technische Beigeordnete Thorsten Kamp selbst habe kurz nach seinem Amtsantritt den Grünzug als „Central Park“ von Scherpenberg gelobt, sagte Claus Potschka vom Vorstand der Siedlergemeinschaft. Umso unverständlicher seien die jetzigen Pläne. Die Siedler kritisieren unter anderem die vorgeschlagene Erschließung von der Kornstraße aus als „absolut gefährlich“, da Autofahrer auf der einen und Fußgänger, Radfahrer sowie spielende Kinder auf der anderen Seite sich ins Gehege kommen könnten. Der Spiel und Bolzplatz der am Eingang zur Bahntrasse von der Kornstraße aus liegt, sei in den Unterlagen für den Stadtentwicklungsausschuss weder eingezeichnet noch erwähnt, bemängelte Potschka.

Der Technische Dezernent Thorsten Kamp betonte am Montag, dass der eigentliche „Central Park“, nämlich der Grünzug am Bahndamm, auf jeden Fall erhalten bleibe. Was die benachbarten Gärten angehe, sei eine „Nachverdichtung“ der Bebauung bereits seit zehn Jahren im Gespräch. „Es gibt dazu eine politische Grundsatzentscheidung, die in den Flächennutzungsplan mündete“, sagte Kamp.

 Ein Panorama-Foto des Bahntrassen-Wegs mit den sich anschließenden Gärten.

Ein Panorama-Foto des Bahntrassen-Wegs mit den sich anschließenden Gärten.

Foto: Josef Pogorzalek (pogo)
  ◀  Die Siedlergemeinschaft fragt sich, was aus dem Bolzplatz wird, wenn die Stichstraße gebaut wird.          ▶  Ein Hauch von Landleben mitten in Moers: Hühner in einem der Gärten.

◀ Die Siedlergemeinschaft fragt sich, was aus dem Bolzplatz wird, wenn die Stichstraße gebaut wird. ▶ Ein Hauch von Landleben mitten in Moers: Hühner in einem der Gärten.

Foto: Josef Pogorzalek (pogo)
 BüMo Scherpenberg

BüMo Scherpenberg

Foto: Josef Pogorzalek (pogo)

Gegen den Willen der Grundstückseigentümer könne die Stadt ohnehin nichts ausrichten. Es sei aber keineswegs so, dass die meisten einen Verkauf ablehnten. Vielmehr habe von 30 angesprochenen Eigentümern gut die Hälfte einem Verkauf zugestimmt, weitere Eigentümer wollten eine konkrete Planung abwarten. „Wir sind erst beim Einstieg in den Planungsprozess“, sagte Kamp. „Es gibt für die Anwohnerschaft noch genug Möglichkeiten mitzureden.“

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