MOERS Freiwillig in die „Familie“ einsteigen

MOERS · Pascal Fackert (19) lässt sich im Familienunternehmen als Metallbauer ausbilden, sein Bruder Tobias Fackert (22) fing bei einem anderen Unternehmen als Kaufmann an – ohne Druck.

 Pascal Fackert (19, l.) bekommt Tipps von seinem Vater Andreas Fackert.

Pascal Fackert (19, l.) bekommt Tipps von seinem Vater Andreas Fackert.

Foto: Dieker, Klaus/Dieker, Klaus (kdi)

Großen Druck und heißen Dampf haben die Teile auszuhalten, die das Maschinenbauunternehmen Fackert aus Edelstahl bis hin zu Titan weltweit für Anlagen der Lebensmittel-, Pharma- oder Chemieindustrie herstellt. Ganz anders geht es zu, wenn ein Familienmitglied in das Familienunternehmen einsteigt.

„Mein Bruder Matthias hat Medizin studiert und ist als Arzt glücklich geworden“, erzählt Andreas Fackert. „Ich habe in der Familie angefangen und bin als Mechanikermeister glücklich geworden.“ Der 46-Jährige gehört der dritten Generation an, die heute das Unternehmen mit 60 Mitarbeitern führt, das von den Familienmitgliedern gerne als „Familie“ bezeichnet wird. Sein Vater war Hans Fackert, der nach dessen Brüdern Horst und Helmut Fackert in die Fritz GmbH & Co. KG einstieg. Die erste Generation war Fritz Fackert, der das Unternehmen 1945 in Duisburg gründete, das seit 2008 an der Heinrich-Hertz-Straße im Moerser Gewerbepark Genend liegt.

Von Helmut Fackert stiegen keine Nachkommen in die „Familie“ ein, von Horst Fackert alle. Martin und Friedrich Fackert sind Geschäftsführer der KG. Peter Fackert ist Geschäftsführer des Tochterunternehmens Fackert Spezial-Armaturen FSA. „Jeder kann entscheiden, ob er einsteigt, wenn Fähigkeit und Leistung stimmen“, beschreibt Andreas Fackert, der Sohn von Hans Fackert, das Prinzip. „Söhne werden genauso wie alle anderen Mitarbeiter behandelt.“

In einer guten „Familie“ ist es nicht einfach, immer miteinander auszukommen. „Natürlich gibt es manchmal Unstimmigkeiten“, sagt Andreas Fackert. „Aber am nächsten Tag können wir uns wieder in die Augen schauen.“ Dazu haben die Brüder und Cousins ihre Bereiche klar abgegrenzt. „Niemand redet den anderen rein“, erzählt der Geschäftsführer, der für den Betrieb verantwortlich ist.

In die „Familie“ ist vor zwei Jahren die vierte Genration eingestiegen. Pascal Fackert hat im August 2016 eine Ausbildung zum „Metallbauer Fachrichtung Konstruktionstechnik“ begonnen. „Ich arbeite gerne in der Familie“, sagt der 19-Jährige mit Mittlerem Abschluss. „Ich werde ganz normal behandelt, wie die anderen Auszubildenden.“

Der Sohn von Andreas Fackert lernt in seiner Ausbildung Maschinen kennen, an denen andere angehende Metallbauer selten arbeiten, zum Beispiel Dreh- oder Fräsmaschinen. „Ich kann hier mehr Erfahrungen als in anderen Betrieben sammeln“, berichtet er. „Bislang haben die Familienmitglieder ihre Lehren außerhalb gemacht.“

Seinen 22-jährigen Bruder Tobias Fackert zog es nicht in das Familienunternehmen. Er absolvierte eine Ausbildung bei Thyssen-Krupp, um heute beim Duisburger Stahlkocher und Aufzugsbauer als Kaufmann zu arbeiten. „Er ist dort glücklich“, versichert Vater Andreas Fackert.

Die Entwicklung seines Sohnes Pascal Fackert beobachtet er zufrieden: „Er hat die Zwischenprüfung gut bestanden. Ich denke, er wird im Frühjahr 2020 auch bei der Abschlussprüfung gut abschneiden. Warten wir ab.“

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