Kabarett in Moers Alt-Berlin im Augusta-Treff

Moers · Rolf Raatz, Ex-Bankdirektor mit künstlerischer Ader, begeisterte im neuen Caritas-Café an der Augustastraße mit Liedern, Satiren und Anekdoten.

 Rolf Raatz, kabarettistischer Botschafter Alt-Berlins, sorgte für Heiterkeit und Kurzweil.

Rolf Raatz, kabarettistischer Botschafter Alt-Berlins, sorgte für Heiterkeit und Kurzweil.

Foto: Norbert Prümen (nop)

Einen vergnüglichen Bummel durch das alte Berlin haben Besucherinnen des neuen Caritas-Cafés an der Augustastraße 9a erlebt. Rund 40 Minuten lang präsentierte der ehemalige Bankdirektor und UFA-Kinderdarsteller Rolf Raatz heitere Texte, Satiren, Anekdoten und kleine Gesangsstücke von Joachim Ringelnatz, Otto Reutter, Günter Neumann und anderen Berliner Kabarettgrößen der 20er Jahre. Es war bereits sein zweiter Auftritt in dem am 6. Mai eröffneten „Augusta-Treff“ des Caritas Verbandes Moers-Xanten. „Der erste war so gut besucht, dass wir Herrn Raatz um eine zweite Auflage gebeten haben“, erklärte Treff-Leiterin Birgitt Schulte-Kellingshaus.

Nachdem der in Moers-Repelen lebende Rolf Raatz seine literarisch-kabarettistische Altberlin-Show fast 30 Jahre lang zusammen mit seinem Zwillingsbruder Roland präsentiert hatte, ist er damit jetzt seit 1996 alleine unterwegs. Und zwar immer ohne Gage und „nur“ in Kirchengemeinden, Begegnungsstätten oder bei sonstigen gemeinnützigen Veranstaltungen. „Ich habe im Laufe meines Lebens familiär, beruflich und gesundheitlich so viel geschenkt bekommen, dass ich dieses Geschenk gerne weitergeben möchte“, lautete seine Begründung.

Nachdem sich die Besucher im Augusta-Treff zunächst bei Kaffee, Kuchen und angeregten Gesprächen auf das kabarettistische Ereignis vorbereitet hatten, trat Rolf Raatz schließlich bekleidet mit einem maisgelben Jackett und einer roten Fliege vor sein Publikum. „Wussten Sie, dass ich fast ein Halbbruder von Sascha Hehn geworden wäre?“, begann er seinen „heiteren Bummel durch das alte Berlin“ zunächst mit einer eigenen kleinen Episode aus der Zeit, als er und sein Bruder als Kinder in dem UFA-Film „Neigungsehe“ mitgespielt hatten. Damals habe der darin mitspielende Vater von Sascha Hehn ihrer Mutter ein ziemlich eindeutiges Angebot gemacht, sei damit allerdings bei ihr nicht gut angekommen. Diesem von der überwiegend weiblichen Zuhörerschaft mit einem kollektiven Lächeln aufgenommen Auftakt folgte ein buntes Kaleidoskop kabarettistisch-literarischer Beiträge. So zum Beispiel eine im Sprechgesang vorgetragene, sechsstrophige Auswahl aus Otto Reutters berühmten Lied „In 50 Jahre ist alles vorbei“, oder die Wiedergabe von Joachim Ringelnatz‘ verschmitztem Gedicht „Den Unterschied von Mann und Frau sieht man durchs Schlüsselloch genau“.

All das reicherte Raatz mit eigenen Geschichten und solchen über seinen schlagfertigen und ständig zu Scherzen aufgelegten Berliner Großvater an. Nach einem mit einem strahlenden Lächeln vorgetragenen „Berlin, ick liebe dir“ und einem langen, begeisterten Applaus schlüpfte Rolf Raatz aus seinem maisgelben Jackett und wurde ein ganz normaler Gast des Caritas-Cafés.

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