Moers Römischer Schiffsbau hilft der Inklusion

Moers · Zwei junge Männer mit Behinderung beginnen in der APX-Werft in Xanten ihre Ausbildung. Das Projekt ist einzigartig.

 Stefan Achterberg (v.) und David Janßen (M.) beginnen bald ihre Lehre. Ihr Betreuer Kees Sars darf aber aus rechtlichen Gründen nicht ihr Ausbilder sein. Die Minerva Tritonia wird mit geschmiedeten Nägeln zusammengehalten.

Stefan Achterberg (v.) und David Janßen (M.) beginnen bald ihre Lehre. Ihr Betreuer Kees Sars darf aber aus rechtlichen Gründen nicht ihr Ausbilder sein. Die Minerva Tritonia wird mit geschmiedeten Nägeln zusammengehalten.

Foto: a: Fischer

Erst Schnupperpraktikum, dann Ausbildung und am Ende die Festanstellung: Stefan Achterbergs und David Janßen haben Teil eins längst hinter sich gelassen, stehen jetzt in Stufe zwei, und wenn alles gut läuft, steht in einigen Jahren der festen Anstellung als Fachkraft nichts im Weg. Die beiden jungen Männer, 20 und 25 Jahre, sind Teil eines in Europa einzigartigen Projekts beim Landschaftsverband Rheinland (LVR). "Kultur trifft Inklusion", lautet der Titel. "Römischer Schiffsbau schafft Ausbildungsplätze für Menschen mit Behinderung."

In der Schiffswerft des Archäologischen Parks Xanten (APX) arbeiten sie nicht nur am Nachbau eines alten römischen Segelschiffs, sondern qualifizieren sich dort zugleich zum "Fachpraktiker für Holzverarbeitung". Nach etwas mehr als drei Jahren und bestandener Prüfung winkt die Übernahmen in ein festes Arbeitsverhältnis. Für Ausbildung und Betreuung hat der APX eine archäologische Projektleiterin und einen Tischlermeister eingestellt.

Xantens Römer-Flotte wächst und wächst. Aktuell ist ein Segelschiff auf Kiel gelegt, der Nachbau eines Bootes aus dem späten dritten nachchristlichen Jahrhundert. 18 Meter lang und mit damaligen Techniken gezimmert.

In der Schiffswerft an der Trajanstraße können Besucher mit verfolgen, wie es nach und nach Gestalt annimmt.

Doet arbeiten auch Stefan Achterbergs und David Janßen. Die jungen Männer haben ein Praktikum absolviert und den Hauptschulabschluss nachgeholt, ehe sie ihre Ausbildung begannen. "Der Weg in den ersten Arbeitsmarkt ist sehr schwer, der Übergang von der Schule in den Beruf für junge Menschen mit Behinderung besonders wichtig, aber mangels passender Förderung oftmals kaum zu bewältigen", erläutert Angela Faber, beim LVR Dezernentin für Schulen und Integration. "Bei der Suche nach passenden Ausbildungsplätzen müssen sie häufig gegen Vorurteile ankämpfen. In diesem Projekt eröffnen wir jungen Menschen mit Behinderung eine Chance auf ihren Traumjob."

Kulturdezernentin Milena Karabaic unterstreicht ebenfalls den hohen Stellenwert des Xantener Projekts. "Kultur und Inklusion kommen hier aufs Schönste zusammen, und zwar sehr nachhaltig." Gerade für junge Menschen mit Behinderung sei es enorm wichtig, einen Arbeitsplatz zu finden. "Dafür brauchen sie unser Vertrauen. Wir hoffen, ihnen nach der Ausbildung den bestmöglichen Start in den Beruf ermöglicht zu haben."

APX-Chef Martin Müller ist von dem Inklusionsprojekt im Allgemeinen und speziell von seinen neuen Mitarbeitern überzeugt. "Ich kann nur jeden ermutigen, diesen Weg zu gehen. Es ist eine Bereicherung und funktioniert sehr gut."

Bei den beiden aktuellen Ausbildungsstellen in der Werft soll es nicht bleiben. In den kommenden Jahren will der LVR im Archäologischen Park erneut Lehrstellen anbieten und so weiteren Jugendlichen mit Behinderung die Tür ins Berufsleben öffnen.

Arbeit für diesen holzverarbeitenden Zweig im Römer-Park gibt es noch lange.

Das aktuelle Schiff wird im kommenden Mai erstmals zu Wasser gelassen. Der nächste Schiffstyp steht schon in der Warteschleife. Und danach? "Ich kann mir dann auch etwas Anderes vorstellen", sagt Müller, zum Beispiel der Nachbau von römischem Mobiliar.

(RP)
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