Moers Rockerparty bis in den Morgen bewacht

Moers · Weit über 100 Rocker haben am Samstag abend friedlich den Übertritt der Moerser Freeway Riders zur Gruppe Gremium MC gefeiert. Die Polizeikräfte überwachten die Party bis fünf Uhr morgens. Anwohner beschwerten sich.

 Kontrollpunkt am Tirgrathsfeldweg: Das eindrucksvolle Polizeiaufgebot durchsuchte jeden einzelnen Wagen und die Gremium-Mitglieder nach Waffen.

Kontrollpunkt am Tirgrathsfeldweg: Das eindrucksvolle Polizeiaufgebot durchsuchte jeden einzelnen Wagen und die Gremium-Mitglieder nach Waffen.

Foto: Dieker, Klaus

Hunderte Rocker des Gremium Motorcycle Club sind am Samstag aus dem gesamten Bundesgebiet angereist, um an einem sogenannten "Patchover", einer Vereinigungsparty zwischen den Moerser Freeway Riders und MC Gremium Moers, teil zu nehmen. Da Teile der Gremium-Organisation vom LKA als kriminell organisiert eingestuft werden und unter der Woche ein Brandanschlag auf das Clubhaus verübt worden war, riegelte die Polizei das "Black 7" rigoros ab, so dass der Ortsteil Vennikel den wohl größten Polizeieinsatz seiner Geschichte erlebte.

Gegen 20 Uhr war am Samstag Abend die erste große Anreisewelle der Rocker, die in luxuriösen Limousinen vorfuhren, vorbei. Zu diesem Zeitpunkt hatte die Polizei seit drei Stunden das Gelände rund um das Clubhaus am Tirgrathsfeldweg abgeriegelt. Auf beiden Zufahrtsstraßen waren Dutzende Polizisten stationiert. Zuvor wurden Kontrollpunkte errichtet und bis in die Nacht hell erleuchtet, um die Autos der Gremium-Mitglieder nach Waffen, Pyrotechnik und Rauschgiften kontrollieren zu können, berichtete Polizeisprecher Josef Wissen. "Gefunden haben wir aber nichts."

Zudem verhielten sich die Rocker mit ihren schwarzen Lederkutten erstaunlich gefasst. Mit einem Lächeln auf den Lippen ließen sie die Personenkontrollen über sich ergehen und zückten bereitwillig ihre Papiere. "Die wollen heute offenbar nur feiern," sagte Wissen. Er rechnete nicht mit Auseiandersetzungen. Das deckte sich mit den Aussagen von Anwohnern, die sich wegen des Polizeiseinsatzes Sorgen machen. Es habe schon immer Rocker-Partys im "Wäldchen" gegeben. "Bisher ist hier immer alles friedlich gewesen", sagte eine Anwohnerin des Tirgrathsfeldwegs.

Zusammen mit ihrem Mann beobachtete sie das Geschehen vor der Haustür durch das Küchenfenster. "Es ist unüblich, dass so viel Polizei zum Einsatz kommt. Wenn das öfter vorkommt, verliert ein Grundstück an Wert — wer will denn hier noch hinziehen?", erklärte sie. Sie mache sich daher Sorgen. Ein weiteres Ehepaar, Anwohner der Akazienstraße, versteht die Maßnahme auch nicht. "Wir wollten gerade unsere Runde laufen, und sehen, dass hier soviel Polizei ist. Wir wurden nicht informiert", klagten sie. Wissen weist dies zurück — "alle Anwohner hätten Post bekommen", so seine Antwort. Doch zeigten die Beamten auch Verständnis.

Die ehemaligen Moerser Freeway Riders und das hier beheimatete MC-Gremium-Chapter seien bisher nicht auffällig gewesen. Doch müsse man in der Rockerszene wachsam sein. "Früher konnte man strikt zwischen den großen verfeindeten Gruppen, Hells Angels und Bandidos, unterscheiden", sagte Wissen. "Heute wechseln die Mitglieder so schnell zwischen den Rocker-Clubs hin und her, dass man den Überblick verliert".

Um der unbersichtlichen und potenziell gefährlichen Rockerszene keinen rechtsfreien Raum zu lassen, wie Polizeisprecherin Sabine Fetter betont, seien solche Großeinsätze erforderlich. Bis um fünf Uhr morgens umstellten die Polizeibeamten das Clubhaus, ohne jedoch Auffälligkeiten festzustellen.

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