Moers Repelener Presbyterium tritt zurück

Moers · Superintendent Ferdinand Isigkeit hatte am Sonntag im Gottesdienst in der Dorfkirche keine leichte Aufgabe. Er erklärte den Gemeindegliedern, dass in der Presbyteriumssitzung der evangelischen Kirchengemeinde Repelen am 14. Dezember die Mehrzahl der Presbyter zurückgetreten sei.

Damit ist das Presbyterium, die Gemeindeleitung, beschlussunfähig. Die Kirchenordnung sieht vor, dass in diesem Fall ein Bevollmächtigtenausschuss (BVA) durch den Kreissynodalvorstand (KSV) eingesetzt wird. Dieser leitet die Gemeinde anstelle des Presbyteriums, bis es zu Neuwahlen kommt.

Neuwahlen verschieben sich

Dem Rücktritt sei eine Visitation, ein turnusmäßiger Besuch einer Gemeinde durch den KSV, voran gegangen, berichtete Isigkeit. Bei dieser Visitation muss dem KSV aufgefallen sein, dass in der Gemeinde Aufgaben zu bewältigen sind, mit denen das Presbyterium offenbar überfordert war. Isigkeit sprach von "anspruchsvollen Gemeindeaufgaben und Arbeitsbereichen verbunden mit Fragen der Gebäude-, Verwaltungs- und Finanzstruktur".

Die Bewältigung dieser Aufgaben "hätte in der Kürze der verbleibenden Amtszeit bis Mitte März 2012 vom scheidenden Presbyterium nicht mehr geleistet werden können." Eigentlich stehen nämlich im Februar Presbyteriumswahlen an. Isigkeit zeigte sich skeptisch, dass unter diesen Umständen die Presbyteriumswahl am 5. Februar durchgeführt werden könne. Der KSV müsse wahrscheinlich das Wahlverfahren anhalten, so dass die Wahl um voraussichtlich etwa ein Jahr verschoben werde.

Die evangelische Kirchengemeinde Repelen zählt etwa 4000 Gemeindeglieder. Zwei Pastoren sind für die Gemeinde zuständig: Heinz-Jürgen Wagener und Jens-Uwe Bratkus-Fünderich. Er ist derzeit krank geschrieben. Das Presbyterium hatte vor rund drei Wochen beschlossen, aus der Jugendarbeit im Jugendzentrum Dorfschule in Repelen auszusteigen.

Die evangelische Gemeinde hatte daraufhin den Vertrag bei der Stadt Moers gekündigt. Die Verwaltung hatte berichtet, die beiden Kooperationspartner Awo und evangelische Kirche würden nicht konstruktiv zusammen arbeiten. Die Kirchengemeinde sagt jedoch, das Verhältnis zur Awo sei gar nicht so schlecht gewesen.

Viele Gemeindeglieder sind verunsichert. Dr. Hans-A. Meyer Stoll sieht die Gemeinde sogar ein Stück weit "verdummt" da stehen. Sämtliche Vorbereitungen für die Presbyteriumswahlen sind getroffen worden. Nur zwei der jetzt zurückgetretenen Presbyter wollten sich offenbar zur Wiederwahl stellen. Es hatten sich aber genügend motivierte und auch junge Leute gefunden, die das Amt übernehmen wollten. Durch den Rücktritt des Gremiums ist die neue Wahl ausgebremst worden. Nun hat der BVM das Sagen. Nach Informationen der RP befürchten jetzt einige, es könnten in den Einrichtungen der Gemeinde — etwa Offener Ganztag — Sparmaßnahmen getroffen werden.

Ob und in wieweit auch Personalien beim Rücktritt des Presbyteriums eine Rolle spielten, ist offen. Kirchenkreis und Superintendent sagen, konkrete Personen seien nicht der Grund für den Schritt der Gemeindeleitung.

Der BVA wird jetzt Menschen ansprechen, die sich in der Gemeinde auskennen, auch um sie für die Mitarbeit in einem Beirat zu gewinnen. Mehr zum Thema Dorfschule unter www.rp-online.de/moers

(RP/rl)
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