Moers Rechne mir eine Chance aus
Moers · Dienstagabend nominierte die Moerser CDU ihn als Landtagskandidat, die Christdemokraten aus Neukirchen-Vluyn stimmten bereits am Wochenende ab: Hans-Gerd "Hacky" Hackstein soll versuchen, das Direktmandat für das Düsseldorfer Parlament zu erobern.
Am Dienstag sprach RP-Redaktionsleiter Dirk Möwius mit ihm.
Sie sind erstmals Ratsmitglied und gleich stellvertretender Bürgermeister geworden. Wir haben Sie eher weiter in der Kommunalpolitik gesehen. Wieso setzen Sie nun auf die Landespolitik?
Hackstein Die gesamte CDU hatte sich eigentlich frühzeitig auf Michael Darda festgelegt. Als ich im Grafschafter von seiner Absage las, habe ich schon spontan gedacht, dass das was für mich wäre. Ich rechne mit durchaus Chancen aus. Aber ich habe mich nicht beworben und dann sehr gefreut, als die CDU auf mich zukam.
Wer hat Sie angesprochen?
Hackstein Die Stadtverbandsvorsitzende Brigitte Glocker. Ich habe dann aber noch meine Bedingungen genannt.
Nämlich?
Hackstein Das Wichtigste war mir die Zustimmung meiner Frau. So eine Entscheidung muss man gemeinsam fällen. Und dann wollte ich ein Signal, ob die gesamte CDU, Moers wie Neukirchen-Vluyn und alle Vereinigungen, meine Kandidatur wollen und mittragen.
Geht es für Sie jetzt in einen Crashkurs für Landtagskandidaten?
Hackstein Ich werde natürlich ein paar Angebote etwa der Kommunalpolitischen Vereinigung annehmen, aber ich werde jetzt nicht den Experten für alle Landespolitikthemen spielen. Da bin ich nicht im Geschäft und es wäre unehrlich, so zu tun, als wüsste ich über alle Bescheid. Mit den Positionen der CDU mache ich mich vertraut, aber ich behalte mein Recht auf eine eigene Meinung. Und wie man Wahlkampf macht, weiß ich. Da habe ich auch viel von Cay-Jürgen Schröder gelernt. Ich möchte sowieso mal daran erinnern, dass er uns sehr deutlich vor der Entwicklung der Moerser Finanzen gewarnt hat. Nun haben wir den Schlamassel.
Die Kommunal- und die Landesfinanzen dürften ein Hauptthema sein.
Hackstein Richtig. Selbst wenn Moers jetzt auf den Stärkungspakt setzt und wir aufgenommen werden, wird es doch alles ganz schwierig. Die ganzen Zahlen sind aus meiner Sicht mit der heißen Nadel gestrickt. Lassen Sie die Inflation und damit die Zinsen steigen, lassen Sie es für den öffentlichen Dienst zu einer Gehaltsanpassung kommen und schauen Sie sich doch nur die auf Spitzenniveau angesetzten Gewerbesteuereinnahmen an. Statt fünf Millionen pro Jahr wird Moers dann ganz schnell auch acht oder gar zehn Millionen einsparen müssen. Und dann kommt der Kahlschlag, hier bewegt sich nichts mehr. Natürlich muss das Land stärker helfen — die CDU hatte ja bereits mehr Mittel gefordert — aber der Blick auf die Landesfinanzen macht auch wenig Mut.
Gehen wir mal ein paar Themen der Landespolitik durch. Als Karnevalist kennen Sie die Problematik des Nichtraucherschutzes.
Hackstein Das ist ein schwieriges Thema. Man sollte mehr auf die Entscheidungsfreiheit des Einzelnen setzen. Das gilt auch für den Nichtraucher, der vielleicht mal irgendwo nicht hingeht, weil da geraucht wird.
Gerade als CDA-Vertreter dürfen sie mit der Problematik des Ladenschlussgesetzes vertraut sein?
Hackstein Ich würde an der derzeitigen Regelung nichts ändern. Wichtig ist mir, dass die Mitarbeiter auch entsprechend bezahlt werden, besonders wenn sie am Sonntag arbeiten müssen. Der Mitarbeiter sollte entscheiden können, ob er den Sonntagszuschlag oder Freizeitausgleich in Anspruch nimmt.
Aus dem Rat kennen Sie ja Ibrahim Yetim. Wie ist Ihr Verhältnis?
Hackstein Wir haben keine Berührungsängste. Wir diskutieren sehr offen miteinander und werden sicherlich keine persönlichen Probleme bekommen.
Viele vermissen bei Ihrem Spitzenkandidaten Röttgen das klare Bekenntnis zur Landespolitik.
Hackstein Das kann ich verstehen. Ich würde ihm auch sagen, dass ich da eine klare Aussage für Düsseldorf von ihm erwarte.
Sie engagieren sich wie die CDU insgesamt für "Rathaus ohne Ballhaus". Wie ist denn Ihre Einschätzung. Wird es nach der Landtagswahl in diesem Jahr in Moers noch zwei weitere Wahltermine geben — die Abwahl und die Bürgermeisterneuwahl?
Hackstein Wenn die Zahl der Unterschriften zusammenkommt, wird es bei der Abwahl sehr eng für Norbert Ballhaus. Denn viele Menschen, die derzeit nicht offen unterschreiben wollen, sind unzufrieden und würden die Anonymität des Wahlgangs nutzen.