Moers Rathaus wird zur Ruine

Moers · Seit 2009 könnte die Nachfolgeregelung für das Neue Rathaus unter Dach und Fach sein. Doch Rat und Verwaltung bekommen das Thema nicht vom Tisch. Moers fehlen die Einnahmen aus dem Verkauf, das Gebäude verfällt.

 Kein schönes Bild: Das leerstehende Neue Rathaus am Schlosspark verfällt langsam. Noch weiß man bei der Stadt nicht, wie es dort weitergehen wird.

Kein schönes Bild: Das leerstehende Neue Rathaus am Schlosspark verfällt langsam. Noch weiß man bei der Stadt nicht, wie es dort weitergehen wird.

Foto: kdi

500 000 Euro jährlich plant die Ampel aus SPD, Grünen und FDP laut ihrem Antrag zum Haushaltssanierungsplan ab 2013 durch den Verkauf städtischer Grundstücke für die Moerser Stadtkasse ein. Klappt nur ein Verkauf nicht, könnte das Konstrukt der Finanzsanierung schon gescheitert sein. Wie unrealistisch der Vorschlag ist, zeigt die unendliche Geschichte der Vermarktung des ehemaligen Neuen Rathauses. Spätestens 2009 hätten die Verkaufsverträge unterzeichnet sein können. Doch Rat und Verwaltung bekommen das Thema nicht vom Tisch. Das frühere Gebäude der Kreisverwaltung verfällt, die Einnahmen fehlen dem Kämmerer, und Moers bekommt langsam eine hässliche Ruine.

Zur Erinnerung: 20. April 2009, 12 Uhr: Bürgermeister Norbert Ballhaus unterzeichnete den Vertrag mit Hochtief für das PPP-Projekt Rathaus plus Kultur- und Bildungszentrum. Von diesem Moment an gab es eine gesicherten Zeitplan, für den Hochtief notfalls finanziell einzustehen hatte. Man konnte also einem Käufer garantieren, ab wann das Neue Rathaus leer war. Am Ende zog die Verwaltung sogar noch einige Monate früher um.

Im Juni 2009 beschloss dann der Kulturausschuss auf Antrag der Ampel, das alte Landratsamt und das "Weiße Haus" auf den Eigenbetrieb Bildung zu übertragen. Damit wurden attraktive Teilbereiche aus der Vermarktung heraus genommen. Trotz der finanziellen Lage der Stadt gab es die Idee für eine Nutzung als Museum oder für das Schlosstheater. Es dauerte bis 2012, dass Landrat Ansgar Müller den Moerser Politikern verdeutlichte, wie unsinnig diese Idee bei leeren Kassen ist. Verkäufe seien dafür da, die Schulden zu verringern.

2010 gab es einen Ideenworkshop. Lange Zeit beherrschte die Idee eines Hotels die Debatte. Investoren wurden gesucht — und nicht gefunden. Die Zeit verstrich weiter. Als der Umzug der Verwaltung anstand, schlug Bürgermeister Norbert Ballhaus vor, das Gebäude zumindest abzureißen, damit keine eingezäunte Ruine mit eingeschlagenen Fenstern in der Stadtmitte stehenbleibt. Er konnte sich nicht durchsetzen, die Idee wurde verworfen.

Dass auch Ende 2011 immer noch keine Lösung gefunden war, kommentiert der Grafschafter mit "Peinlicher geht es kaum". Geht aber wohl doch: Auch im Herbst 2012 gibt es noch keinen Käufer. In der nächsten Sitzung des Planungsausschusses soll immerhin die Ausschreibung vorgestellt werden, erläutert der städtische Pressesprecher Klaus Janczyk. Man sei offen für alle Lösungen, betont er — was bedeutet, dass man sich die Idee, Altes Landratsamt und Weißes Haus nicht zu verkaufen, immer noch offen hält.

(RP)
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