Moers Puppen locken zu Theater für Toleranz

Moers · Die 26. Penguin's Days eröffnen mit einer herzergreifenden Roma-Geschichte

 Matthias Heße und Robert Hütting stellen das Programm vor.

Matthias Heße und Robert Hütting stellen das Programm vor.

Foto: Klaus Dieker

Es sind die mittlerweile 26. Penguin's Days, die am Montagabend im Pulverhaus des Schlosstheaters Moers (STM) eröffnet wurden. Doch bevor die erste Vorstellung über die Bühne ging, luden die Veranstalter des regional bedeutenden Kinder- und Jugendtheaterfestivals noch zu einem kleinen Empfang.

Dabei hoben die dortigen Grußwortvertreter, STM-Intendant Ulrich Greb, Bürgermeister Christoph Fleischhauer und Marketingchef Heiner Rütjes von der Sparkasse am Niederrhein, übereinstimmend die Bedeutung des Festivals für die Kultur und die Gesellschaft hierzulande hervor. Denn der ursprüngliche Anlass des Theatertreffens stehe in Verbindung mit dem neonazistischen Brandanschlag von Solingen vor 25 Jahren, betonte Greb. Insofern und weil es Ausländerfeindlichkeit noch immer gäbe, ergänzte Fleischhauer, würden die Penguin's Days weiterhin gebraucht. "Sie sind Theatertage für Toleranz und friedliches Zusammenleben und wirken kulturell und sozial in unsere Gesellschaft hinein", so Rütjes.

Daneben verschaffte der Empfang den anwesenden Gästen in Darbietung der STM-Mitglieder Matthias Heße und Robert Hütting einen spielerischen Einblick in das Gesamtprogramm des diesjährigen Festivals und stellte gleichzeitig die fünfköpfige Publikumsjury mit Mara, Judith, Julia, Lennard und Lejla vor. Diese Jugendlichen entscheiden am 28. Juni, welche Gruppe diesmal den Goldenen Pinguin für die beste Inszenierung erhalten soll. Ob es dann das Theater Tieret aus dem belgischen Sint-Niklaas in der Nähe von Antwerpen mit seiner Aufführung "Sonderlich und Söhne" sein wird, bleibt abzuwarten. Die fast ausschließlich erwachsenen Besucher des Abends jedenfalls waren allesamt sehr angetan und begeistert von der gut 45 Minuten dauernden Vorstellung.

"Sonderlich und Söhne" ist eine (hier in Deutsch) erzählte herzergreifende Geschichte über eine Roma-Familie. Das Pulverhaus ist zu diesem Zweck - denn eigentlich spielt das dreiköpfige Ensemble sein selbstgeschriebenes Stück in einem Wohnwagen - zu einem Laboratorium der Tränen umgebaut. "Sonderlich und Söhne" ist nämlich ein Familienunternehmen mit einer über hundertjährigen Tradition, das Tränen zu jedwedem Anlass anbietet.

So werden dort Krokodilstränen und Freudentränen, heiße, bittere, saure und goldene Tränen aufbewahrt, aber auch Abschiedstränen vergossen, weil die beiden Brüder (gespielt von Joost van den Branden und musikalisch begleitet von Piet Decalf) und ihre Schwester (gespielt von Laurian Callebaut) binnen 24 Stunden das Land verlassen müssen, obwohl "alle Papiere in Ordnung" seien.

Das hatten stets alle auch beteuert und auch vom Ausländeramt bestätigt bekommen. So geht es zu in dem figurenkombinierten Schauspiel für Menschen ab acht Jahren - und zuweilen auch im wirklichen Leben.

Die humorvolle und zugleich nachdenklich stimmende Aufführung ist nochmals zu sehen am heutigen Mittwoch (20. Juni) um 9, 10.30 und 12.30 Uhr im Pulverhaus gegenüber vom Schloss (Kastell 9).

(reife)
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