Konzert in Moers Der wiederkehrende Kreis von Krieg und Frieden

MOERS · Das Stadtkirchenorchester gibt  Konzert, das zum 100. Jahrestag des Endes des Ersten Weltkrieges die Balance zwischen Schrecken und  Hoffnung hält. 

 Das Publikum war begeistert und spendete den Musikern langanhaltenden Applaus für seine Darbietung.

Das Publikum war begeistert und spendete den Musikern langanhaltenden Applaus für seine Darbietung.

Foto: Dieker, Klaus (kdi)

250 Zuhörer in der Stadtkirche hörten gar nicht mehr auf, zu klatschten, als das Konzert verklungen war. Hatten sie doch einen musikalischen Abend erlebt, der sich in dieser Konstellation wahrscheinlich nicht wiederholen lässt. Zum 100. Jahrestag des Ersten Weltkrieges, der am 11. November 1918 mit der Unterzeichnung eines Waffenstillstandes endete, hatte das Orchester der Stadtkirche Moers das Konzert „Krieg und Frieden“ gegeben, ein brillantes Konzert bestens aufgelegter Musiker. Das 50-köpfige Orchester hatte das Gefühl eingefangen, das am Ende dieses ersten „industriellen Krieges“ herrschte, der mit „moderner“ Kriegstechnik so viele Menschen getötet, verkrüppelt und traumatisiert hatte, wie kein Krieg zuvor. Es ist ein Gefühl, das zwischen Schrecken und Bitterkeit, Hoffnung und Süße liegt, sie gleichsam in Balance hält. Eingefangen haben es vor allem die Komponisten, die während des Ersten Weltkrieges (1914 bis 1918), des Zweiten Weltkrieges (1939 bis 1945) oder anderer großer Schicksalsschläge ihre Stücke schrieben. Joseph Martin Kraus schrieb 1792 die „Symphonie Funébre“, nachdem sein Geldgeber, der schwedische König Gustav III., heimtückisch bei einem Attentat ums Leben gekommen und er selbst schwer an Tuberkulose erkrankt war. Edward Elgar komponierte zu Beginn des Ersten Weltkrieges die Carillon, die sich am Glockenspiel, Carillon, flämischer Städte orientiert. Sergei Prokofjew hielt die Noten zu seiner symphonischen Suite „Krieg und Frieden“ fest, als Russland im Zweiten Weltkrieg von Deutschland überfallen wurde. Igor Strawinsky schrieb seine „L’histoire du Soldat“ 1917. Und Lili Boulanger fixierte ihr Leiden vor ihrem jugendlichen Tod 1918 im Stück „D’un soir triste“. Lars Büscherfeld, der erst 24 Jahre alt ist und Trompete im Orchester spielt, sah die Menschen im Kreislauf von Krieg und Frieden gefangen. Deshalb nannte er seine Komposition „A Perfect Circle“. Nur Paul Lincke, von dem das Orchester zum Abschluss einen Ausschnitt aus dessen Operette „Im Reiche der Indra“ spielte, setzte als Berliner Operettenkomponist die Unbeschwertheit gegenüber. Eingefangen haben das Gefühl vor 100 Jahren auch Dichter und Schriftsteller, aus deren Werke Matthias Heße vom Schlosstheater vortrug.

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