Als Drogendealer in Moers unterwegs Angeklagter zwang Opfer mit Gaspistole in Kofferraum

Moers · Ein Jahr lang soll der Angeklagte als sogenannter „Läufer“ in Moers unterwegs gewesen sein. Die Methoden im Milieu waren brutal. Dahinter steht auch eine persönliche Tragödie.

 Statue der Göttin Justitia.

Statue der Göttin Justitia.

Foto: dpa/Stefan Puchner

Verfahren gegen eine Geldbuße von 100 Euro vorläufig eingestellt: Mit diesem Urteil endete am Montag der Prozess gegen einen 23-Jährigen aus Wiesenburg, der sich vor der auswärtigen Strafkammer des Landgerichts Kleve in Moers verantworten musste. Staatsanwaltschaft und Rechtsbeistand hatten zuvor dem Entschluss der Kammer unter Vorsitz von Richter Johannes Huismann zugestimmt.

Die Einstellung ist deswegen vorläufig, weil der Angeklagte die 100 Euro binnen sechs Monaten an den Opfer-Täter-Fonds der Caritas im Kreis Wesel zahlen muss. Sollte er die Geldstrafe nicht zahlen, „sehen wir uns vor Gericht wieder“, so Richter Huismann.

Der Angeklagte soll zwischen dem 2. Juli 2016 und dem 24. März 2017 als sogenannter „Läufer“ in Moers unterwegs gewesen sein und zwei anderen inzwischen abgeurteilten Dealern dabei geholfen haben, Marihuana gewinnbringend zu verkaufen. Um einer aus einem Drogenverkauf noch ausstehenden Geldforderung über 50 Euro Nachdruck zu verleihen, soll er einem anderen Läufer eine brennende Zigarette auf dem Handrücken ausgedrückt haben. Außerdem, so der Vorwurf der Staatsanwaltschaft, habe er ihm eine Gaspistole an den Kopf gehalten und so gezwungen, in den Kofferraum eines Autos zu steigen, wo er 20 Minuten verblieb.

Der Angeklagte, dessen Vater Spanier ist, räumte vor Gericht ein, ein großes Drogenproblem gehabt zu haben. Mit 14 Jahren habe er angefangen, Cannabis zu rauchen, mit 16 sei Extasy dazugekommen, mit 18 Amphetamine. Jeden Tag ein paar Gramm, dazu ein bis zwei Tabletten. Im April 2017 sei er auf Drängen des Vaters nach Spanien gegangen.

„Mein Vater und ich dachten, dass wir mein Drogenproblem in den Griff bekommen“, ließ der 23-Jährige über seinen Anwalt erklären. Er habe dort bei einer Tante gelebt. Eine Zeit lang sei er clean gewesen, nach Deutschland zurückgekommen, rückfällig geworden. In der stationären Einrichtung „Skarabäus“ in dem Dorf Schmerwitz in Brandenburg habe sein Mandant eine 18-monatige Entgiftung gemacht,  so der Anwalt. Seit April 2019 sei der Angeklagte von den Drogen weg, mit seinem früheren Umfeld in Moers habe er gebrochen. Heute lebt der 23-Jährige in einem Dorf in Brandenburg.

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