Moers Pofallas Sekundenauftritt in Repelen

Moers · Kommt er, oder kommt er nicht, äußert er sich zu einem möglichen Wechsel zur Bahn oder nicht – gestern war in Repelen großes Warten auf Ronald Pofalla angesagt. Die Niederrhein-CDU tagte in Moers. Pofalla kam und schwieg.

 Manfred Lorenz, Geschäftsführer des Bezirksverbands, geleitete Ronald Pofalla durch die Eingangshalle.

Manfred Lorenz, Geschäftsführer des Bezirksverbands, geleitete Ronald Pofalla durch die Eingangshalle.

Foto: Dieker

Zwei Worte und einen zehnsekündigen Blick auf ihn – mehr gewährt Ronald Pofalla, Ex-Kanzleramtschef und Chef der CDU Niederrhein, den Wartenden nicht: "Guten Tag", sagt er, läuft einmal Slalom durchs Foyer des Hotels zur Linde in Repelen und huscht in den Sitzungssaal, in dem sich an diesem Nachmittag der CDU-Bezirksvorstand Niederrhein trifft. Kein Wort zu den TV-, Agentur- und Zeitungsjournalisten über seinen angeblichen und vieldiskutierten Wechsel zur Deutschen Bahn, kein "Dazu kann ich zum jetzigen Zeitpunkt wirklich nichts sagen". Nichts. Guten Tag. Zwei Worte und eine gefühlte Aufregung wie bei einem Besuch von Königin Mutter.

Eine halbe Stunde vorher. Übertragungswagen stehen auf dem Parkplatz an der Dorfkirche, Kameramänner positionieren sich, Fotografen stehen bereit. Nein, einen so großen medialen Auflauf hätten sie in der Linde noch nicht erlebt, sagt die Hotelangestellte, während sie geschäftig Unterlagen stapelt und zusammentackert. Kürzlich beim CDU-Kreisvorstand seien allerdings, sagt sie tackernderweise, mehr Tagungsgäste da gewesen. Spezielle Sicherheitsvorkehrungen für den 54-jährigen Bundestagsabgeordneten aus Weeze? Keine. Was er von Herrn Pofalla erwarten würde, fragt eine Fernsehjournalistin ein Bezirksvorstandsmitglied, das gerade durch die Automatiktür der Linde verschwinden will. "Dass er kommt." Und was erwarten Sie dann? "Was er sagt." Günther J. Bergmann, Klever Kreisvorsitzender, gibt sich ein klein wenig weniger zugeknöpft: "Ich erhoffe mir, dass nach den vielen Spekulationen jetzt auch ein bisschen Unterbau kommt." Lutz Lienenkämper verschwindet im Innern des hübschen Hotels, Europaabgeordneter Karl-Heinz Florenz ebenfalls, Pofallas Stellvertreter Günter Krings – sie bekommen nicht viel Aufmerksamkeit ab an diesem Nachmittag und schlängeln sich vorbei an Stehtischen mit silbernen Kaffeekannen, Deko-Kugeln und Schälchen mit Süßigkeiten.

Und dann kommt er. In einem weißen Nissan – Geländewagen, abgedunkelte Scheiben, Weseler Kennzeichen – erreicht Pofalla Repelen und das Hotel. Die Wartenden müssen sich beeilen, um bei seinem Slalomlauf durchs Foyer mit ihm Schritt zu halten. Eine Deko-Kugel, umgestoßen von einer hektischen Journalistin, landet auf dem Boden. Ein Schälchen mit Süßigkeiten ebenfalls. Das interessiert jetzt kein bisschen. Was zählt, ist die Frage, was er heute erklären wolle – die wird Pofalla jetzt gestellt. Und dann fallen sie, seine einzigen Worte. Pofalla nickt leicht und verschwindet so schnell, wie er gekommen ist.

Knapp 90 Minuten später machen die CDU-Politiker Kaffeepause. Die Kamerateams sind abgerückt, die Fotografen auch, doch es sind noch immer Wartende in der Hotelhalle. Auf sie kommt jetzt Krings zu, Pofallas Stellvertreter. "Es gibt derzeit keinen Anlass für weitere Entscheidungen", sagt Krings, als er gebeten wird zu übermitteln, was Pofalla im Tagungsraum über sein Bundestagsmandat erklärt hat. Er freue sich, dass Ronald Pofalla CDU-Bezirksvorsitzender und Bundestagsmitglied bleibe. Auf die Frage, wie das die Kreis-CDU beurteile, sagte Krings, das müsse man schon sie fragen. Eine Minute und 40 Sekunden – so lange dauert Krings' Auftritt im Hotel zur Linde. Immerhin: länger als der von Pofalla.

(RP)
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