Medizin Lebhafte Diskussion über die geplante zentrale Notfallversorgung

KAMP-LINTFORT · Nur noch wenige „Integrierte Notfallzentren“ in speziell ausgewählten Krankenhäusern soll es geben – das ist der Kern des Gesetzesvorhabens von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn. Welche Kliniken das sein werden, steht noch nicht fest.

 Im Foyer der Kamp-Lintforter Stadthalle diskutierten die Anwesenden über die geplante, zentralistisch organisierte Notfallversorgung. Betroffen sind die Kommunen Moers, Kamp-Linfort, Rheinberg, Alpen und Rheurdt.

Im Foyer der Kamp-Lintforter Stadthalle diskutierten die Anwesenden über die geplante, zentralistisch organisierte Notfallversorgung. Betroffen sind die Kommunen Moers, Kamp-Linfort, Rheinberg, Alpen und Rheurdt.

Foto: Ja/Norbert Prümen (nop)

Nach Ansicht der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) soll es dagegen im Kreis Wesel schon zum ersten April für Moers, Kamp-Linfort, Rheinberg, Alpen und Rheurdt nur noch eine Notfallversorgungszentrale geben – und zwar am Moerser Bethanien-Krankenhauses. Das will man sich in den betroffenen Kommunen nicht gefallen lassen, zumal mit dem St.-Bernhard-Hospital in Kamp-Lintfort ein mindestens ebenso kompetentes und dazu für einige Gemeinden viel näheres Krankenhaus vorhanden ist.

Aus diesem Grund hatten die Bürgermeister der betroffenen Kommunen zu einer Podiumsdiskussion in die Kamp-Lintforter Stadthalle eingeladen. „Leider haben wir in dieser Sache als Städte und Gemeinden keine Zuständigkeit. Die liegt beim Gesetzgeber, der sie teilweise schon jetzt an die KV übertragen hat“, sagte Christoph Landscheidt, Bürgermeister von Kamp-Lintfort, zur Begrüßung der rund 100 Besucher. Er machte keinen Hehl aus seiner Frustration über die zukünftigen Notfallversorgungspläne.

Die Veranstaltung begann mit einem kurzen Zeichentrickfilm, in dem eine nicht weit vom St.-Bernhard-Hospital lebende Rentnerin nicht verstehen konnte, warum man sie wegen ihres erhöhten Blutdrucks nach Moers fahren sollte. „Ja, das ist wirklich eine gute Frage“, befand Christopher Niehues, Professor für Gesundheitsmanagement aus Münster, der die Besucher anschließend über die medizin-politischen Zusammenhänge des neuen Gesetzesvorschlags informierte.

An der von André Fritz moderierten Podiumsdiskussion nahmen neben Bürgermeister Landscheidt und Referent Niehues, Klaus  Kattenbeck, Chefarzt am St.-Bernhard-Hospital, Conrad Middendorf von der mit 15 Krankenhäusern, neun Behinderten- und Senioreneinrichtungen in Münster heimischen St.-Franziskus-Stiftung und Jan Höpfner, Vorsitzender des DRK-Kreisverbandes Niederrhein, teil. Sie alle sprachen sich für einen weniger zentralistischen Notfallplan aus, wobei einige von ihnen auch die zunehmende Forderung nach einer 24-stündigen medizinischen Rundum-Versorgung ohne wirkliche Notfallsituationen beklagten.

In der Fragerunde meldeten sich vor allem niedergelassene Ärzte, die bisher in die Notfallversorgung der betroffenen Gemeinden eingebunden sind, zu Wort. Auch sie befürworteten eine räumlich enger gestreute Notfallversorgung. „Und was können wir als Patienten jetzt gegen die offenbar schon von der KV festgelegte Notversorgungssituation tun?“, wollte eine Besucherin wissen. „Sie können sich an unserer Unterschriftenaktion dagegen beteiligen“, lautete Landscheidts Antwort: „Die neue Gesetzesvorlage ist unserer Ansicht nach für unsere Region ganz schlecht, und noch schlechter ist es, dass sie jetzt auch noch von der Kassenärztlichen Vereinigung vorgezogen wird.“

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