Rheurdt Piraten, Schotten und die wilde 13

Rheurdt · Familiäre Stimmung und Freude pur prägten den Rheurdter Karneval am Samstag: 14 Gruppen zogen mit ihren Handkarren durch Rheurdt. Anschließend wurde auf dem Marktplatz gefeiert. Die Polizei zeigte sich zufrieden mit dem friedlichen Verlauf.

Er kommt mit seiner Familie extra aus Moers. Die großen, immer gleichen Wagen – das sei doch langweilig, meint Bernd Gilbertz. Vor fast 15 Jahren hatten ihn Bekannte einmal mitgenommen, zum Karneval auf dem Dorf. Inzwischen mussten die Bekannten wegziehen, der jährliche Karnevalsbesuch im Ökodorf gehört aber noch immer zum festen Programm der Familie Gilbertz. "Es ist hier einfach herzlicher", so der Moerser. Um 13.11 setzte sich der Zug auf dem Markt in Bewegung. Über eine Stunde zogen die insgesamt 14 Gruppen mit ihren Handkarren durch Rheurdt: Zunächst über die Rathausstraße, das Hochend und durch ein Wohngebiet zurück auf den Marktplatz, auf dem die anschließende Feier stattfand.

Freundeskreise und Kegelclubs

"Es hat auch Vorteile, wenn man einen Karnevalszug zu Fuß macht – einem wird auch bei diesen Temperaturen nicht kalt", meinte eine Wickingerin, die mitzog. Trotz der niedrigen Temperaturen waren viele gekommen, um sich den Zug vom Straßenrand aus anzusehen. Die Stimmung – ausgelasen. Mit einer selbstgebauten Lokomotive, auf der das Motto "Gegen das moderne Fernsehen – zurück zur Augsburger Puppenkiste" angebracht war, zogen die Pfadfinder vom Stamm St. Nikolaus mit. Sie hatten sich als Charaktere der berühmten Kinderfilme verkleidet – vom Zoodirektor Dr. Zwengelmann bis hin zu Lukas, dem Lokomotivführer. "Unser Thema ist unter dem Eindruck des Nachmittagsprogramms im Privatfernsehen entstanden", meinte der Pfadi Thomas Spengel schmunzelnd. Auch in diesem Jahr hatten sich viele Freundeskreise und Kegelclubs für den Zug angemeldet. So wie der Kegelclub "Voll gut", der sich ein silbernes Rennauto auf den Wagen gebaut hatte – "Wir freuen uns einfach darüber, dass Schumi wieder fährt!", so einer der Jecken ganz begeistert. Andere hatten ein ganzes Schiff gezimmert und zogen als Wikinger unter Rheurdter Flagge mit. Seit Jahren ziehe man als Freundeskreis mit. "Wir hatten Holz. Wir sind starke Männer. Da hat sich das Thema so ergeben", sagte Kai Mangelmann. "Wir wollen einfach Spaß haben!", rief Maria Flemming auf die Frage, in welchem Rahmen sie und ihre Piraten mitzögen. Ebenfalls mit Schiff hatte sich eine Initiative aus Freunden entschlossen, am Rheurdter Karnevalstreiben teilhaben zu wollen. Der Schaephuysener SV hatte auf seinem Wagen bereits eine kleine Fanmeile aufgebaut und sich selbst in Nationaltrikots gehüllt – "wir freuen auf die Fußball-WM in diesem Jahr und natürlich auf unsere eigenen Spiele", so die Kicker. Die Polizei zeigte sich zufrieden mit dem Verlauf des Zuges. "Wir führen regelmäßig Rucksackkontrollen bei Jugendlichen durch. Bis zum jetzigen Zeitpunkt haben wir nichts gefunden", hieß es nach dem Zug. Insgesamt lobte die Polizei vor allem die gute Planung des Karnevals: Die Zusammenarbeit zwischen Ordnungsamt und Polizei sei hervorragend. Fast drei Jahre lang hatte es in Rheurdt keinen Zug gegeben, bis man vor vier Jahren unter strengen Auflagen einen Neuanfang gewagt hatte. Probleme mit übermäßigem Alkoholkonsum Minderjähriger und Ausschreitungen hatten dem Straßenkarneval im Ökodorf ein zwischenzeitiges Ende gesetzt. Davon kann inzwischen keine Rede mehr sein.

(RP)
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