Ernte in der Grafschaft Moers Pilotprojekt: Kirschernte im Apfelparadies

Moers · Bis Sonntag können Kunden in der Kirschplantage vom Kapellener Apfelparadies Kirschen selber pflücken. Es ist ein einzigartiger Versuch in Moers.

 Derzeit ernten viele Familien die Kirschen. Sebastian und seine Söhne Ben und Leo nach erfolgreicher Arbeit.

Derzeit ernten viele Familien die Kirschen. Sebastian und seine Söhne Ben und Leo nach erfolgreicher Arbeit.

Foto: Bernd Schumacher

Von Sabine Hannemann

Das große Pflücken kann beginnen. Kirschen satt, so schon der erste Eindruck auf der etwa ein Hektar großen Kirschplantage vom Kapellener Apfelparadies. Die über 1000 Kirschbäume hängen voll mit knackigen, süßen wie dunkelroten Kirschen. „Wir haben ein gutes Kirschenjahr. Der Frost im Frühjahr hat nicht geschadet. Der anschließende Wechsel von Regen, heißer und trockener Witterung war perfekt“, sagt dazu der Obstanbauer Bernd Schumacher. „Regen ist das größte Problem bei Kirschen und lässt die Früchte platzen.“ Erstmals können in Kapellen Kunden das leckere Steinobst auf Augenhöhe selber ernten. „Wir sind gerade in einem Pilotprojekt mit verschiedenen Kirschsorten“, sagt der 39-Jährige. Sechs Sorten werden in Kapellen angebaut. Dazu zählen leckere Sorten wie Vanda, Safina, Regina, Kordia und Korvic. Sie zeichnen sich durch Robustheit aus und kommen mit dem niederrheinischen Klima zurecht, wie die über 100-jähriger Erfahrung am Standort in Tönisvorst gezeigt hat, wo  25 Sorten angebaut werden.  Die speziell veredelte Baumschulware kam als sogenannte Kirschspindel in die Anlage. Insgesamt wird der Obstbaum nur drei Meter hoch und werden  bereits im Sommer zurückgeschnitten. Da der Spindelbaum lediglich aus einem Mitteltrieb besteht, seine Seitentriebe flach wachsen, nehmen sie optisch die Form eines Tannenbaums ein.  Die Früchte der mittlerweile dreijährigen Kirschbäume lassen sich daher bequem ernten. „Der Kunde mag dunkle knackige Kirschen“, so Schumacher, der auf weitere Merkmale des Pilotprojektes „Süßkirsch-Selbstpflücke“ hinweist. „In den vergangenen Jahren haben wir beim Obst den so genannten geschützten Anbau betrieben, Flächen eingenetzt und beregnet. Jetzt gehen wir ‚back to the roots‘ und bauen nach altbekannter Methode an. Das heißt klassisch in einer offenen Plantage ohne Bewässerung. Eben ganz so, wie es früher üblich war“, beschreibt Schumacher das Projekt. Lediglich gegen Schädlinge wie die Kirschfruchtfliege gibt es professionelle Hilfe in Form der gelben kugeligen Fallen, die in den Bäumen hängen. Duftstoffe locken die Fruchtfliegen an und verhindern, dass die Weibchen ihre Eier in die Kirschen legen. Wohlgenährte Maden würden sonst nach 30 Tagen die reife Frucht verlassen, die dann von innen her zu faulen beginnt. „Mit dem Angebot, Kirschen selber zu pflücken, haben wir bereits gute Erfahrungen gemacht. Obst selber zu pflücken, entspricht ganz dem Wunsch der Kunden, die verstärkt sich für die Herkunft ihrer Lebensmittel interessieren. Bei uns erleben sie den direkten Weg“, sagt Schumacher. „Von unseren Mitarbeitern gibt es dazu eine kurze Einweisung zum sorgsamen Umgang und Tipps, wie sich die Kirschen gut und nachhaltig pflücken lassen. Natürlich ist Naschen dabei erlaubt“, so Schumacher. Entsprechende Obstkörbe gibt es dazu wie auch Pflückhilfen für etwas höher wachsenden Früchte. Das Kilo erntefrischer Kirschen kostet fünf Euro. Bernd Schumacher plant in Kapellen nach diesem Konzept bereits im September das nächste Projekt mit den beliebten Hauszwetschgen und Äpfeln. Am Sonntag, 30. Juni, endet das Pilotprojekt „Süßkirsch-Selbstpflücke“. Geerntet werden kann nahe dem Hofladen in Kapellen auf dem Magaretenhof noch von freitags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr. Im Angebot sind ebenfalls Kaffee und Kuchen.

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