Phänomen „Lost Places“ im Kreis Wesel Vom Zauber des Zerfalls
Kreis Wesel · Vergessene Fabriken, verlassene Häuser, vermodernde Bauernhöfe: Seit Beginn der Pandemie boomt das Phänomen, jene Orte voller Erinnerungen und Geschichten zu erkunden. Doch die Leidenschaft birgt auch ihre Schattenseiten. Unterwegs mit zwei „Lost Placern“.
Bei jedem Schritt über den Schutt aus Gestein und Glas erzeugen die Schuhe ein Knirschen, das von den hohen Decken widerhallt. Sonnenstrahlen dringen durch die Löcher des Daches und tauchen die leere Fabrikhalle an der Grenze zwischen Moers und Duisburg-Baerl in mystisches Licht. Nun ja, ganz leer ist sie nicht. Da liegen vereinzelt vermoderte Schreibtischstühle herum; Kabel, Backsteine, Keramik-Fragmente, zerbrochene Fenster und Elektroschrott sind kreuz und quer über Boden verteilt, an den Wänden finden sich Überreste der Schaltknöpfe, die einmal die Produktion der Rhein-Emscher-Amaturen gelenkt haben. Und natürlich gibt es da die vielen kritzeligen bis kunstvollen Graffitis, die hier in den vergangenen Jahren hinterlassen wurden.