Thema im Jugendhilfeausschuss Pfarrer tritt für Religionsfeste in Kitas ein

Moers · „Jede Religion sollte ernst genommen werden“, sagt Kai Garben, Geschäftsführer der Grafschafter Diakonie. Er hat einen Antrag für den Jugendhilfeausschuss gestellt.

 In den städtischen Kitas in Moers werden keine Religionsfest gefeiert.

In den städtischen Kitas in Moers werden keine Religionsfest gefeiert.

Foto: dpa/Monika Skolimowska

Bald ist Ostern, aber nicht in allen Kitas wird es gefeiert. Je nach Trägerschaft gibt es Alternativen zu christlichen Festen: So wird das Osterfest in städtischen Einrichtungen eher im Sinne des Frühlingserwachens gefeiert, statt Weihnachten gibt es ein Lichter- oder Winterfest. Kai Garben, Geschäftsführer der Grafschafter Diakonie, wurde auf das Thema aufmerksam, als die Stadt 2019 das neue Leitbild der städtischen Kindertageseinrichtungen bekannt gab. „Wir sind bunt und vielfältig, interkulturell und inklusiv, weltoffen und tolerant“, lautete die Überschrift. Daraufhin stellte Garben die Frage, was „weltoffen und tolerant“ im Hinblick auf die religionspädagogische Umsetzung bedeute. Antwort der Stadt: In den städtischen Kindertagesstätten würden in der Regel keine religiösen Feste gefeiert. „Diese Antworten haben mich beschäftigt, zumal pädagogisch gut begründbar ist, dass Toleranz und Weltoffenheit insbesondere nicht durch Unkenntnis gefördert wird“, sagt Garben.

Gerade in Zeiten, in denen Populisten mit ihren falschen Argumenten einen Nährboden finden, sei es wichtig informiert zu sein. „Jede Religion sollte ernst genommen werden. Nur wenn wir uns gegenseitig kennen, kann Toleranz untereinander entstehen und wir haben eine gesunde Basis für ein gutes Miteinander“, so Garben. Er beantragte bei der Stadt, zu prüfen, ob eine interreligiöse Erziehung nicht doch von Vorteil sein könne. Darin bittet er das Jugendamt zu prüfen, inwieweit die konkrete Auseinandersetzung mit verschiedenen Religionen in den Kindertagesstätten die Entwicklung der eigenen Spiritualität fördert, mitunter die religiösen Wurzeln der Kinder stärkt und/oder die Kinder in der Begegnung mit anderen religiösen Traditionen weltoffen und tolerant werden lassen. Außerdem bittet er darum, einen Referenten zum Thema in den Jugendhilfeausschuss einzuladen.

In der Sitzungsvorlage der Stadt für den Jugendhilfeausschuss heißt es dazu: „Die zehn Bildungsgrundsätze des Landes NW für den Elementarbereich sehen als sechsten Bildungsbereich ‚Religion und Ethik’ als Teil eines ganzheitlichen Bildungsverständnisses vor. Unsere Gesellschaft wird durch eine Vielfalt an Religionen geprägt. Kommunale Einrichtungen haben den Auftrag, das Verbindende der Religionen, mit denen die Kinder der Einrichtung aufwachsen, herauszustellen.“ In kommunale Einrichtungen würden aber auch Familien kommen, die ihre ethische Orientierung nicht aus einer Religion, sondern aus anderen weltanschaulichen Grundlagen ableiten, ebenso wie auch ein Teil der pädagogischen Fachkräfte. „Wie dieser Bildungsauftrag umgesetzt wird, ist daher auch geprägt von den jeweiligen pädagogischen Kräften in der Einrichtung, die im Austausch mit den Eltern die interreligiöse und interkulturelle pädagogische Arbeit gestalten.“

Von Seiten des Jugendamtes als Träger der kommunalen Einrichtungen gibt es daher keine einheitliche Vorgabe, wie der Bildungsauftrag Religion und Ethik umzusetzen sei. „Die jeweiligen wichtigen Feste der Religionen werden auf kindgemäße Weise mit den Kindern und zum Teil auch mit den Eltern gefeiert. Entscheidend dabei ist, dass eine auch konfessionell neutrale Vermittlung grundlegender Werte im Vordergrund steht.  In der Fachkonferenz der Leiterinnen im Dezember 2019 fand ein Austausch zu diesem Thema statt, bei dem Aspekte der interreligiösen Erziehung erörtert wurden.“

Der Jugendhilfeausschuss soll die Ausführungen zur Kenntnis nehmen. Das Leitbild solle aus Sicht der Verwaltung aktuell nicht verändert werden. Dennoch nimmt sie den Antrag der Grafschafter Diakonie zum Anlass,  Erzieherinnen durch ein Fortbildungsangebot „Interreligiöse Erziehung“ zu unterstützen.

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