Moers Pfarrer lernen Mikropredigt

Moers · Die Kirchen entdecken zunehmend das Internet für sich: Nachdem verschiedene Kirchengemeinden eine Facebook-Seite eröffnet haben (wir berichteten), gehen sie nun den nächsten Schritt. Auch die evangelische Kirche setzt sich mit den Chancen und Risiken der sozialen Medien auseinander.

 Bei Mikropredigten werden kleine Bibelstellen mit wenigen Sätzen besprochen, die um ein Bild herum gruppiert sind. Unser Bild oben zeigt die Tagung des Kirchenkreises in Baerl.

Bei Mikropredigten werden kleine Bibelstellen mit wenigen Sätzen besprochen, die um ein Bild herum gruppiert sind. Unser Bild oben zeigt die Tagung des Kirchenkreises in Baerl.

Foto: Kirchenkreis Moers

Aus diesem Anlass fand ein Pfarrkonvent zum Thema "Soziale Medien" statt. Die Pfarrerinnen und Pfarrer aus den 28 Kirchengemeinden des Kirchenkreises Moers trafen sich in Baerl, um auszuloten, welche Möglichkeiten soziale Medien der Kirche und deren Gemeinde in Zukunft eröffnen. "Viele benutzen bereits soziale Medien", sagte Egbert Schäffer vom Pressereferat des Kirchenkreises Moers. "Davon wollen auch wir als Kirche profitieren - jedoch nicht ohne zu reflektieren, welche Risiken das Internet birgt."

Pfarrer Jan Ehlert, der bei der Evangelischen Kirche im Rheinland im Bereich der Online-Kommunikation tätig ist, hielt bei der Veranstaltung einen Vortrag, in dem er verschiedene Fragen thematisierte: Wie geht eine Mikropredigt? Wie lässt sich online Seelsorge leisten? Wie kann man Gemeindebriefe und soziale Medien miteinander verbinden? "Soziale Medien sind sehr evangelisch", sagte Ehlert. "Bei ihnen hat nicht eine Person die Deutungshoheit. Die Informationen werden miteinander geteilt und die Menschen kommen miteinander ins Gespräch." Vor zweitausend Jahren suchte man in den Dörfern und Städten das Zielpublikum für die frohe Botschaft des Evangeliums. Heute sei dieses auch im Internet zu finden.

Die Pfarrer versuchten sich unter anderem in "Mikropredigten". Das sind meist Gedanken über einen Bibelvers in wenigen Sätzen, die um ein Bild gruppiert sind. Ein wichtiges Thema war auch Onlineseelsorge: Menschen, die Seelsorge benötigen, entscheiden sich teilweise bewusst für das Online-Medium. "Einige Konzerne speichern jedoch die Nutzerdaten und verwenden sie kommerziell", erklärte Pfarrer Matthias Immer aus der evangelischen Gemeinde Homberg. "Daher versuchen wir, auf die Wünsche der Gemeindemitglieder einzugehen, aber den Chat mit ihnen auf einer möglichst sicheren Online-Plattform zu führen."

In Immers Kirchengemeinde in Homberg wird das Gemeindehaus aus den bisherigen drei Häusern in ein zentrales Gebäude verlegt. "Gerade hier sollen uns die sozialen Netzwerke helfen, Ansprechpartner vor Ort zu sein - selbst, wenn das Gemeindehaus etwas weiter entfernt ist." Auf den Internetseiten möchte die evangelische Gemeinde Homberg kurzfristige und praktische Informationen mit den Gemeindemitgliedern teilen.

"Das Gemeindebüro ist mittlerweile nur noch einmal in der Woche geöffnet; in den sozialen Medien sind die Informationen rund um die Uhr verfügbar", sagte Pfarrer Matthias Immer. "In Zukunft planen wir, den Gemeindebrief cross-medial mit der Internetseite verknüpfen. So wollen wir Informationen breiter und insbesondere zielgerichteter streuen."

Der Informationsnachmittag habe allerdings nicht zum Ziel, den Pfarrern noch eine zusätzliche Aufgabe aufzubürden, betonte Jan Ehlert von der Landeskirche. "Man soll vielmehr mit dem Presbyterium, dem Leitungsorgan der Gemeinde, absprechen, ob die Arbeit über Social-Media-Kanäle zu den Aufgaben des Pfarrers oder der Pfarrerin gehören sollte", sagte er. "Vielleicht gibt es dann interessierte Gemeindeglieder, die Spaß an dieser Arbeit haben und die man auch gleich für die Arbeit in der Gemeinde gewinnen kann."

Der Kirchenkreis Moers ist auf Facebook unter www.facebook.com/kirche.moers vertreten.

(mba)
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