Moers Pfarrer Brall zieht an die Ostsee

Moers · Ob es einen Nachfolger für die Gemeinde Asberg geben wird, ist noch unsicher.

Moers: Pfarrer Brall zieht an die Ostsee
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Es kann einen im Leben härter treffen: Der Asberger Pfarrer Carsten Brall zieht an die Ostseeküste nach Greifswald. Dort wird der promovierte Theologe persönlicher Referent des Bischofs in Pommern. Ehefrau Manja Brall, die Mutter der beiden in Moers geborenen Kinder, die bislang ebenfalls als Pfarrerin im Kirchenkreis arbeitete, wird eine Pfarre auf Rügen übernehmen. "Es ist schon so, dass wir künftig arbeiten, wo andere Urlaub machen", sagt Brall, der in der kommenden Woche mit einem ökumenischen Schulgottesdienst verabschiedet wird.

Dreieinhalb Jahre lang hat der gebürtige Aachener Brall, der in Leipzig, Oslo, Bonn und Wuppertal studierte, im Kirchenkreis Moers verbracht. Zunächst als Vikar in Hochstraß, dann mit jeweils einer halben Stelle als Pfarrer zur Anstellung in Asberg sowie zur Vorbereitung des Reformationsjahres im Kirchenkreis Moers. Pfarrer Torsten Maes, der derzeit den erkrankten Superintendenten Ferdinant Isigkeit vertritt, nennet den Wechsel des talentierten jungen Theologen "einen ganz normalen Vorgang". In Moers gönnt man Brall den Wechsel in die norddeutsche Landeskirche, der beiden Pfarrersleuten eine spannende berufliche Perspektive bietet. Aber wahr ist auch, dass die Probleme im Kirchenkreis dadurch nicht kleiner werden.

In der seit 1954 selbstständigen Kirchengemeinde Moers-Asberg wird Brall fehlen. Dort teilt sich das Pfarrerehepaar Martje Mechels und Holmfried Braun eine Stelle. Formal kommt dazu noch aufgrund eines Vertrages zwischen der evangelischen Kirchengemeinde Moers Asberg und der Moerser Kirchengemeinde eine halbe Stelle für Pfarrer Torsten Maes. Doch der ist derzeit mit anderen Zusatz-Aufgaben (Renovierung Stadtkirche, Kita Kleine Allee, Denkmalschutz Tersteegenhaus, Neubau Gemeindezentrum, Vertretung Superintendent) derart ausgelastet, dass er als Seelsorger für Asberg nicht zur Verfügung steht.

Daher wäre es naheliegend, die Stelle von Brall zeitnah wieder zu besetzen. Das wünscht sich jedenfalls der scheidende Pfarrer. Auch muss natürlich das Großprojekt Reformationsjahr weiter begleitet werden. Doch auf der anderen Seite haben sich die Moerser Kirchengemeinden angesichts der Finanzsituation darauf geeinigt, bis 2020 die Pfarrstellen von bislang 9 auf 7,5 zu kürzen. "Allerdings", so Maes, "darf es natürlich auch nicht sein, dass automatisch die Gemeinde das Nachsehen hat, bei der zufällig gerade eine Stelle frei wird."

Zusammenarbeit ist also gefragt, auch Fusionen, wie sie in den katholischen Dekanaten längst vollzogen wurden, sind nicht ausgeschlossen. Doch über die wird wohl erst im nächsten Jahr geredet werden. Denn im kommenden Frühjahr stehen Presbyteriums-Neuwahlen an. Erfahrene Kirchenleute wissen, dass es nicht klug wäre, die zum Teil sehr selbstbewussten Gremienvertreter durch Beschlüsse ihrer Vorgänger zu stark zu binden.

Brall, der im Bereich der Rheinischen Landeskirche theologisch sozialisiert wurde, wird an seinem neuen Wirkungskreis wohl auf eine weniger stark basisdemokratisch orientierte Landeskirche stoßen. Für ihn sicherlich eine Umstellung, zumal, wie er selber sagt, dass Engagement der Gemeindeglieder in Hochstraß und Moers zu den positivsten Erfahrungen gehört, die er mit an die Ostsee nimmt. "In der Nordkirche läuft viel über den Bischof", sagt Brall. Aber das kann für den neuen persönlichen Referenten des Bischofs auch ein Vorteil sein.

JÜRGEN STOCK

(RP)
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