Moers PCB: Filder Benden muss saniert werden

Moers · Am Schulgebäude treten Giftstoffe aus. Die Turnhalle wird sofort, das Hauptgebäude bis 2018 für 2,8 Millionen Euro saniert werden. Ähnliche Probleme gibt es an der Anne-Frank-Gesamtschule. CDU spricht vom "Offenbarungseid der Verwaltung".

Schulleiter Arndt von Huet (links) und Gerd Becker von der Firma Rosenberger in der Schulbibliothek, die gestern gereinigt wurde.

Schulleiter Arndt von Huet (links) und Gerd Becker von der Firma Rosenberger in der Schulbibliothek, die gestern gereinigt wurde.

Foto: klaus dieker

Großreinemachen und lüften, lüften, lüften, ist in diesen Tagen am Gymnasium Filder angesagt. Mit diesen "Sofortmaßnahmen" geht die Stadt gegen eine Belastung der Räume durch PCB vor. Das Gift dringt unter anderem aus der mit Betonplatten verkleideten Fassade des Hauptgebäudes in die Räume. Konzentrationen zwischen 200 und 450 Nanogramm pro Kubikmeter Luft wurden gemessen. Der Vorsorgewert, ab dem zum Beispiel Schwangere die Räume meiden sollten, liegt bei 300 Nanogramm. Ab diesem Wert sollte der Grund der Belastung beseitigt werden.

Das Hauptgebäude des Gymnasiums soll in den Jahren 2016 bis 2018 saniert werden, die Gymnastikhalle unverzüglich, sagte gestern Schulleiter Arndt van Huet. Eine Gesundheitsgefährdung von Schülern und Lehrern liege nicht vor. 90 Prozent der täglichen PCB-Aufnahme erfolge über die Nahrung. Die mögliche zusätzliche Belastung über die Luft während der Schulzeit liege bei weit unter einem Prozent.

Das Ende der 1960er, Anfang der 70er Jahre entstandene Schulgebäude sei 2001 bis 2005 kernsaniert worden, berichtete van Huet. Der TÜV hat die Arbeiten abgenommen. Damals sei nicht bekannt gewesen, dass PCB aus der Außenwandverkleidung durch Beton dringen kann. Bei Routinemessungen stellte die Stadt jetzt erhöhte PCB-Konzentrationen fest, ein Phänomen, das an vielen Gebäuden aus der Zeit zu registrieren sei. Zum Beispiel an der Anne-Frank-Gesamtschule, wie Stadt-Pressesprecher Klaus Janczyk gestern sagte: "Da müssen wir auch mittelfristig ran."

Am Filder Benden wurden Lehrer- und Elternschaft in den vergangenen Tagen über informiert. Alle seien ruhig und sachlich geblieben, sagte van Huet. Zu den Sofortmaßnahmen zählt die Schadstoffreinigung der Räume durch eine Fachfirma. "Wir gehen davon aus, dass dadurch schon ein großer Teil der Schadstoffe entfernt wird", so van Huet. Zudem habe die Stadt ein "Lüftungsmanagement" zugesagt: "Vor Schulbeginn werden die Schulräume durch die Stadt durchgelüftet." Der Schulleiter geht davon aus, dass die Stadt Personal abstellt, das Fenster und Türen öffnet. Sollte das nicht ausreichen, werde die Stadt Belüftungsmaschinen einsetzen. "Je weniger Staub und je niedriger die Temperaturen, umso geringer ist die Belastung", erläuterte der Schulleiter. Deshalb habe er das Kollegium angewiesen, auch im Unterricht und in den Pausen so oft wie möglich die Fenster zu öffnen.

Der Stadtrat wurde über das PCB-Problem nicht informiert. "Wir haben das als laufende Sanierung betrachtet und der Geschichte nicht so eine Bedeutung beigemessen", sagte Klaus Janczyk. Claus Peter Küster, Vorsitzender der Grafschafter-Fraktion, hat von privater Seite von dem Problem erfahren. Im Namen seiner Fraktion hat er einen Fragenkatalog an Bürgermeister Fleischhauer übermittelt. "Es gibt ein Informationsdefizit", kritisierte Küster gestern im Gespräch mit der RP.

Die CDU-Fraktion sprach gestern von einem "Offenbarungseid der Verwaltung". Gemeinsam mit der FDP hat sie eine umfassende Anfrage zum Thema Haushalt und Sanierungsstau vorgelegt. Fraktionschef Ingo Brohl: "Als CDU gehen wir davon aus, dass es im Keller noch mehr Leichen gibt, die jetzt leider erst unter unserem CDU-Bürgermeister Christoph Fleischhauer ans Tageslicht befördert werden."

(RP)
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