Moers Parkplatz-Bauer rücken Waldkauz zu Leibe

Moers · Die Stadt hat gestern mit den Rodungsarbeiten für den Bau eines provisorischen Parkplatzes an der Mühlenstraße begonnen.

 In dieser Bruthöhle nistet der Waldkauz.

In dieser Bruthöhle nistet der Waldkauz.

Foto: privat(1) /ock(2)

Bis weit in die Innenstadt hinein ist das Rasseln der Fahrzeugketten, das Dröhnen schwerer Dieselmotoren und das Splittern der Bäume zu hören. Gestern hat die Stadt Moers westlich der Straße Moerser Benden mit Rodungsarbeiten für den Bau eines provisorischen Parkplatzes begonnen. Mit Erleichterung haben Pendler und Geschäftsleute auf die Nachricht reagiert, dass in der Vorweihnachtszeit 250 provisorische Stellflächen südlich des Schotterparkplatzes an der Mühlenstraße zur Verfügung stehen werden. Nach Auskunft der Stadt wären das 50 mehr als vor den Rodungsmaßnahmen auf der Schotterfläche genutzt werden konnten. Doch einige Mitglieder des Moerser Fechtclubs, der immer noch in seiner baufälligen Halle trainiert, sehen die Rodungsarbeiten mit Sorge. Sie fürchten um ihren Waldkauz, der auf dem Gelände schon seit Jahren seine Jungen großzieht.

"Das wäre sehr schade, wenn der Waldkauz um sein Revier käme", sagt Kurt Przetak. Der 68-Jährige hat gemeinsam mit anderen Fechtclub-Mitgliedern direkt neben der Halle eine Nisthöhle für die Eulenfamilie aufgehängt, die auch regelmäßig bezogen worden sei. Noch in diesem Frühjahr hätten Anlieger die Eulen gesichtet", berichtet Przetak. Er hat Sorge, dass mit dem für nächstes Jahr anstehenden Abriss der Fechthalle und dem Roden der restlichen Grünflächen auch dem Waldkauz seine Lebensgrundlage genommen werde. Die Nisthöhle selbst ist allerdings nicht in Gefahr, weil die Birke, an der sie hängt, in einem Privatgarten unmittelbar an die Fechthalle angrenzend hängt.

Auch der Stadtverwaltung ist der Eulenkasten bereits aufgefallen. Doch ein Sprecher weist Befürchtungen zurück, dass Vogelfreunde die schon weit fortgeschrittenen Planungen für die Erweiterung des Parkplatzes Mühlenstraße ins Stocken bringen könnten. "Wir haben ein Artenschutzgutachten vorliegen, das uns grünes Licht gibt", berichtet Stadtsprecher Thorsten Schröder. Zudem beobachte eine Biologin den Fortgang der Rodungsarbeiten. Sie werde geeignete Maßnahmen ergreifen, sollten schützenswerte Arten gefährdet sein.

Zu denen zählt auch der Waldkauz. "Der Waldkauz ist unsere häufigste Eulenart", sagt Bernd Jellinghaus vom Naturschutzbund Nabu. "Er ist in den vergangenen Jahren zunehmend in die Städte gezogen und hat sich dort gut angepasst. Wenn er Mäuse und Ratten auf Straßenbegleitgrün vorfindet, reicht ihm das zur Not." Die Liste "planungsrelevanter Arten" des Umweltministeriums — schätzt den Bestand — im Gegensatz zum Steinkauz — als weniger bedroht ein.

Der neue Teil des Parkplatzes soll einmal bis zu 500 Pkw aufnehmen.

(RP)
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