Serie Die Schätze im Schloss Orangenbaum ist das Symbol der Oranier

Moers · Während in halb Europa im 17. Jahrhundert blutige Kriege tobten, blieb das oranische Moers weitgehend von Verheerungen verschont. Es ließ sich gut leben und handeln - unter dem Orangenbaum.

 Museumspraktikantin Virginia Krutki zeigt eine der Keramikschüssel, die 1992 bei Ausgrabungen gefunden wurden. Das Motiv ist ein Orangenbaum.

Museumspraktikantin Virginia Krutki zeigt eine der Keramikschüssel, die 1992 bei Ausgrabungen gefunden wurden. Das Motiv ist ein Orangenbaum.

Foto: kdi

moers Bei Ausgrabungen auf dem Schlossareal kamen 1992 zwei Keramikschüsseln aus dem 17. Jahrhundert zu Tage. Die eine zeigt einen Zweig mit Fürchten, die anderen einen Baum mit Früchten: Orangen. Der Orangenbaum ist ein Symbol für die Oranier. Die Orange steht für das Fürstentum Oranien (Orange) in Frankreich, das sich im Besitz der Oranier befand und dem sie ihren Fürstenrang verdankten.

Auch das Wappen von Moritz von Oranien zeigt einen Orangenbaum. Allerdings ist der Baum abgeschlagen, nur an der Seite erwächst ein neuer Zweig. Das Wappen umrahmt der lateinischen Satz "tandem fit surculus arbor": Endlich wird aus dem Zweig ein Baum.

Der abgehackte Baum steht für den 1584 ermordete Vater Wilhelm von Oranien und der Zweig für den jungen Moritz. Aber auch als Motto ist der Spruch zu verstehen: Der Einflussbereich des Hauses Oranien soll gedeihen.

Ab 1601 stand auch Moers unter dem "Orangenbaum", da die letzte Moerser Gräfin Walburgis Moritz von Oranien ihre Grafschaft vermacht hatte. Wie erging es den Moersern unter den neuen Herren? Während in halb Europa verheerende Kriege tobten - der 80-jährige und der 30-jährige Krieg - blieb das nun oranische Moers durch die geschickte Neutralitätspolitik der Oranier weitgehend von Kriegsauswirkungen verschont.

Es gab zwar ab und an Truppendurchzüge und Plünderungen, doch im wesentlichen erlebte Moers friedliche Zeiten. So konnte man sich in Moers gut Handwerk und Handel zuwenden. Hatte es in der Grafenstadt zunächst nur noch einen Jahrmarkt gegeben - die Moerskirmes, florierte das Marktwesen nun wieder: Neben dem Wochenmarkt fanden bald vier Jahrmärkte statt. Auch das beliebte Schützenfest wurde ab 1610 wieder fast jährlich abgehalten.

Moers ging es in dieser Zeit vergleichsweise gut, das zeigen auch stattliche Gebäude aus dem 17. Jahrhundert, die heute noch in der Haagstraße und am sogenannten Klompenwenckel (Neustraße/Ecke Fieselstraße) erhalten sind. Die neue sternförmige Befestigungsanlage, die Moritz von Oranien nicht nur um das Schloss, sondern auch um die Stadt hatte anlegen lassen, brachte mehr Stadtfläche und damit neues Bauland, insbesondere in der Neustadt. Auch die Verfüllung mittelalterlicher Wassergräben schuf zusätzlich Raum für neue Gebäude. Mit dem Tod von Moritz von Oranien 1625 kam der Orangenbaum allerdings ins Wanken: Frauen und Kinder hatte Moritz von Oranien zwar genug, aber keiner seine Nachkommen war legitim. Mit seiner "Lebensgesellin" Margaretha van Mechelen hatte Moritz drei Kinder, fünf weitere Kinder hatte er mit fünf anderen Frauen. So konnte keines seiner Kinder seine Nachfolge antreten.

Sein Erbe - und damit natürlich auch die Grafschaft Moers - ging an seinen Bruder Friederich Heinrich von Oranien. Friedrich Heinrich hatte sieben legitime Kinder - da schien die Nachfolge gesichert. Ihm folgte zunächst Prinz Wilhelm II. von Oranien. Doch der starb bereits mit 24 Jahren. Damals war seine Frau hochschwanger und jeder dachte, dass sie kein gesundes Kind zur Welt bringen würde.

Doch sie gebar einen gesunden Jungen, der es als Wilhelm III. später sogar zum König von England brachte. Sollte die Stadt Moers also weiter gedeihen - unter dem Orangenbaum?

(RP)
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