Oldtimer-Lok ist in Düsseldorf zu bewundern Schwarzer Pitter fuhr Kohle durch Moers

Düsseldorf/Moers · Der Oldie-Fuhrpark der Rheinbahn in Düsseldorf ist um ein Glanzstück reicher: Eine fast 100 Jahre alte E-Lok. Früher diente sie auch dem Kohletransport von Kamp-Lintfort und Moers über Straßenbahnnetze bis nach Düsseldorf.

 Eine Elektro-Lokomotive der Rheinbahn steht 1939 mit einem Kohlezug am Königlichen Hof in Moers zur Abfahrt in Richtung Düsseldorf bereit.

Eine Elektro-Lokomotive der Rheinbahn steht 1939 mit einem Kohlezug am Königlichen Hof in Moers zur Abfahrt in Richtung Düsseldorf bereit.

Foto: Rheinbahn Düsseldorf

Fast 100 Jahre ist sie alt, aber sie sieht aus, als wäre sie eben erst im Werk gebaut worden: die E-Lok mit dem Spitznamen „schwarzer Pitter“. So wurde sie genannt, weil sie über Jahrzehnte einen schnöden schwarzen Anstrich hatte. Das ist nun vorbei, die Lok hat ihre ursprünglichen Farben zurück und kann nun im Betriebshof der Rheinbahn in Düsseldorf besichtigt werden.

Das seltene Fahrzeug ist nicht nur einer der letzten Zeugen der Kreis Mettmanner Straßenbahn, sondern repräsentiert auch die Geschichte des Güterverkehrs bei der Rheinbahn. Sowohl im Straßenbahnnetz als auch auf der nicht elektrifizierten rechtsrheinischen Industriebahn transportierte die Rheinbahn ab 1989 Güter von der Industrie und den landwirtschaftlichen Betrieben nach Düsseldorf zu den Eisenbahn-Anschlüssen und den Rheinhäfen. Mit einer solchen zweiachsigen Lokomotive und ähnlichen Geschwistern brachte die Rheinbahn zudem während des Ersten und des Zweiten Weltkriegs Kohle von den Zechen nördlich von Moers und Kamp-Lintfort über mehrere Straßenbahnnetze bis nach Düsseldorf.

 Die Auszubildende Chiara Sieburg und die Fahrzeuglackiererin Marina Paciorek haben mit ihrem Team den „schwarzen Pitter“ restauriert.

Die Auszubildende Chiara Sieburg und die Fahrzeuglackiererin Marina Paciorek haben mit ihrem Team den „schwarzen Pitter“ restauriert.

Foto: Holger Lodahl

Die Restaurierung hat die Fahrzeuglackiererin Marina Paciorek zusammen mit den Auszubildenden Julia Keulig und Chiara Sieburg geleistet. „Wir haben uns bei der Arbeit an alten Fotos orientiert“, sagt Marina Paciorek. Sie arbeitet seit 14 Jahren in der Rheinbahn-Lackiererei. Die Restaurierung war das erste eigenverantwortliche Projekt der 30-Jährigen.

Bevor das dunkle Grün und das helle Rot die alte Lok wieder schick aussehen ließen, waren viel Handwerksarbeit nötig. Begonnen wurde schon im Dezember 2020. Es galt, mehrere alte Farbschichten und viel Rost zu entfernen. Weil sich diese Schichten mit den Jahrzehnten zu einer zähen Masse verbunden hatten, nahm das Lackiererinnen-Team statt eines Sandstrahlers eine Nagelpistole, mit der in vielen einzelnen Schritten der tief liegende Stahl wieder zum Vorschein gebracht wurde. Den Stahl haben die Spezialistinnen dann noch glatt geflext und wegen mancher Beulen gespachtelt. 13 Kilogramm Spachtelmasse waren nötig, zudem zehn Liter Rostschutzgrundierung, 20 Liter Schleiffüller und 80 Liter Lack in verschiedenen Farben. „So haben wir in fast 600 Arbeitsstunden eine schöne Oberfläche geschaffen“, sagt Paciorek.

Zu Hilfe kamen auch einige Kollegen aus der Schreinerei, denn Dach und Fußboden der Lok waren aus Holz. Einige wenige Einzelteile konnten von der Lok zudem abmontiert werden, die ehemals hölzernen, aber verrotteten Scheinwerferabdeckungen etwa wurden durch Exemplare aus Metall ersetzt. Ausgetauscht wurde auch das Frontfenster, dessen Scheibe nun wie früher aus einem großen Teil besteht statt aus zwei kleineren. Die finale Lackierung mit schwarzer, roter und weißer Farbe macht aus der einstigen Lok-Rostlaube ein schmuckes Glanzstück wie in alten Zeiten.

Gebaut wurde die Lok im Jahr 1924 bei der AEG. Als sie dann zu ihrem ersten Einsatz bei den Kreis Mettmanner Straßenbahnen kam, soll sie 20.334,52 Reichsmark gekostet haben. Seit 1937 gehört die Lok zur Rheinbahn, die den Betrieb der Kreis Mettmanner Straßenbahnen übernommen hatte und das Netz der Düsseldorfer Nachbarstadt bis 1952 betrieb. Später, bis in die 1970er Jahre, war die Lok in Düsseldorf als Rangierfahrzeug im Dienst. Da bekam sie auf ihren schwarzen Lack eine neue Schicht aus dem Rheinbahn-typischen Orange, „eine Farbe, die mir fast in den Augen wehtut“, sagt Marina Paciorek mit einem Zwinkern.

Auf eine letzte Fahrt wird die Lok wohl nicht mehr gehen. „Der Zahn der Zeit hat sehr an der Elektrik genagt“, sagt Heike Schuster, Sprecherin der Rheinbahn. Der „schwarze Pitter“ ist nun das Prachtstück in der Ausstellung „125 Jahre Rheinbahn – Einfach. Immer. Da.“. Zusammen mit vielen anderen historischen Bahnen repräsentiert die Lok nun die Geschichte des Güterverkehrs bei der Rheinbahn.

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