Ökologie vor Gestaltung Stadt will Moerser Park erweitern

Moers · Das Brachland der früheren Grafschafter Kampfbahn soll zum „naturnahen“ Gelände werden. Die Fläche soll sich selbst überlassen werden, der Park als solcher wird um rund 63.000 Quadratmeter ergänzt.

Ein Blick auf das blühende Brachland.

Ein Blick auf das blühende Brachland.

Foto: Stadt Moers

Die Grafschafter Kampfbahn, ehemalige Heimat des Moerser GSV und TV, ist abgerissen und bereits zur Hälfte bebaut worden. Jetzt ist klar: Auf der verbliebenen Restfläche möchte die Stadt einen „naturnahen“ Park entwickeln. „Die Bauarbeiten könnten schon im kommenden Jahr beginnen“, sagt Jürgen Sommerfeld vom Fachbereich Stadtentwicklung und Umweltplanung. Weil der Park bereits stark genutzt wird, soll dort ein „naturnaher und ruhiger Bereich entstehen“, erklärt der Fachmann. „Ökologie vor Gestaltung“ sei dabei das leitende Konzept. Ein solches Projekt, sagt Sommerfeld, werde erstmals in Moers umgesetzt und soll daher anschließend weiter im Blick bleiben. Die biologische Station Kreis Wesel übernimmt die Beobachtung und bewertet die Entwicklung.

Klar ist: Der Untergrund enthält unter anderem Kalk und Lavagestein aus der Eifel. Auf dem mageren Boden finden sich Pionierpflanzen wie Fingersteinbrech, Hasenklee und Zypressen-Wolfsmilch, wie Gabriele Heckmanns von der biologischen Station Kreis Wesel herausgefunden hat. Diese Arten sind selten, da auch die Böden auf denen sie gedeihen, selten sind. „Daher ist es durchaus sinnvoll, solche Flächen zu erhalten oder wieder neu zu schaffen, denn viele verschiedene Lebensräume bedeuten eine hohe Biodiversität mit vielen verschiedenen Pflanzen und Tieren“, sagt Heckmanns.

Geplant ist an dieser Stelle deshalb die Anlage zweier zusätzlicher Wiesen mit unterschiedlichen Nährstoffböden. Da magere Böden von alleine zuwachsen und irgendwann zu einem Wald werden, müsse dort eingegriffen werden, sind sich Stadt und biologische Station einig. Bereits jetzt müssten die Gehölze eingedämmt werden. Dabei dürfe aber auch kein Kahlschlag vollzogen werden, so Heckmanns. „Gemäht werden soll höchstens einmal im Jahr“, sagt Sommerfeld. Ein solches Vorgehen empfiehlt auch der Bund für Umwelt und Naturschutz, egal ob es sich um öffentliche oder private Grünflächen handelt. Selbst kleine Flächen würden dabei schon ausreichen, um Flora und Fauna gedeihen zu lassen.

Was die Gestaltung betrifft, so soll die Enni Energie & Umwelt nach Ende der Bauarbeiten Bäume am neuen Wohngebiet pflanzen. „Damit der Park nicht plötzlich mit einem Blick auf Vorgärten unterbrochen wird“, so Sommerfeld. Ein Teil der Kopfweiden, die den Sportplatz der Filder Benden umgeben, sollen im Zuge der Umgestaltung gefällt werden. Diese weichen einerseits neuen Wegen, andererseits würden sie nicht ins Bild der entstehenden Vegetationslandschaft passen, heißt es von Seiten der Stadt. Grundsätzlich sei man immer interessiert, alte Bäume zu schützen, insbesondere die für den Niederrhein typischen Kopfweiden, sagt Harald Fielenbach vom Nabu Moers und Neukirchen-Vluyn. „Aber unter Umständen kann das Fällen nötig sein, um bestimmte Landschaften zu entwickeln – zum Beispiel wie am Schwafheimer Meer, wo einige Bäume kurzgehalten werden, um das Schilf zu schützen.“

Einige Details wie die Idee eines Aussichtspunktes, mit dem das Gebiet überblickt werden kann, befinden sich noch in der Diskussion. Genauso wie die Frage, ob Schilder, wie anderswo im Park, über Nutzen und Auswirkungen naturnaher Räume informieren werden oder, ob es Führungen gibt. „Der Stadtpark ist ein Aushängeschild von Moers und zieht auch Besucher von außerhalb an“ sagt Stadtsprecher Thorsten Schröder. „Es ist eine Besonderheit, dass man bei uns in der Stadt noch so große Grünflächen entwickeln kann“, freut sich Sommerfeld.

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