Moers Nord-Süd-Gefälle

Moers · MEINUNGAMMONTAG

MEINUNG AM MONTAG

Wenn wir es sportlich sehen, fordert der Süden den Norden heraus: Kapellen gegen Repelen, Schröder tritt gegen Ballhaus an. Natürlich hat das Rathaus in der Moerser Stadtmitte es tunlichst vermieden, in Ortsteildenken zurückzufallen. Was politisch korrekt ist, muss aber nicht immer ganz der Wirklichkeit entsprechen. Es lässt sich nicht übersehen, dass die Ortsvereine beider großer Parteien in den drei Ortsteilen Moers, Rheinkamp und Kapellen unterschiedlich stark sind – was die Mitgliederzahlen anbetrifft und ihr politisches Gewicht. Hinzukommt, dass Bürgermeister Norbert Ballhaus und SPD-Fraktionsvorsitzender Karl-Heinz Reimann im hohen Norden wohnen.

Interessant ist, dass die SPD im Süden aufrüstet. „Mein Kapellen“ war für Gudrun Tersteegen eine Plattform, mit der sie bekannt wurde. Jetzt leitet sie ihr Engagement in andere Wege. Sie wurde nicht nur gerade in die SPD aufgenommen, sondern hat direkt für die nächste Kommunalwahl den Wahlkreis Kapellen-Mitte erhalten.

Nun geht es bei einer Kommunalwahl nicht um Geographie, sondern um Personen, Profile und Konzepte. Und natürlich auch um Sympathien. Mit Cay-Jürgen Schröder schickt die CDU einen Kandidaten ins Rennen, der eine Mehrheit holen kann. Schröder polarisiert nicht. Den Lager-Wahlkampf, wie man ihn zurzeit in Deutschland erlebt, muss man in Moers nicht erwarten. Schröder, der als ehemaliger Betriebsrat und CDA-Mann für die sozialen Kräfte in der CDU steht, hat bei den CDU-Mitgliedern ein Traum-Wahlergebnis eingefahren. In seiner Rede zur Nominierung positioniert er sich als sozial und auch ein bisschen grün. Aus seiner beruflichen Praxis heraus glaubt er an ein friedliches Miteinander von Kapital und Arbeit. Aus christlicher Verwurzelung fordert er ein Umweltkonzept in Verantwortung für die Schöpfung. Die beste Sozialpolitik sieht er in Wirtschaftsförderung und Bildung. Sein Programm steht für wirtschaftliche Leistungskraft, soziale Gerechtigkeit, ökologische Verträglichkeit.

Zum Rathaus-Neubauplan sagt Schröder bisher wenig, allenfalls in der Andeutung, Altes und Vorhandenes müsse gepflegt werden. Bürgermeister Norbert Ballhaus ist in der Zwickmühle. Seine Partei präsentiert sich bundesweit in einem schlechten Zustand. Vor Ort hat er in seiner Wahlperiode viele Problemfelder aufgetan, die ihm viel Gegenwind einbrachten. Eine erstarkende Linke wird ihm Stimmen kosten, und ein sozial angehauchter CDU-Kandidat auch. Nun ist Norbert Ballhaus ein versierter Dart-Spieler, treffsicher und zielgenau. Doch welche Rolle spielen Fraktion und Partei? Auf Ballhaus’ Strategie darf man gespannt sein.

(RP)
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