Mehr Verkehr in ländlichen Gebieten Niag denkt an Einsatz autonomer Busse in Moers

Moers/Kamp-Lintfort · Selbstfahrende Fahrzeuge könnten künftig "weiße Flecken" im Niag-Netz schließen. Einen ersten Einsatz solcher Kleinbusse könnte sich das Unternehmen bei der Landesgartenschau in Kamp-Lintfort vorstellen. Konkrete Pläne gibt es aber noch nicht.

Mehr Verkehr in ländlichen Gebieten: Niag denkt an Einsatz autonomer Busse in Moers
Foto: Maurizio Gambarini

Insgesamt zwölf Millionen Kilometer pro Jahr legen die Busse der Niag auf ihren Linien am Niederrhein zurück. "Dennoch gibt es weiße Flecken in unserem Versorgungsgebiet", sagt Niag-Vorstand Peter Giesen. Vor allem in ländlichen Gebieten wünschen sich viele Menschen bessere Nahverkehrsanbindungen. Manchmal kommen deshalb Bürgerbusse oder Anrufsammeltaxis zum Einsatz. Die Niag engagiert sich außerdem auch bei einem Car-Sharing-Projekt. Künftig könnten auch elektrisch angetriebene, autonom fahrende Kleinbusse die Niag-Kunden aus abgelegenen Orten zu den Hauptlinien bringen.

"Als Mobilitäts-Dienstleister müssen wir uns darüber Gedanken machen, wie wir die Lücken schließen können", sagt Giesen. Mit Interesse verfolgt man bei der Niag deshalb die Fortschritte bei der Entwicklung autonomer Fahrzeuge. Ob die Technik schon ausgereift sei, darüber könne man streiten, sagt Giesen. "Die Hersteller sagen ja, der Tüv nein." Die rechtlichen Voraussetzungen für den Einsatz solcher Fahrzeuge auf öffentlichen Verkehrsflächen seien aber noch nicht gegeben. "Eine grundsätzliche Nutzbarkeit solcher Fahrzeuge für uns käme nur dann infrage, wenn eine Straßenzulassung vorliegt."

Was die Finanzierung angehe, könne man auf Fördergelder hoffen. "Über den Fahrkartenverkauf könnten wir ein solches Fahrzeug nicht refinanzieren." Rund 200.000 Euro werden zum Beispiel für einen Kleinbus des französischen Herstellers Navya für rund zwölf Passagiere fällig.

Probeweise sind selbstfahrende "Smart Shuttles" seit zwei Jahren in der Schweiz im Einsatz. Auch in Deutschland häufen sich die Tests, etwa in München oder in Berlin, wo "kluge" Busse auf dem Gelände der Charité unterwegs sind. Vorreiter des Einsatzes eines fahrerlosen Busses im öffentlichen Nahverkehr war im vergangenen Jahr die kleine niederbayerische Gemeinde Bad Birnach. Dort zockelt das Fahrzeug einer DB-Tochter mit 15 km/h über eine Teststrecke.

Demnächst kann sich die Niag auch in der weiteren Nachbarschaft nach Erfahrungen mit selbstfahrenden Kleinbussen erkundigen: Noch in diesem Jahr wollen in Monheim die städtischen Verkehrsbetriebe BSM eine drei Kilometer lange Linie durch die Altstadt "autonom" betreiben. Es geht um die Unterstützung der Altstadt-Wirte, aber auch die Profilierung Monheims als "Smart City", sagt der städtische Pressesprecher Thomas Spekowius. Das Projekt sei in enger Abstimmung mit dem Land ermöglicht worden. Spekowius: "Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg."

Zurzeit ist die Niag dabei, gemeinsam mit den Organisatoren der Kamp-Lintforter Landesgartenschau 2020 ein Verkehrskonzept für die Großveranstaltung zu entwerfen. "Es geht um den Busverkehr auf dem Laga-Gelände", sagt Giesen. Bei der Niag könnte man sich vorstellen, die Landesgartenschau zu nutzen, um "Smart Shuttles" wenn schon nicht im öffentlichen Straßenraum, so doch auf einem begrenzten Teil der Ausstellungsfläche zu präsentieren - sozusagen als "Bonbon" zum normalen Angebot. Ob es dazu kommt, ist derzeit aber offen. "Wir haben uns noch nicht intensiv damit beschäftigt", sagt Jana Sagorski, Pressesprecherin der Laga-Gesellschaft.

(RP)
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