Moers Neue Kollegen in der Caritas-Werkstatt

Moers · Die plötzliche Schließung der Rheinhausener Werkstätten hat Auswirkungen auf die benachbarten Einrichtungen am Niederrhein: Behinderte fanden hier vorläufig neue Arbeitsplätze. Moers erhielt so 75 neue Beschäftigte.

 Diese Menschen mit Behinderung aus den Caritas-Werkstätten Rheinhausen arbeiten jetzt vorübergehend in der Moerser Caritas-Werkstatt.

Diese Menschen mit Behinderung aus den Caritas-Werkstätten Rheinhausen arbeiten jetzt vorübergehend in der Moerser Caritas-Werkstatt.

Foto: Klaus Dieker

Die Caritas Wohn- und Werkstätten Niederrhein (CWWN) haben in der letzten Woche eine ihrer größten logistischen Herausforderungen erfolgreich gemeistert: Im Hauruckverfahren mussten 400 Beschäftigte der Werkstatt Rheinhausen auf die Standorte Moers, Rheinberg, Hamb und eine zweite Caritas-Einrichtung in Rheinhausen verteilt werden. Nötig geworden war dies, nachdem die Werkstatt Rheinhausen nach einer Brandschutzbegehung von städtischem Bauordnungsamt und Feuerwehr aufgrund der unzureichenden Fluchtwegesituation mit sofortiger Wirkung geschlossen worden war.

Dadurch sind die einzelnen Einrichtungen deutlich angewachsen: Am Standort Moers im Gewerbegebiet Lohmannsheide etwa sind nun auf unbestimmte Zeit 75 Menschen mit Behinderungen mehr tätig, so dass die Mitarbeiterzahl dort auf insgesamt 340 angewachsen ist. In Moers sind unter anderem die Bereiche Metall und Verpackung angesiedelt.

Während in der Rheinberger Einrichtung am Nordring nun 120 Beschäftigte mehr arbeiten als in Normalzeiten und die Mitarbeiterzahl damit auf insgesamt 400 angewachsen ist, wurde in Hamb der im letzten Jahr still gelegte Produktionsbereich von St. Bernardin reaktiviert. Hier arbeiten derzeit 35 Beschäftigte im Bereich der Industriemontage.

Nach der Schließungsverfügung hatte die Caritas von einem Tag auf den anderen handeln müssen: "Wir haben unsere Beschäftigten über die Wohnheime informiert und beurlaubt", berichtet CWWN-Sprecherin Andrea Emde. Dennoch habe man nicht alle erreicht. Am nächsten Morgen seien noch 150 Beschäftigte zu Arbeit erschienen, berichtet Ulrich Schwarzbach vom Sozialen Dienst der Einrichtung.

Drei Tage blieb dem Team der CWWN, um den Umzug generalstabsmäßig über die Bühne zu bringen. Um die Belastung für die Beschäftigen möglichst gering zu halten, sollten Arbeitsgruppen und Betreuer nicht getrennt werden, dementsprechend wurden die Buslinien organisiert. Zentrale Drehscheibe für die Busse ist Rheinhausen, von dort werden die Standorte angefahren. "Alles läuft weitgehend reibungslos", sagt Emde.

Ein weitaus größeres Problem droht aus einer ganz anderen Ecke. "Dadurch, dass neben den Beschäftigten auch Maschinen und Materialien ,umziehen' mussten, geraten wir mit der Auftragsbearbeitung möglicherweise in Terminverzug. Eventuell springen sogar Kunden ab", erläutert Schwarzbach. Was viele nicht wissen: In den Werkstätten der CWWN werden keine Strohsterne gebastelt, sondern hochwertige Produkte für Industriekunden gefertigt. Andrea Emde bringt es deutlich auf den Punkt: "Unternehmen würde in unserer Situation die Pleite drohen."

Und eine Änderung der Situation ist nicht absehbar. Hinter der Dauer der Schließung der Rheinhauser Werkstatt steht ein dickes Fragezeichen.

Emde und Schwarzbach rechnen nicht vor den Sommerferien mit der Rückkehr der Beschäftigten nach Rheinhausen. Noch immer liege der CWWN kein schriftlicher Mängelbericht der Stadt Duisburg vor, bestätigt auch CWWN-Geschäftsführer Anton Heemann. Dennoch entwickle man derzeit schon ein Brandschutzkonzept, das nach Abstimmung mit der Stadt die Planung bestimmen wird.

(RP/ac)
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