Erneute Beschädigung Unbekannte schänden Stolpersteine in Moers

Moers · Bereits zum dritten Mal innerhalb weniger Wochen haben Unbekannte Gedenksteine für Opfer der Nationalsozialisten mit Farbe besprüht. Diesmal beschmierten die Täter außerdem Hauswände und Mauern mit Naziparolen und Hakenkreuzen.

 Ein besprühter Stolperstein an der Filder Straße 34. Er erinnert an Hubert Hanßen, der 1944 in einer „Heilanstalt“ ermordet wurde.

Ein besprühter Stolperstein an der Filder Straße 34. Er erinnert an Hubert Hanßen, der 1944 in einer „Heilanstalt“ ermordet wurde.

Foto: Bernhard Schmidt

Bereits zum dritten Mal haben Unbekannte Stolpersteine geschändet, die Ende Mai zum Gedenken an Opfer der Nationalsozialisten verlegt worden sind. Mehrere Stolpersteine in Vinn sind mit schwarzer Farbe besprüht worden. Diesmal haben die Täter zudem massiv Hauswände und Mauern in der Nachbarschaft mit Hakenkreuzen, Nazi-Parolen („Deutschland erwache“) und ausländerfeindlichen Sprüchen beschmiert. An einer Wand war „Combat 18“ zu lesen, dabei soll es sich um eine Neonazi-Gruppe handeln. Die Zahlen 1 und 8 stehen in einschlägigen Kreisen für die Buchstaben A und H, Adolf Hitler.

Die Tatorte liegen im Bereich Filder-, Diergardt-, Garten- und Blumenstraße. Am städtischen Kindergarten Diergardtstraße prangte neben der Aufschrift „Ich will mein Land zurück“ ein Hakenkreuz, andernorts stand ein Hakenkeuz neben „Heimatliebe“-Schmierereien. Die Täter waren allem Anschein nach in der Nacht von Freitag auf Samstag in Vinn unterwegs. Die Polizei ist am Samstagmorgen verständigt worden. Man habe den Vorgang aufgenommen, teilte die Kreispolizei am Sonntag auf Anfrage mit. Der Staatsschutz in Duisburg nehme die Ermittlungen auf.

Am 29. Mai waren in Moers unter Anteilnahme von Schülern und vieler anderer Moerser Stoplersteine 13 neue Stolpersteine zum Gedenken an NS-Opfer verlegt worden. Bereits in der Nacht darauf hatten Unbekannte drei der ins Straßenpflaster eingelassenen Gedenksteine an der Filderstraße mit schwarzer Farbe besprüht und Blumenschmuck zertreten. Die betreffenden Stolpersteine erinnern an Moerser, die krank waren und deshalb im Zuge der „Euthanasie“ ermordet wurden.

Der Moerser Verein „Erinnern für die Zukunft“ berichtete am Sonntag, dass die Ende Mai besprühten und dann gesäuberten Steine Anfang Juni erneut beschmiert worden waren, und zwar mit Lackfarbe. Jetzt, bei dem mittlerweile dritten Vorfall, scheine es sich um dieselbe schwarze Sprühfarbe zu handeln wie beim ersten Mal, hieß es. Der Vereinsvorstand wurde von Anwohnern am Samstagmorgen verständigt.

Im Mai hatten Vertreter des Vereins bezweifelt, dass es in Moers eine organisierte Naziszene gibt. Inzwischen haben sie ihre Meinung geändert. Die wachsende Brutalität der Schmierereien spreche gegen einen allein vorgehenden „Unverbesserlichen“. „So etwas sprüht nur jemand, der Rückhalt hat“, sagte ein Vereinsvertreter am Sonntag. „Wir müssen alle sehr genau hinsehen.“

 Das war am Sonntag leider noch auf einer Mauer an der Diergardtstraße zu lesen.

Das war am Sonntag leider noch auf einer Mauer an der Diergardtstraße zu lesen.

Foto: Josef Pogorzalek
 Diese Schmiererei an der Gartenstraße ist inzwischen mit einem Tuch abgehängt worden.

Diese Schmiererei an der Gartenstraße ist inzwischen mit einem Tuch abgehängt worden.

Foto: Dieker, Klaus (kdi)

Die Moerser NS-Dokumentationsstelle begeht ihren zehnten Geburtstag, im Verein Erinnern für die Zukunft bildet sich ein neuer Arbeitskreis „Rechtsextremismus“. „Leider kriegen wir jetzt Konjunktur“, bedauerte ein Vereinssprecher mit Blick auf die aktuellen Schmierereien.

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