Moers Naturschützer prangert Baum-Rodungen an

Moers · Bei einer Fällaktion sind Eichen, Eschen und Sträucher vernichtet worden. Der Kreis Wesel prüft, ob die Aktion genehmigt war.

 Heinz Scholten betrachtet die Verwüstung an der Kamper Straße.

Heinz Scholten betrachtet die Verwüstung an der Kamper Straße.

Foto: NN

Landschaftswächter Heinz Scholten schlägt die Hände über dem Kopf zusammen. "So ein brutales Vergehen an der Natur habe ich in meiner gesamten Laufbahn als Landschaftswächter noch nicht erlebt", sagt er, als er das Weideland zwischen Kamper Straße, Haarbeckstraße und dem Anrathskanal in Moers-Repelen betrachtet. Wo laut Scholten zuvor noch mannsdicke Eichen, Eschen, Weiden, Obstbäume und Weißdornhecken wuchsen, zeigt sich nun ein Bild der Verwüstung — jeder Baum ist gefällt, zerhäckselt und abtransport worden. Übrig geblieben sind lediglich die Stümpfe. "Es handelte sich hier um ein Ökosystem, das kann nicht einfach abgeholzt werden", sagt Scholten. "Dazu braucht es eine Genehmigung, und die liegt nicht vor."

Verantwortlich für die Rodung ist ein Landwirt aus Issum-Sevelen, der seinen Namen nicht veröffentlicht sehen will. Doch er fühlt sich im Recht. "Die Bäume waren alle krank", sagt der Landwirt, der das Weideland vor kurzem erst erworben hatte. "Ich wollte nichts Böses, sondern nur das Gelände aufräumen — hier lag auch viel Müll." Zudem habe er nur Obstbäume fällen lassen. Eichen und dergleichen seien nicht dabei gewesen, sagt er.

Der Landschaftswächter Scholten sagt, das stimme nicht. Und — ob krank oder nicht — die Bäume dienten vielen Vogelarten als Brutplätze. Ein halbes Dutzend Jäger habe sich bei ihm schon über die Rodung beschwert. "Der Verlust des wertvollen Weidelands ist unverzeihbar", sagt der Jagdausübungsberechtigte Willy Wenz. "Es handelt sich bei dem Gelände um ein wichtiges Biotop." Es gibt in der Umgebung Äcker, Wasser und Weiden. Das Zusammenspiel der drei Faktoren sei für Wildtiere und Kleinlebewesen wichtig, um Junge aufzuziehen. In den Weiden finden sie Schutz. "Dieser ist nun für immer verloren — das Wild habe hier keine Überlebenschance mehr", sagt Wenz.

Heinz Scholten vermutet, dass der Issumer Landwirt die Weide zu Ackerland herrichten will. Doch das ist nicht ohne Weiteres möglich, seitdem das Landwirtschaftsministerium NRW im Jahr 2011 das EU-Gesetz zum "Umbruchverbot für Dauergrünland" — darunter zählt die Weide — angeordnet hat.

Für die Genehmigungen solcher Baumfällarbeiten ist der Kreis Wesel zuständig. Sachbearbeiter Joachim Wittebrock von der Unteren Landwirtschaftsbehörde ist der Streit bekannt. "Es handelt sich um ein schwebendes Verfahren, wir können zum aktuellen Zeitpunkt keine Ergebnisse präsentieren", sagt Wittebrock auf Anfrage unserer Zeitung. Ob eine Genehmigung zur Rodung der Bäume vorlag, darf er daher nicht beantworten.

Sollte dem Landwirt tatsächlich ein Vergehen nachgewiesen werden, muss er eine Geldstrafe zahlen oder die verlorenen Bäume wieder aufforsten. Im Gespräch mit unserer Zeitung erklärte der Sevelener Landwirt, dass er das ja ohnehin vorgehabt habe.

(RP)
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