Moers Naturschützer: "Enten nicht füttern!"

Moers · Die Gewässerschützer der Lineg und die Umweltschützer der Nabu arbeiten an einem gemeinsamen Projekt.

 Gegenwärtig ist das Füttern der Enten und anderer Tiere nicht einmal ordnungsrechtlich untersagt. Eine entsprechende Parksatzung war bislang politisch nicht durchzusetzen. Die Lineg will jetzt mit Naturschützern eine Broschüre herausgeben, die auf die Folgen des Füttern aufmerksam macht.

Gegenwärtig ist das Füttern der Enten und anderer Tiere nicht einmal ordnungsrechtlich untersagt. Eine entsprechende Parksatzung war bislang politisch nicht durchzusetzen. Die Lineg will jetzt mit Naturschützern eine Broschüre herausgeben, die auf die Folgen des Füttern aufmerksam macht.

Foto: Klaus Dieker

Die zweijährige Meike ist hin und weg. So viele Enten auf einen Haufen! "Quack, quack", ruft die Kleine begeistert, und Oma reicht ihr bereitwillig noch ein paar Brotkrumen, die das Mädchen den Enten vorwirft. Szenen wie diese im Moerser Stadtpark machen Naturschützern und den Verantwortlichen der Stadt zunehmend Sorge. "Durch die Fütterung entsteht eine Populationsdichte, die vollkommen unnatürlich ist", sagt Franz Reuter vom Naturschutzbund Nabu.

Gemeinsam mit der Lineg in Kamp-Lintfort, die für die Wasserwirtschaft des durch den Park fließenden Moersbaches verantwortlich ist, will der Naturschutzverband im September eine Broschüre herausgeben, die darauf aufmerksam machen soll, welche schädlichen Folgen das Entenfüttern im Park für Tiere und Umwelt hat. "Es geht nicht nur um die Enten", sagt Reuter. "Es geht um das Ökosystem Teich."

"Ein Arbeitstitel könnte etwa sein, "Entenbrot ist Ententod", sagt Lineg-Sprecherin Elke Wimmer-Blumendahl. Denn bei einem zu großen Bestand auf zu engem Raum könnten Keime sich schnell ausbreiten und den Tieren zu schaffen machen.

Die Stadt Moers will das Gemeinschaftsprojekt von Nabu und Lineg unterstützen. "Die Enten haben sich zwar nicht gerade explosionsartig vermehrt, aber der Bestand nimmt kontinuierlich zu", berichtet Thorsten Schröder von der Stadt Moers.

Der hohe Bestand an Wasservögeln führt vor allem an warmen Sommertagen zu einem Zustand, den man auch mit der Nase wahrnehmen kann: Die Gewässer werden regelrecht zugekotet, Algen wachsen und gedeihen. Es stinkt.

Zudem lockt das Entenfutter auch andere Tiere an. Neben der gemeinen Wanderratte sind das zunehmend auch die aus Südamerika eingewanderten Nutria, die in Moers bereits die historischen Ravelins unterwühlt haben.

Wimmer-Blumendahl erinnert sich noch mit Schrecken daran, welche Welle der Empörung im Winter über die Lineg hereinbrach, als selbst ernannte Tierschützer sich darüber erregten, dass ein von der Lineg bestellter Fachmann den Nutria mit Fallen zu Leibe rückte. Deshalb wurden bei der Lineg rabiatere Methoden zur Begrenzung der Entenzahl im Moerser Park wie etwa eine Bejagung nicht einmal in Erwägung gezogen. Auch die Stadt Moers schreckt vor allzu spürbaren Eingriffen ins Zusammensein von Mensch und Tier im Moerser Park zurück.

Gegenwärtig ist das Füttern der Enten und anderer Tiere nicht einmal ordnungsrechtlich untersagt. Eine entsprechende Parksatzung war bislang politisch nicht durchzusetzen. Zum einen, so Schröder, habe die Stadt schlechterdings nicht das Personal, um den Park ständig zu kontrollieren, um auf die Einhaltung eines möglichen Fütterungsverbots zu achten. Und selbst wenn sie es hätte, sei die Vorstellung einer Dauerkonfrontation von Ordnungsamtsmitarbeitern mit Oma und Enkel wenig erquicklich.

Also setzt man auf die Einsicht der Bürger. Nabu und Lineg wollen mit der Broschüre in Kindergärten und Schulen Aufklärungsarbeit betreiben in der Hoffnung, dass klein Meike irgendwann einmal Oma nicht mehr zum Entenfüttern begleiten mag.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort