Themenwochen Sicherheit und Kriminalität Nächster Anlauf für mehr Licht in Moers

Moers · Die seit langem umstrittene Nachtabschaltung der Straßenbeleuchtung im Stadtgebiet steht ein weiteres Mal auf der Tagesordung im Rat. Der Ausgang der Diskussion ist bei den neuen Mehrheiten ungewiss.

Bleibt es auf Moerser Straßen nachts weiterhin dunkel? Vor ziemlich genau einem Jahr haben die Mitglieder des Hauptausschusses entschieden, dass die seit langem umstrittene Nachtabschaltung der Straßenbeleuchtung zunächst beibehalten werden soll. Die CDU hatte damals beantragt, die Entscheidung rückgängig zu machen – vor allem, um das subjektive Sicherheitsgefühl der Bürger zu erhöhen. Jetzt gibt es einen neuen politischen Vorstoß.

Status Quo Seit 2015 werden die meisten der rund 10.000 Straßenlaternen im Moerser Stadtgebiet nachts – außer an Samstagen und Sonntagen – zwischen 1 und 3.30 Uhr ausgeschaltet. Allein Fußgängerüberwege und Gefahrenstellen werden weiter beleuchtet. Die Maßnahme war damals als Beitrag zur Sanierung des städtischen Haushalts vorgesehen. Befürworter war das ehemalige Ampelbündnis (SPD, FDP, Grüne). Inzwischen hat Enni einen Großteil der Laternen auf energiesparende LED umgerüstet. Folge: Der Einspareffekt durch die Nachtabschaltung schmilzt nach und nach ab.

Diskussionsstand Die Christdemokraten argumentieren, es gehe um das subjektive Sicherheitsgefühl vieler Menschen genauso wie um die objektiven Probleme derjenigen, die während der Nachtabschaltung auf Moerser Straßen unterwegs sein müssten. Das bisherige „Bündnis für Moers“ aus SPD, Grünen und Grafschaftern hingegen führte bislang finanzielle, ökologische und soziale Gegenargumente an. Der zusätzliche durch die brennenden Laternen verursachte CO2-Ausstoß pro Jahr sei erheblich, hieß es unter anderem. Die Enni wurde deshalb beauftragt, die Umstellung auf moderne Energiesparbeleuchtung unter Berücksichtigung einer Reduzierung von Lichtverschmutzung und modernen Beleuchtungskonzepten zu planen.

Neuer Vorstoß Im November 2019 stimmten nur die Christdemokraten und Bürgermeister Christoph Fleischhauer für „Licht an!“. Seither hat sich einiges getan. Mittlerweile gibt es einen neuen Stadtrat mit einem neuen, noch größeren Mehrheitsbündnis aus voraussichtlich SPD, Grünen, Grafschaftern, Linken und Die Partei. Zur zweiten Sitzung des Stadtparlaments am Dienstag hat die CDU jetzt erneut beantragt, die Nachtabschaltung mit sofortiger Wirkung rückgängig zu machen. Mittlerweile habe sich gezeigt, dass die Maßnahme überflüssig sei, da die Umstellung auf moderne Leuchtmittel immer weiter fortschreite, sagt Fraktionschefin Julia Zupancic. 

Das Laternennetz in Zahlen 10.318 Straßenlaternen gibt es im gesamten Moerser Stadtgebiet. Davon, sagt die Enni, waren im Juli 3835 außerhalb der vorgesehenen Nutzungsdauer in Betrieb. Etwa ein Drittel der Moerser Laternen ist bereits auf LED umgestellt. Der Sanierungsplan bis 2030 sieht die Instandsetzung/Modernisierung von 3800 Leuchten bis zum Jahr 2023 und von 3200 Leuchten bis 2030 vor. Zugleich gibt es 9523 Laternenmasten in der Grafenstadt. 1718 davon sind bereits länger in Betrieb als ursprünglich vorgesehen. Bis 2030 sollen 2400 Masten instand gesetzt werden. Das Beleuchtungsnetz ist in Moers damit insgesamt 387 Kilometer lang. Auf 110 Kilometern war die Nutzungsdauer der Leuchten laut Enni bereits im Sommer überschritten. Bis 2030 sollen 16 Kilometer hinzukommen.

Sanierungs- und Modernisierungskonzept Der Enni-Verwaltungsrat hat ein millionenschweres Sanierungs- und Modernisierungskonzept beschlossen. Während das Unternehmen in anderen Bereichen – zum Beisoiel bei den Bädern – auf die Kostenbremse tritt, wird es bei der Straßenbeleuchtung in den kommenden Jahren deutlich mehr Geld in die Hand nehmen. Investitionen von durchschnittlich 1,35 Millionen Euro pro Jahr bis 2030 sind geplant.Die Betriebs- und Energiekosten sollen nach Umsetzung des Konzepts um bis zu 32 Prozent gesenkt werden, CO2 in Höhe von 222 Tonnen pro Jahr wird laut Plan durch LED-Ausbau eingespart. In die Umrüstung der maroden Moerser Straßenbeleuchtung auf hocheffiziente Beleuchtungstechnik fließen Fördermittel des Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit. Dazu werden alte Beleuchtungsmasten und Verteiler systematisch austauschen und die mehr als 10.000 Beleuchtungspunkte sukzessive komplett auf LED-Technik umgestellt. Genutzt werden sollen zudem Synergien mit der Stromversorgung. Heißt: Enni will das Niederspannungsnetz künftig auch für die Straßenbeleuchtung nutzen.

Pilotstrecken Von der Politik im Zusammenhang mit dem Thema „Nachtabschaltung“ vielfach gefordert und nunmehr geplant ist auch der Aufbau zweier Pilotstrecken für intelligente Straßenbeleuchtung. Diese macht unter anderem eine zeit- und verkehrsabhängige Steuerung des Lichteinsatzes, das Dimmen der Beleuchtung und Anpassen an die Verkehrssituation möglich. Man wolle die Beleuchtung nach dem tatsächlichem Bedarf der Bürger steuern und schauen, ob eine Investition in so eine Beleuchtungstechnik sinnvoll ist, heißt es bei der Enni. Geplant ist der Testlauf ab Ende des Jahres am Achterathsheideweg und am Grafschafter Rad- und Wanderweg. Elf Lichtpunkte sollen entlang des Letzteren aufgestellt werden, um die Sensorik zu testen. Die Daten aus dem Winter werden im Frühjahr ausgewertet.

QR-Codes Damit Bürger defekte Straßenlaternen künftig schneller melden können, sind Moerser Straßenlaternen mittlerweile mit QR-Codes ausgestattet. Im Fall einer Störung kann der Code mit dem Mobiltelefon gescannt werden. Der Melder gelangt so direkt auf das Störungsmeldeformular auf der Enni-Homepage. Im Betriebssystem der Enni Stadt & Service sind unter der Leuchtennummer alle relevanten Daten und Informationen – Adresse und technische Angaben – für die Reparatur hinterlegt. Für den Notfall – zum Beispiel bei Unfällen mit der, oder bei Gefährdungen durch die jeweilige Straßenlaterne – enthält der Aufkleber neben dem QR-Code auch den Verweis auf die Internetadresse und eine Notfallrufnummer.