Nacht der Industriekultur in Moers Extraschicht im „Goldschächtchen“

Moers · Der Schacht IV der Zeche Rheinpreussen war am Samstagabend erneut Station bei der „Nacht der Industriekultur“ im Ruhrgebiet. Aus gutem Grund.

 Ein Höhepunkt des Abends: die Lichtinstallation.  RP-Foto: A. Stoffel

Ein Höhepunkt des Abends: die Lichtinstallation. RP-Foto: A. Stoffel

Foto: Arnulf Stoffel (ast)

Bereits zum fünften Mal war der Schacht IV der Zeche Rheinpreussen am Samstagabend eine Station bei der „Nacht der Industriekultur“ im Ruhrgebiet. Aus gutem Grund: Das Doppelstreben-Fördergerüst des Industriedenkmals ist 48 Meter hoch und das älteste seiner Bauart im gesamten Ruhrgebiet. Obwohl der Rhein zunächst als die natürliche Grenze des Bergbaus im Ruhrgebiet galt, sicherte sich Franz Haniel die Rechte an dem linksrheinischen Areal, um dort zwischen 1900 und 1904 die Zeche Rheinpreussen Schacht IV bauen zu lassen.

Die Zeche, die mit einer mächtigen, zwei mal 700 PS-starken elektrischen Fördermaschine ausgestattet war, galt wegen ihres hohen Ertrages als das „Goldschächtchen“ von Hochstrass. Zwischen 1904 und 1962 fuhren knapp 3000 Bergleute in das Bergwerk ein, um knapp 50 Millionen Tonnen Steinkohle zu Tage zu fördern. 1962 wurde die Steinkohle-Förderung auf der Zeche Rheinpreussen Schacht IV dann eingestellt und die Anlage als „Abwetterschacht“ zur Belüftung der weitverzweigten Stollen genutzt, während der Abbau der Steinkohle sich weiter nach Norden verlagerte. 1990 wurde die denkmalgeschützte Anlage schließlich vollständig außer Betrieb genommen und nach umfangreichen Sanierungsarbeiten im Jahr 2000 als Industriedenkmal wiedereröffnet.

Heute bietet sie eine beeindruckende Kultur-Kulisse. Bei Führungen hatten die Besucher der „ExtraSchicht“ am Wochenende Gelegenheit, die Moerser Bergbaugeschichte in den Katakomben der Fördermaschinenhalle anhand zahlreicher Exponate und unterhaltsamer Anekdoten auf sich wirken zu lassen. „Die Leute sind sehr stark an der traditionellen Bergbaukultur interessiert und das zeigt sich auch in den Spitzenwerten im Bereich der Führungen“, stellte Frank Heinrich fest, der die „ExtraSchicht“ am Schacht IV als Schatzmeister des Grafschafter Museums- und Geschichtsvereins mit Unterstützung der Stadt Moers, des Moerser Kulturbüros und der Volksbank Niederrhein veranstaltet und organisiert hat.

In der Maschinenhalle sorgten derweil der im Jahr 1932 gegründete Knappenchor Rheinland als letzter bergmännischer Traditionschor der ehemaligen Bergbaustadt Moers sowie Dozenten der Moerser Musikschule für das passende musikalische Programm und luden mit Bergmannsliedern, Schlagern oder Pop-Klassikern zum Mitsingen ein.Ensemblemitglieder des Moerser Schlosstheaters, das jedes Jahr ein spezielles Stück für die „ExtraSchicht“ konzipiert, entwarfen passend zum Thema „Bergbau zum Anfassen vs. Energy:Future“ eine düstere Dystopie von einer Zukunft, in der der Mensch längst ausgestorben ist und Ratten die Welt bevölkern.

Höhepunkte der Veranstaltung waren aber auch in diesem Jahr wieder das Feuerwerk von René Osterhage, das diesmal zu den gewaltigen Klängen von Ludwig van Beethovens „Ode an die Freude“ synchronisiert worden war, sowie die Lichtinstallationen, die die Lichtkünstler Matthias Plenkmann und Christian Spieß zur Musik von Andreas Pasieka an die Fassade der Fördermaschinenhalle projizierten und die sich in einer Collage aus wechselnden Bildern und Klängen der Energiefrage in der Post-Kohle-Ära widmeten.

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