Moers Nach tödlichem Unfall nur noch Tempo 70 erlaubt

Moers · Der Tod der 15-jährigen Schülerin an der Holderberger Straße zieht erste Konsequenzen nach sich: Statt 100 km/h dürfen Autos an der Stelle künftig nur noch 70 km/h fahren. Bürger sammeln Unterschriften für mehr Radwege.

Moers: 15-jährige Radfahrerin bei Unfall tödlich verletzt
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Moers: 15-jährige Radfahrerin bei Unfall tödlich verletzt

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Der Unfall, bei dem am vergangenen Mittwoch eine 15-jährige Radfahrerin zwischen Holderberg und Vennikel getötet wurde, hat erste Konsequenzen: Im Bereich der Unfallstelle an der Holderberger Straße, wo derzeit Tempo 100 erlaubt ist, soll eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf 70 km/h erfolgen. Das hat eine Kommission entschieden, die gestern die Unfallstelle in Augenschein genommen hat. Vertreter der Polizei, der Stadt und des Landesbetriebs Straßen kommen nach Unfällen routinemäßig zusammen.

Wie berichtet war die Radfahrerin aus Vennikel an der radweglosen, unbeleuchteten Landstraße in Höhe des Lauersforter Waldwegs von einem Auto erfasst und zu Boden geschleudert worden. Ein weiteres Fahrzeug überfuhr die am Boden liegende Schülerin. Ob die Geschwindigkeit der Fahrzeuge eine Rolle bei dem Unfall spielte, ist allerdings unklar, die Behörden ermitteln noch.

Viele Menschen, vom Tod des Mädchens erschüttert, fordern derzeit allgemein mehr Sicherheit für Radfahrer in ihrer Stadt, die 2010 in den Kreis der "fahrradfreundlichen Städte" aufgenommen wurde. Ariane Muhm-Kritzen, Richterin am Amtsgericht Moers, und in Vennikel wohnend, hat zusammen mit ihrem Mann Jörg Kritzen eine Unterschriftenaktion für mehr Fahrradwege im ländlichen Moerser Süden gestartet. "Mit sicheren Fahrradwegen von Moers-Vennikel nach Moers-Kapellen, Moers-Holderberg und in die Moerser Innenstadt hätte dieser schreckliche Unfall nicht passieren müssen", heißt es auf den Unterschriftenlisten, die in Vennikel ausliegen. Und weiter: "Die stiefmütterliche Behandlung von Moers-Vennikel und des Moerser Südens in verkehrstechnischen Fragen, die tödliche Konsequenzen nach sich gezogen hat und weiterhin großes Gefahrenpotenzial birgt, muss ein Ende haben."

Die Unfallstelle an der Holderberger Straße. Freundinnen der Getöteten haben einen bewegenden Brief an den Baum geheftet: "Liebe Merle, du bist viel zu früh von uns gegangen und hattest noch so viel vor . . ."

Die Unfallstelle an der Holderberger Straße. Freundinnen der Getöteten haben einen bewegenden Brief an den Baum geheftet: "Liebe Merle, du bist viel zu früh von uns gegangen und hattest noch so viel vor . . ."

Foto: christoph reichwein

Die Initiatoren der Unterschriftensammlung drücken aus, was Viele bewegt. Allein rund 400 Menschen haben bis gestern auf den Listen in der örtlichen Sparkasse und der Tankstelle unterschrieben. "Viele kommen gar nicht zum Tanken, sondern nur um zu unterschreiben", berichtete gestern die Tankstellen-Mitarbeiterin Beate Jansen. Wer mit den Leuten in Vennikel spricht, hört von rasenden Autos und von schlechten Busverbindungen nach Moers. Jugendlichen bleibe oft nichts anderes übrig, als aufs Rad zu steigen. Auch Jenniffer Hillmann sieht das so. Ihre beiden Kinder, zwei und vier Jahre alt, besuchen den Kindergarten in Vennikel. "Aber irgendwann sind die groß und wollen auch mal nach Moers." Jennifer Hillmann ist in Holderberg aufgewachsen und weiß, wie gefährlich das Radfahren im Moerser Süden sein kann. "Ich erinnere mich, dass vor Jahren ein Mädchen auf dem Rad in Höhe des Pfannkuchenhauses in Holderberg überfahren wurde. Danach hat sich eine Initiative mit Erfolg für den Bau eines Radwegs eingesetzt."

Die Holderberger Straße zwischen Holderberg und Vennikel ist eine Landesstraße, der Bau eines Radwegs ist dort tatsächlich bereits in Planung. Allerdings steht er im sogenannten Priorisierungsprogramm erst auf Platz 14. Zuständig für die Festlegung der Prioritäten sei der Regionalverband Ruhr sowie die Bezirksregierung, teilte gestern der Landesbetrieb Straßen mit. Pro Jahr wird in der Regel nur eine Maßnahme umgesetzt, die auf der Prioritätenliste steht. Mithin kann es gut über zehn Jahre dauern, bis dieser Radweg gebaut wird.

Der Moerser Landtagsabgeordnete Ibrahim Yetim hat sich nach dem Unfall an per Brief an NRW-Verkehrsminister Michael Groschek gewandt. Er hofft, dass Groschek darauf hinwirken kann, den Bau des Radwegs an der Holderberger Straße vorzuziehen. "Das muss schneller gehen", sagte Yetim gestern. Aber so schnell, wie die besorgten Menschen es gerne hätten, werde es wohl nicht gehen.

(RP)
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