Unsere Woche Nach dem Sturm ist vor dem Sturm

Moers · Moerser haben's gut: Zum Nelkensamstagszug soll die Sonne scheinen. Rossenmontag dagegen könnte ein Unwetter drohen. Kein Grund, sich die Laune verderben zu lassen.

Gerade haben die Karnevalisten den Sturm auf die Rathäuser mehr oder weniger unbeschadet überstanden, da naht das nächste Unwetter. Dieses Mal kein karnevalistisches, sondern ein meteorologisches. Am Rosenmontag soll es stürmen, was um diese Jahreszeit ja häufiger vorkommen soll. Die Karnevalisten sehen dem denn auch mit relativer Gemütsruhe entgegen. Ein bisschen Wind wirft so leicht keinen gestandenen Narren um. Und sollte es tatsächlich zu heftig wehen, dann kann der Zug Montagmorgen immer noch abgeblasen werden.

Mit ähnlicher Gelassenheit reagierten die hiesigen Karnevalisten im Übrigen auch auf die vermeintliche Bedrohung durch Horden nordafrikanischer Triebtäter. Nach den in der Tat abscheulichen Vorkommnissen auf der Kölner Domplatte konnte man in den Wochen darauf ja zeitweise den Eindruck haben, als stünde dem Abendland die größte Bedrohung bevor, seit Hannibal mit seinen Elefanten die Alpen überquerte.

Vor allem die Polizeibehörden schienen durch einen kollektiven Schuldkomplex geschüttelt. Tatsächlich hatte die Kölner Polizei in unseligem Schulterschluss mit den Kollegen der Bundespolizei den Skandal durch doppeltes Versagen mitverursacht: zunächst durch eine fehlerhafte Einsatztaktik auf der Domplatte und dann durch eine katastrophale Kommunikation in den Tagen danach.

Menschlich ist es ja verständlich, dass die Ordnungshüter am Niederrhein den Fehler der Kölner Kollegen nicht wiederholen möchten. So wird ein nie dagewesenes Polizeiaufgebot die Karnevalszüge am Niederrhein begleiten, obwohl es nicht den geringsten Hinweis auf eine Bedrohung durch die drei MMMs (MMM = Möglicherweise Marodierende Maghrebiner) gibt. Auch die Feiernden selber ließen sich die Laune bislang allenfalls durchs Wetter, nicht aber durch unbestimmte Ängste vor karnevalistisch trittbrettfahrenden Triebtätern vermiesen. Jedenfalls ließen alle Kommunen in der Region ihr Sicherheitskonzept nach Silvester unverändert. Und das ist gut so.

Es muss auch kein Gutmensch Angst haben, wir würden die armen Flüchtlinge durch rheinische Karnevalssitten verschrecken. Die fünfte Jahreszeit ist auch in der Levante durchaus nicht unbekannt. Allenfalls könnten sich Zuwanderer wundern, zu welch seltsamen Verhaltensweisen alkoholische Getränke den Menschen auch im Abendland zu treiben vermag. Grund zur Sorge ist das alles nicht.

In diesem Sinne: Helau! juergen.stock@rheinische-post.de

(RP)
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