Moers Museum zeichnet Völkerwanderung nach

Moers · Die neue Sonderausstellung im Grafschafter Museum ist der Moerser Beitrag zum niederrheinweit laufenden Museumsmotto "Unterwegs".

 Die VHS steuert der Sonderausstellung das 2016 entstandene Kunstprojekt "Fluchtläufer" bei. Es wurde von acht Geflüchteten geschaffen.

Die VHS steuert der Sonderausstellung das 2016 entstandene Kunstprojekt "Fluchtläufer" bei. Es wurde von acht Geflüchteten geschaffen.

Foto: kdi

Wer hat als erster die niederrheinische Bucht durchstreift? Der Neandertaler. Er lebte vor rund 42.000 Jahren zwischen Mettmann und Erkrath. "Er jagte gerne am Niederrhein", heißt es im Pressetext zur neuen Sonderausstellung "Völker. Wanderung. Menschen unterwegs" im Grafschafter Museum. Sie ist der Moerser Beitrag zum diesjährigen Thema, das das Museumsnetzwerk im Kulturraum niederrheinweit unter das Motto "Unterwegs" gestellt hat. Die Ausstellung im Grafschafter Museum beleuchtet die Wanderbewegungen der Menschen an den Niederrhein. "Sie sind seit Tausenden Jahren unterwegs. Sie kommen und gehen, freiwillig und unfreiwillig, friedlich oder gewaltsam, gerufen oder ungewollt", erläutert Museumsleiterin Diana Finkele. Die Eröffnung ist am Sonntag, 7. Mai. Die Ausstellung ist bis zum 22. Oktober im Grafschafter Museum zu sehen.

Flucht und Wanderbewegungen, das zeigt die Ausstellung anschaulich und informativ, sind keine neuen Phänomene. "Es handelt sich vielmehr um eine historische Konstanz", betont die Museumsleiterin. Schon vor rund zwei Millionen Jahren hätten sich die ersten Frühmenschen aus Gebieten des heutigen Afrika auf den Weg nach Europa gemacht. In den beiden Museumsräumen sind nicht nur die geschichtlichen Daten und Zusammenhänge dargestellt. Es finden sich auch passende Objekte. So ist zum Beispiel ein Mammutzahn aus der Sammlung des Moerser Museums ausgestellt, das in einer hiesigen Kiesgrube gefunden wurde. Sehr viel später kamen dann die Germanen, Römer und Franken. Auch sie hinterließen ihre Spuren am Niederrhein.

Diana Finkele, die die Sonderausstellung konzipiert hat, beschreibt die Wanderbewegungen in einem historischen Bogen bis ins 21. Jahrhundert. Erzählt wird von Glaubensflüchtlingen, die im 16. und 17. Jahrhundert die Niederlande verließen und sich am Niederrhein niederließen. "Sie hatten große Kenntnis im Textilhandwerk und spielten in ihren neuen Heimatstädten eine wichtige Rolle im wirtschaftlichen, kulturellen und politischen Leben." Die Franzosen kamen im 18. Jahrhundert weniger friedlich in die Region und prägten doch die Städte am linken Niederrhein. "Die Preußen betrieben später eine ganz eigene Ansiedlungspolitik. Sie forderten Flüchtlinge auf, hier brachliegendes Land zu bearbeiten", so Finkele.

Großen Stellenwert nimmt der Bergbau ein. Denn er berichtet von einer neuen Wanderbewegung, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts einsetzte. Jetzt kamen die Menschen, um am Niederrhein Arbeit zu finden. Auch beide Weltkriege spart die Sonderausstellung nicht aus. Besucher sind aufgefordert, im Museum ihre eigene Geschichte zu erzählen. Es gibt Aufnahmestellen für ein Interview und Kisten, in die persönliche Dinge gelegt werden können. Die VHS steuert der Sonderausstellung das 2016 entstandene Kunstprojekt "Fluchtläufer" bei. Es handelt sich um eine Installation aus Treibgut, die acht Geflüchtete aus Syrien, Iran, Eritrea und Mazedonien geschaffen haben. Das Projekt wurde fortgeführt und für die Sonderausstellung mit Interviews, Fotos und Filmaufnahmen ergänzt. Es erzählt die Geschichte von Menschen, die einen langen und gefahrvollen Weg hinter sich haben.

(RP)
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