Moers Verein „Helfende Hand“ stellt Transporte nach Bosnien ein

Moers · Der Verein mit Mitgliedern aus der ganzen Region sieht seine Arbeit durch Zoll-Probleme behindert.

 Vereinsmitglieder bei der Vergabe von Spenden in Bihac.

Vereinsmitglieder bei der Vergabe von Spenden in Bihac.

Foto: Falk

Zum 56. und voraussichtlich letzten Mal sind Mitglieder des Moerser Vereins „Helfende Hand“ nach Bihac in Bosnien gefahren, wo sie Lebensmittel kauften und an verarmte Kinder und Familien des Dorfes Smoljana verteilten. In den 23 Jahren Vereinsgeschichte konnten Spielzeuge, Bekleidung, Süßigkeiten, Nahrungsmittel und gebrauchte Möbel aus Sachspenden direkt an verarmte Familien gespendet werden. Auch konnte, dank Unternehmensspenden, ein Waisenhaus mit frischen Betten und einer neuen Einbauküche versorgt werden.

Grund für die Einstellung der selbstorganisierten Hilfslieferungen sind hohe Zölle, die seit kurzem an der Grenze eingefordert würden (die RP berichtete). Der Verein wirft den bosnischen Grenzern Willkür vor. „Humanitäre Hilfsgüter wie Grundnahrungsmittel sind zollfrei, Mehl wird aber von den Grenzbeamten mit 50 Cent je Kilo verzollt“, sagt der Vereinsvorsitzende Hans-Jürgen Falk.

Nicht nur für Vereine am Niederrhein ist es nach der Gesetzesänderung schwierig geworden, Hilfsgüter in Bosnien einzuführen. So berichtet Damir Vrdoljak, Vorsitzender des Vereins „Herz und Hand für Kinder in Not“ aus Schwabach, Bayern, von ähnlichen Problemen. „Die Regierung argumentiert, dass Kriminelle unter dem Deckmantel von Hilfslieferungen Schmuggel treiben würden. Deshalb sei die Einfuhr erschwert worden. Dies trifft leider die kleinen humanitären Vereine besonders stark“, sagt Vrdoljak, dessen Verein selbst gezwungen ist seine Hilfssendungen einzuschränken. „Der Krieg ist vorbei, aber Bosnien brauche immer noch Hilfe“, betont Vrdoljak, der selbst aus Sarajewo stammt.

Dies bestätigt auch Heribert Hölz, der seit 27 Jahren die Bosnienhilfe des Caritasverbands Duisburg verkörpert. „Es gibt dort Leute mit nur 25 Euro Rente! Denen fehlt es an grundsätzlichem wie Nahrung“, berichtet der Neukirchen-Vluyner. Die Caritas betreut gleich mehrere Projekte in Bosnien, arbeite dort inzwischen aber ohne Sachspenden.

Ermöglicht wurde die Aktion der „Helfenden Hand“ durch Spenden in Höhe von rund 700 Euro, die der Verein gesammelt hatte. „In Teilen wurde immer schon vor Ort etwas hinzugekauft“, berichtet Hans-Jürgen Falk. Dies könne auf Dauer aber kein Ersatz sein. „Sachspenden sind einfacher zu bekommen“, weiß Falk. „Ist ja logisch, denn die Leute sind kritisch, wenn es darum geht, Geld zu spenden.“

Andere Hilfsorganisationen wie das Rote Kreuz würden weiter machen, sagt Falk. „Sie müssen aber hohe Geldmengen für den Zoll aufwenden.“ Bei 400 Euro Spritkosten für die Hin- und Rückfahrt plus Zoll, den der Verein aus eigenen Mitteln stemme, sei dies keine Option. „Unsere Intention war immer, die Dinge, die wir hier bekommen, dort zu verteilen“, sagt Falk. Da der Verein nach wie vor gerne helfen möchte, wird gerade zusammen mit der Rumänienhilfe Meerbeck nach neuen Hilfsmöglichkeiten gesucht.

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