Moers Moerser schreibt einen Fantasyroman

Moers · Norbert Hartmann hat mit "Der späte Zorn der Magdalena Felken" im Selbstverlag einen Fantasyroman veröffentlicht, der gerne auch als Satire gelesen werden darf. Der Roman hat auf 158 Seiten viel Moerser Lokalkolorit zu bieten.

 Der Moerser Norbert Hartmann mag die Sprache, die Literatur und das Schreiben. Neben Sachbüchern hat er jetzt seinen zweiten Roman verfasst.

Der Moerser Norbert Hartmann mag die Sprache, die Literatur und das Schreiben. Neben Sachbüchern hat er jetzt seinen zweiten Roman verfasst.

Foto: K. Dieker

Auf dem Hof des verstorbenen Bauern Gernhenke geschehen recht merkwürdige Dinge. Im Zentrum des Unbegreiflichen steht eine Jahrhunderte alte Buche, die unberührbar zu sein scheint. Wer Rinde und Stamm anfassen will, wird wie durch eine unsichtbare Macht weggeschleudert und verletzt. Das ist der Ausgangspunkt der Geschichte, die der Moerser Norbert Hartmann unter dem Titel "Der späte Zorn der Magdalena Felken" aufgeschrieben und im vergangenen Frühjahr im Selbstverlag veröffentlicht hat.

Wer diese Magdalena Felken ist, erfährt der Leser erst spät im Roman, fast am Ende, auch wenn das Gesicht einer jungen Frau das Buchcover ziert. Hartmanns Romanpersonal steht dennoch in einer indirekten Verbindung zu der Schönen: Stadtkämmerer Brandner zum Beispiel. Er hat Ambitionen auf das Bürgermeisteramt, wittert ein dickes Geschäft, weil das große Gehöft nach dem Ableben Gernhenkes an die Stadt zurückfällt.

Dazu gesellt sich der niederländische Immobilien-Investor Svertum, der die Pläne des Kämmerers, auf dem Hof ein Gewerbegebiet anzusiedeln, umsetzen soll. Sein Kompagnon folgt ihm später, kommt jedoch nicht nur aus geschäftlichen Interessen nach Moers (denn hier spielt Hartmanns Fantasy-Roman), sondern ist auch in Sachen Familienforschung unterwegs. Und da ist zuletzt der Bürgermeister selbst, der sich vom Kämmerer nicht die Show stehlen lassen will. Der große Deal kommt nicht zustande. Denn: Der Bürgermeister verschwindet plötzlich von der Bildfläche. Kämmerer Brandner wird tot in seinem Auto aufgefunden, Herzinfarkt. Und der Investor landet ob des unerklärlichen Phänomens, das die Buche umhüllt, in der Psychiatrie.

Hartmanns Roman bietet dem interessierten Leser verschiedene Lesarten: "Der späte Zorn der Magdalena Felken" darf gerne als Satire gelesen werden - auf die Bürokratie, auf Geschäftemacherei, auf Machtgier, auf das Karrierestreben in den deutschen Amtsstuben und auf die Sensationsgier der Menschen. Der Roman bietet zugleich mit seinen unheimlichen und unerklärlichen Begebenheiten, die sich auf dem Gehöft abspielen, Fantasy-Elemente.

Er kann sich aber auch als ein historischer Kriminalfall lesen, der weit zurückreicht: bis ins Jahr 1548, als der Magdalena Felken auf dem Hof großes Unrecht geschah. Der Moerser Leser findet gleichzeitig viele Anspielungen auf seine Stadt. So spielt die Aumühle eine gewichtige Rolle. "In Moers kenne ich mich besonders gut aus", erklärt der Autor das Lokalkolorit. "Und die Stadt hat ja einiges an Kuriositäten zu bieten: Eine Vielzahl von nicht nachvollziehbaren Entscheidungen im Rathaus und zuweilen einen liederlichen Umgang mit ihrer historischen Bausubstanz. Meine Geschichte ist aber frei erfunden."

Der Roman sei für ihn eine Art Fingerübung gewesen, sagt Hartmann. Er interessiert sich für Sprache, für Philosophie und Geschichte. Bislang hat er Sachbücher verfasst. "Ich bin vielseitig interessiert. So habe ich mich damit beschäftigt, das Phänomen Zeit unter dem Bewusstseinsaspekt zu beleuchten", sagt Norbert Hartmann. Thomas Mann und Stefan Zweig sind seine literarischen Vorbilder.

"In meinem Roman habe ich versucht, alle Genre, die ich lese, unter einem Hut zu bringen", sagt er. "Der späte Zorn der Magdalena Felken" ist nicht der erste Roman, den Hartmann zu Papier gebracht hat. Ein Krimi ist schon geschrieben, der nächste in der Vorbereitung. norbert.hartmann.com

(RP)
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