Moers Thema „Netz“ beflügelt junge Autoren

MOERS · Der Hamburger Felix Krakau hat den 21. Moerser Literaturpreis gewonnen. Der von der Rheinischen Preis ausgelobte dritte Preis ging an Julia Ostrau aus Wesel. Lesen sei die Eintrittskarte in die Welt, sagte Schirmherr Guido Lohmann.

 Von links: Schirmherr Guido Lohmann mit den Preisträgern Maja Münch, Felix Krakau und Julia Ostrau sowie Julia Hagenacker (RP Moers) und Mirella Weber (Moerser Gesellschaft zur Förderung des literarischen Lebens).

Von links: Schirmherr Guido Lohmann mit den Preisträgern Maja Münch, Felix Krakau und Julia Ostrau sowie Julia Hagenacker (RP Moers) und Mirella Weber (Moerser Gesellschaft zur Förderung des literarischen Lebens).

Foto: Ja/Christoph Reichwein (crei)

Zum 21. Mal wurde im feierlichen Rahmen der Moerser Literaturpreis in der Musikschule verliehen. Die drei Autoren Felix Krakau, Maja Münch und Julia Ostrau erhielten ihre Preisgelder und luden zugleich ein, in ihre wortreichen Welten zu schlüpfen. Überzeugt hat Julia Ostrau mit „Like, Neid, Leid“. Sie belegte den mit 750 Euro von der Rheinischen Post ausgelobten dritten Platz. Lokalchefin Julia Hagenacker überreichte den Preis. Maja Münch erhielt 1000 Euro von der Moerser Gesellschaft zur Förderung des literarischen Lebens für „Namenlos“. 2600 Euro nahm Felix Krakau für seine Geschichte „Centre Court“ mit nach Hause.

Hat Literatur überhaupt in dieser neuen Welt noch eine Bedeutung? So lautete die provokante Frage der Moderatorin Andrea Reichert, Mitglied der Moerser Gesellschaft zur Förderung des literarischen Lebens und Autorin. Die Moerser Gesellschaft führt mit Geschick eine Tradition weiter, die sich im Zeitalter der sozialen Medien mit Whatsapp, Facebook und Instagram erfolgreich eine neue Position erobert hat. Dass der Literatur, dem geschriebenen Wort über Seiten, eine hochkarätige Stellung und Botschaft zukommt, bewiesen alleine schon die drei Gewinner, die jede Menge zu sagen hatten. Das vorgegebene Thema „Im Netz“ hat die Gedanken der Teilnehmenden beflügelt, wie sich auch mit der Anzahl an Manuskripteinsendungen weit über den Niederrhein hinaus belegen lässt. Die sechsköpfige Fachjury hatte genug zu tun, nach ihren Favoriten zu suchen, Handlungsstränge und Charaktere zu verfolgen, den eigenen Sound einer Geschichte zu spüren, so Andrea Reichert.

Julia Ostrau, Jahrgang 1986 und Drittplatzierte, lebt mit ihrer Familie in Wesel, ist Psychologin. Das Soziale Netzwerk beleuchtet sie in ihrer Geschichte, deckt krankmachende Abhängigkeiten und das Spiel mit den Eitelkeiten seiner User auf. Anna ist begeisterte Nutzerin, lebt ihr Leben im Netz, wenn sie sich für die schlanke Figur kasteit. Ihr Lohn: Verletzungen und Demütigungen mit schlimmen Folgen. Anna wird Gefangene im Netz.

Maja Münch, Jahrgang 1975 und im Archiv- und Verlagswesen tätig, begleitet ihren Protagonisten Bernd von der individuellen Welt in das Netz der namenlosen, uniformierten neuen Gesellschaft. Nach sechs Monaten Erwerbslosigkeit zahlt er den Eintrittspreis mit dem Verlust der Individualität.

Der Hamburger Regisseur Felix Krakau, Jahrgang 1990, Erstplatzierter, nennt sich Freischreiber. Seine preisgekrönte Geschichte entführt ans Netz und in die Welt des weißen Sports mit ihrer Maschinerie. Ein Thema, drei literarische Wege, so die schöne Beute für das Publikum – und die Gewissheit: Literatur bleibt.

 Ein Blick in den Kammermusiksaal des Martinstifts. Stella-Louise Göke sang, Julia Valsberg begleitete am Flügel.

Ein Blick in den Kammermusiksaal des Martinstifts. Stella-Louise Göke sang, Julia Valsberg begleitete am Flügel.

Foto: Ja/Christoph Reichwein (crei)

Schirmherr Guido Lohmann, Vorstand der Volksbank Niederrhein, betonte die Wichtigkeit von Literatur in all ihren Facetten und gesellschaftlichen Bereichen. Lesen bleibe die Eintrittkarte in die Welt. Dass von über 60 Siegern beim Moerser Literaturpreis rund ein Drittel den Weg zu Verlagen gefunden habe, spreche für sich. Bürgermeister Christoph Fleischhauer unterstrich die Wirkung von Literatur samt perspektivischen Wechsel. Für Festredner Christian Behrens Steilvorlagen für seinem humorvollen Beitrag. Mitreißende und berührende Literatur erreiche immer Herz und Hirn. Untermalt wurde die zweistündige Veranstaltung mit einem musikalischen Rahmenprogramm von Stella-Louise Göke (Gesang) und Julia Vaisberg (Flügel).

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