Moerser Mahnwache für die Opfer von Hanau Moerser gedenken der Opfer von Hanau

Moers · Das grauenvolle Attentat in Hanau erschüttert auch die Menschen in Moers. Das Bündnis „Moers ist bunt, nicht braun“ hatte am Freitagabend zu einer Mahnwache aufgerufen.

Moerser gedenken der Opfer von Hanau
Foto: dpa/Nicolas Armer

Der Anschlag in Hanau überschattete auch den Auftakt der tollen Tagen. An Altweiber hatte Hans Kitzhofer, Präsident beim Kulturausschuss Grafschafter Karneval, auf dem Altmarkt eine Ansprache zu den Geschehnissen in Hanau gehalten. „Es ist schwierig ausgelassen zu feiern, wenn an anderer Stelle so viel Trauer herrscht. Wir sind mit unseren Gedanken in Hanau und bei den Angehörigen der Trauernden“, so Kitzhofer. „Wir wollen uns ganz klar von rechtsradikalen Gedankengut distanzieren. Unser Karneval ist bunt, wir sind zu allen Seiten offen und wollen mit allen Menschen gemeinsam feiern!“ Beim Nelkensamstagzug in Moers wolle man dann aber nicht weiter auf das Thema eingehen. Der Zug wird stattfinden wie geplant.

Jörg Thiem, Präsident der Neukirchener Karnevalsgesellschaft Vlü-Ka-Ge, deren Karnevalszug am Rosenmontag stattfindet, will sich das Karnevelfeiern nicht nehmen lassen. Natürlich seien die Gedanken der Karnevalisten auch bei den Opfern von Hanau und deren Angehörigen. Aber ein offizielles Gedenken werde es in Neukirchen-Vluyn nicht geben. Die Menschen seien ohnehin verunsichert. „Wir wollen nicht noch mehr Panik schüren.“ Nach dem Anschlag von Hanau hätten ihn viele Anrufe erreicht. Fragen nach dem Sicherheitskonzept für den Zug würden gestellt. Aber dies sei ohnehin so umfangreich wie nie zuvor. „Wir haben noch einmal draufgesattelt. Aber wir stehen in der Verantwortung.“ Die Politik und die Sicherheitsbehörden seien in der Pflicht, Anschläge künftig zu verhindern.

Auch die Kirchen beschäftigen sich natürlich mit der Tragödie in Hanau. Herbert Werth, leitender Pfarrer der katholischen Kirchengemeinde St. Josef und Dechant in Moers ist zwiegespalten: „Das ist ein sehr sensibles Thema, egal wie man reagiert, man kann es eigentlich nur falsch machen. Für die trauernden Menschen ist es sicherlich schwierig, wenn an anderer Stelle gefeiert wird. Ich kann verstehen, wenn Menschen das als pietätlos empfinden.“ Andererseits habe er auch Verständnis für die Menschen, die trotzdem Karneval feiern wollen. „Da steckt ja auch ganz viel Vorbereitung und Herzblut drin und viele freuen sich schon das ganze Jahr.“ In den Predigten und Gebeten würde man das Thema Hanau natürlich aufgreifen. „Das darf man nicht sprachlos lassen. Die Erschütterung und Trauer muss ausgesprochen werden, nur das hilft bei der Verarbeitung“.

Ähnlich sieht es Christiane Münker-Lütkehans, Pfarrerin der evangelischen Kirche Moes und Vorsitzende des Presbyteriums: „Ich finde es sehr gut, dass es Schweigeminuten und Gedenkfeiern gibt. Ich finde es aber auch genauso gut, dass gefeiert wird. Lachen und Fröhlichkeit gehört genauso zu unserem Leben dazu wie die Trauer.

Pfarrer Torsten Maes, ebenfalls von der evangelischen Kirchengemeinde Moers, betont, dass die Kirchengemeinde ganz klar positioniert ist, was Fremdenfeindlichkeit, Intoleranz und Rechtsextremismus angeht. „Das tragen wir auch immer wieder nach außen, wie aktuell mit der Skulptur ‚Hände reichen’, die in der Stadtkirche zu sehen ist oder mit unserem nächsten Stadtkirchengespräch zum Thema ‚Die Angstprediger – wie rechte Christen Gesellschaft und Kirche unterwandern’.“ Natürlich sei das, was in Hanau passiert ist eine verabscheuungswürdige Tat eines Einzelnen, aber der Nährboden dafür würde von der Gesellschaft vorbereitet. „Wobei ich denke, dass wir hier in Moers doch einigermaßen wach sind, was das Thema angeht“, so Maes.

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