Moers Ausstellung zum schmalen Grad bei Krieg und Frieden

MOERS · Am 26. September 1983 stand die Welt für 17 Minuten vor dem Dritten Weltkrieg. Russische Satelliten hatten etwas geortet, das sie als amerikanische Atomraketen auflösten, die Richtung Russland unterwegs waren.

 Bürgermeister Christoph Fleischhauer, Superintendent Wolfram Syben und  Pfarrer Herbert Werth (v.l.) eröffneten die Ausstellung

Bürgermeister Christoph Fleischhauer, Superintendent Wolfram Syben und  Pfarrer Herbert Werth (v.l.) eröffneten die Ausstellung

Foto: Dieker, Klaus (kdi)

Oberst Stanislaw Petrow, der zu entscheiden hatte, ob Russland nun seine Atomraketen losschicken sollte, entschied, nicht den Knopf zu drücken. „Ich wollte nicht die Verantwortung für den Dritten Weltkrieg übernehmen“, sagte er genau zehn Jahre später der russischen Zeitung „Prawda“, um nachträglich bekannt zu machen, wie das Schicksal der Welt sich hätte ändern können. Er habe nicht geglaubt, die Amerikaner würden einen Atomkrieg starten, bei dem sie 20 Minuten nach dem Angriff selbst zerstört würden. Der russische Oberst behielt Recht. 17 Minuten später wurden die Satellitenbilder nicht mehr als amerikanische Raketen aufgelöst.

Diese Geschichte ist eine von sieben, die in der Ausstellung „Frieden geht anders“ zu sehen ist, die am Samstag nach einem ökumenischen Gottesdienst von Superintendent Wolfram Syben nach einem Grußwort von Bürgermeister Christoph Fleischhauer in der Stadtkirche eröffnet wurde. Sie macht an einem konkreten Beispiel deutlich, wie Vertrauen und Zivilcourage Frieden möglich machen. Genauso erzählen die anderen Geschichten anhand von Beispielen, wie Gespräche, Diplomatie oder ziviler Widerstand zu Frieden ohne Gewalt führen können. „Frieden ist ein Weg“, sagte am Samstag Martje Mechels. „Er ist ein Ziel, an dem wir uns auszurichten haben. Als Punkt ist er nicht zu erreichen.“

Die Pfarrerin für Mission und Gemeindedienst gehört dem Kreis an, der die Wanderausstellung nach Moers holte, die vor zwei Jahren vom Zentrum Ökumene der Evangelischen Kirchen in Hessen und Nassau konzipiert worden war. Ist die „Kirche des gerechten Friedens“ doch seit Januar Thema der Evangelischen Landeskirche im Rheinland. Außerdem setzte sich die Synode des Kirchenkreises im Juni mit der „Kirche des gerechten Friedens“ auseinander.

Die Pfarrerin organisierte das Programm mit täglichen Angeboten mit, in die die Ausstellung eingebunden ist, zum Beispiel am heutigen Dienstag mit einem Referat „Brennpunkt Türkei – Krieg gegen die Kurden – und die Rolle des Westens?“ Es wird um 19.30 Uhr in der Stadtkirche vom Historiker Ismail Küpeli gehalten, der Politikwissenschaftler am Institut für Genozidforschung an der Ruhr-Universität Bochum ist.

Oder am morgigen Mittwoch gibt es ein Podiumsgespräch mit dem Landtagsabgeordneten Ibrahim Yetim zum Thema „Frieden in der Stadt“. Oder am Freitag läuten ab 18 Uhr zum Internationalen Friedenstag 15 Minuten lang die Glocken der Stadtkirche, gleichzeitig mit 1000 anderen Kirchenglocken in Europa. Dem Glockenläuten schließt sich ein ökumenischer Friedensgottesdienst an.

Martje Mechels freute sich bei der Eröffnung über 20 Schulklassen, fünf Konfirmationsgruppen sowie zehn andere Gruppen, die sich bereits angemeldet haben, durch die Ausstellung in der Stadtkirche geführt zu werden.

Dies Ausstellung ist bis zum 28. September täglich außer montags von 11 bis 17 Uhr geöffnet.

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