Kultur in Moers Zwei mit ungewöhnlichen Klängen

MOERS · „Improviser in Residence“ Emilio Gordoa und Michel Doneda spielen ihr Konzert.

 Emilio Gordoa und sein langjähriger Freund, dem französischen Klarinettisten Michel Doneda, gaben ein beeindruckendes Konzert.

Emilio Gordoa und sein langjähriger Freund, dem französischen Klarinettisten Michel Doneda, gaben ein beeindruckendes Konzert.

Foto: Norbert Prümen (nop)

Klappern, Schrillen, Kreischen, Brummen und noch eine Fülle anderer Geräusche, Fans des derzeitigen Moerer „Improvisers in Residence“ Emilio Gordoa wissen, was der 32-jährige mexikanische Vibraphonist mehr als nur gefällige Klänge auf seinem Instrument zaubern kann. Das hat er schon mehr als einmal bei seinen Residence-Veranstaltungen in der Kleinen Allee 10 am Kastellplatz bewiesen.

Das Konzert, das er dort am Donnerstag vor rund 30 Besuchern mit seinem langjährigen Freund, dem französischen Klarinettisten Michel Doneda gab, übertraf jedoch alle bisherigen klanglichen Erwartungen. Zwei erstklassige Improvisationsmusiker gemeinsam in einem Duett, die knapp eine Stunde lang gemeinsam sämtliche für menschliche Ohren hörbare Töne erzeugten, das war schon ein echtes Erlebnis.

Dabei entlockten die beiden ihren jeweiligen Instrumenten knapp eine Stunde lang die ungewöhnlichsten Klänge und das auf eine so total in ihr jeweils eigenes musikalisches Tun versunken, dass ein unbedarfter Beobachter eher den Eindruck von zwei vollkommen nebeneinander her spielenden Solisten als von einem musikalischen Duo gewann.

So kombinierte Emilio Gordoa – wie schon bei seinen vorherigen Konzerten – auch diesmal wieder den Klang seines Vibraphons mit zahlreichen verschiedenen Gegenständen, wie Klangschalen, Geigenbögen, verbeulten Bierdosen und Teilen normaler Abflussrohre, ließ leere Konservenbüchsen in einer Handtrommeln schnarren, und schob das Ganze dabei mit kratzenden Geräuschen heftig über die Tasten. Dazu entlockte Michel Doneda seiner Klarinette mal lang weinende, dann wieder schrill pfeifende, spuckende, hustende und sogar wie Pferdegewieher klingende Töne, um das Konzert dann schließlich nach einer gemeinsamen wilden Klangorgie mit einem zarten Blasen in sein Instrument enden zu lassen.

„Wow! Das war doch mal ein richtiger Kracher“, kommentierte ein Besucher aus Duisburg das Konzert. Das sei wirklich richtig klasse gewesen, sobwohl er ja eigentlich hauptsächlich wegen des anschließend angekündigten Konzerts von Chris Cutler und Tim Hodgkinson gekommen sei: „Chris Cutler war einer der besten Trommler der 60er und 70er Jahre. Hinter dem konnten sich damals alle Jazzmusiker verstecken“, erklärte er fachkundig.

Auch Cutlers musikalischer Duo-Partner war ihm ein Begriff. Die beiden englischen Musiker hatten 1968 die später für ihre experimentelle Musik weltweit bekannte britische Avant-Rock-Group „Henry Cow“ gegründet, für die Hodgkinson dann später seine legendäre mit allerlei elektronischen Tonabnehmern bespickte „Lap Steel Guitar“ erfunden und auch an diesem Abend mitgebracht hatte.

Nach einer gut 20-minütigen Pause bestritten sie den zweiten Teil des Konzertes und erfüllten dabei den kleinen Konzertraum in Emilio Gordoas Moerser „Residence“ für weitere 50 Minuten mit wahrhaft ungewöhnlichen, improvisierten Klängen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort