Statuen in Moers Wie Moerser Denkmäler digitale Zwillinge bekommen

Moers · Über hundert Jahre stehen einige der Statuen schon auf ihrem Sockel. Doch nun bekommen sie einen digitalen Zwilling: Eine Firma aus Moers vermisst die Denkmäler und digitalisiert sie. Eine Rolle spielt dabei auch eine gestohlene Brunnenplatte.

Moers: Wie Jalasca Denkmäler aus Moer vermisst
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Wie eine Firma Denkmäler aus Moers vermisst

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Foto: Kirsten Jöhlinger

Neben Luise Henriette von Oranien steht ein Gerät, das die Statue absucht. Der obere Teil dreht sich, nimmt jedes Detail des Denkmals vor dem Moerser Schloss auf. Es ist ein Laserscanner der Firma Jalasca aus Moers. Der Scanner macht 3D-Aufnahmen. Aus denen entstehen später am Rechner 3D-Bilder von Henriette und vier anderen Statuen: Die Denkmäler bekommen digitale Zwillinge.

Paulina Raczynska, Mitarbeiterin des Unternehmens, hebt den Scanner hoch und schraubt an den Beinen. Alle zehn Minuten muss sie den Scanner neu aufstellen, damit er jede Falte im Kleid der Adelsdame erfasst. Fast 44 Millionen Scans macht der Scanner in diesen zehn Minuten. Aus den Scans entstehen Punktwolken, die Raczynska später gemeinsam mit Kollegen zu digitalen 3D-Bildern verarbeiten wird.

Der Scanner von Jalasca dreht sich um 360 Grad und scannt damit auch die Umgebung des Denkmals.

Der Scanner von Jalasca dreht sich um 360 Grad und scannt damit auch die Umgebung des Denkmals.

Foto: Kirsten Jöhlinger

„Die eigentliche Arbeit fängt erst nach dem Vermessen an“, erklärt Klaus Jaeger, Geschäftsführer des Unternehmens. Zwar erledige Künstliche Intelligenz (KI) einen Großteil der Arbeit, ein Mensch müsse die Daten aber trotzdem validieren. Damit der Scanner die Statue gut wiedergeben kann, dreht er sich um 360 Grad und scannt auch die Umgebung ab.

„Die KI erkennt jeden Gegenstand, jedes Objekt der gescannten Umgebung, als eindeutiges Objekt und arbeitet diesen in die Punktwolke ein“, sagt Dennis Gordon, Mitarbeiter bei Jalasca. Dazu gehörten auch Blätter, die sich bewegen. Ein Mensch müsse dann aber dem Programm sagen, in welcher Position es die Blätter wiedergeben soll.

Die Denkmäler scannt Jalasca im Auftrag der Stadt Moers. Neben einem 3D-Bild von der Henriette-Statue erhält die Stadt auch digitale Zwillinge vom Denkmal von Friedrich I. in Preußen, das am Neumarkt steht, vom Kriegerehrenmal in Repelen, von dem Kaiserdenkmal am Ostring und von dem Felke-Denkmal im Jungbornpark.

„Das ist ein erster Schritt“, sagt ein Sprecher der Stadt Moers. Die digitalen Abbilder der Statuen sollen helfen, wenn die Denkmäler beschädigt werden. Dann könne man genau sehen, wie sie ausgesehen haben und sie dementsprechend restaurieren.

Auslöser für die Aktion war dabei der Fall des Greef-Brunnens im Schlosspark. Dort wurde ein Brunnenplatte aus Messing gestohlen. Es gibt zwar einige Fotos der Platte, wie genau sie aussah, weiß aber niemand.

Die Scans der Statuen sind sehr genau. Auch Vogelmist nimmt der Scanner auf. Nach den Scans macht das Gerät noch Fotos: So lässt sich auch die Farbe der Skulptur darstellen. Nach einem Tag mit dem Scangerät steuert Raczynska außerdem noch eine Drohne um die Statuen. Die kann auch von oben Bilder der Denkmäler machen. Wie die Innenseite der Statue aussieht, können die Geräte aber nicht erkennen.

Weil sie einen privatrechtlichen Vertrag mit dem Unternehmen abgeschlossen hat, gibt die Stadt keine Details zu den Kosten bekannt. Die Stadt Moers sei aber froh, dass sie ein Moerser Unternehmen gewinnen konnte, sagt ein Sprecher.

 Paulina Raczynska steuert die Drohne, mit der Denkmäler photogrammetrisch erfasst werden.

Paulina Raczynska steuert die Drohne, mit der Denkmäler photogrammetrisch erfasst werden.

Foto: Norbert Prümen

Seine Lasertechnologie setzt das Unternehmen nicht nur für Statuen ein. „Wir scannen Kirchen ohne Ende“, sagt Gordon. Von denen sei das Planungswerk oft verloren gegangen, ergänzt Jaeger. Wenn die Gebäude dann Risse aufwiesen, seien die digitalen Zwillinge hilfreich, um sie zu restaurieren. Scans macht das Unternehmen, zu dem auch die Firma Niederrheinische Gas-Technik gehört, aber auch von Umspannwerken, Wasserstoffanlagen, Brücken, archäologische Fundstellen und von Gebäuden von Privatpersonen, wenn die Besitzer das Unternehmen beauftragen. Die Statuen seien aber noch einmal eine neue Herausforderung. Das Kleid der Henriette habe viele Details, sagt Gordon.

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