Informationsabend in Moers-Schwafheim Angst vor „stromernden jungen Männern“
Moers · Vertreter der Stadtverwaltung erläuterten bei einer Bürgerversammlung in Schwafheim die Pläne für eine neue Flüchtlingsunterkunft am Länglingsweg. Warum viele Anwohner die Pläne kritisch sehen.
Menschen fliehen aus den unterschiedlichsten Gründen nach Deutschland, unter ihnen sind in der letzten Zeit verstärkt Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine. Sie menschenwürdig unterzubringen, wird für die Kommunen inzwischen zu einem echten Problem, auch für Moers. Daher plant die Stadt in naher Zukunft den Bau zweier Flüchtlingsunterkünfte für jeweils 200 Personen, und zwar eine an der Otto-Lilienthal-Straße in Genend und eine zweite in Schwafheim im Bereich Länglingsweg/Römerstraße.
Am Dienstag hatte die Stadt die Bewohner rund um die letztere Adresse in den Saal der Freien Evangelischen Gemeinde Schwafheim eingeladen, um sie über die geplanten Baumaßnahmen in dem Stadtteil zu informieren. Auf dem Podium saßen neben Bürgermeister Christoph Fleischhauer, der an diesem Abend die Moderation übernahm, die beiden Beigeordneten Thorsten Kamp und Claus Arndt, Umweltplaner Martin Dabrock, Michael Rüddel vom Fachbereich Wohnen und Soziales, Kämmerer Wolfgang Thoenes und der Fachdienstleiter für Asylbetreuung Andre Bröcking.
„Wir wissen, dass es zu der Baumaßnahme, über die wir sie heute informieren möchten, im Vorfeld bereits sehr viel Unruhe gegeben hat. Aber bevor wir dazu gleich in die Frage- und Diskussionsrunde einsteigen, müssen wir sie zuerst über die rechtlichen Grundlagen informieren“, begrüßte Bürgermeister Fleischhauer die mehr als 100 gekommenen Besucher und übergab das Wort anschließend an seinen Verwaltungskollegen Rüddel.
„Wir, also das Land Nordrhein-Westfalen“, so erklärte dieser, „sind laut Bundesgesetz dazu verpflichtet, 21,2 Prozent der derzeit in der Bundesrepublik eine neue Bleibe suchenden Zuwanderer aufzunehmen. 0,55 davon in den Kommunen. Auch in Moers.“ Die in der letzten Zeit verstärkt bei uns ankommenden ukrainischen Kriegsflüchtlinge seien zurzeit in von der Stadt angemieteten Wohnungen, im Hotel Van der Falk und in einer Sporthalle an der Kirchenallee untergebracht. Die Kosten dafür und die für ihre soziale Betreuung trage die Stadt und das zuständige Jobcenter. Sie alle sollen in möglichst naher Zukunft in den beiden jeweils dreistöckig geplanten, aus Modulbauteilen erstellten Wohneinheiten in Genend und Schwafheim leben.
Genau diese Bauweise erregte bei einigen der Schwafheimer Besuchern jedoch heftige Kritik. Das in Schwafheim ausgewählte Grundstück sei für den dort geplanten Bau von zwei dreistöckigen Gebäuden viel zu klein, bemängelten einige, darunter ein in ummittelbarer Nachbarschaft wohnender Hausbesitzer, der wegen der schmalen Zugangswege demnächst einen permanenten Fußgängerstrom an einem Arbeitszimmerfenster vorbei befürchtete.
Andere beschäftigte die Angst, es könnten demnächst „Hunderte von jungen, alleinstehenden Männern durch Schwafheim stromern.“ Eine Befürchtung, die Andre Bröcking jedoch entschärfen konnte: „Wir werden hier an diesem Standort nur Familien und alleinerziehende ukrainische Flüchtlinge unterbringen“, versprach er.
Ein weiterer Kritikpunkt war zudem die von Vielen als mangelhaft empfundene städtische Vorabinformation und der durch den Bau und die Nutzung des neuen Gebäudes befürchtete Wertverlust der benachbarten Immobilien.
Daneben gab es aber auch einige positive Beiträge. So sprach sich eine Besucherin ganz vehement für mehr Verständnis, Hilfsbereitschaft und Solidarität gegenüber den zukünftigen „Neu-Schwafheimern“ aus, und eine andere sah in ihnen sogar eine Bereicherung für den Stadtteil.
Alles in allem lief die gut zweieihalb Stunden dauernde Veranstaltung – trotz der teilweise recht deutlich spürbaren Frustration im Saal – ruhig und wenig aggressiv ab, was in diesem Fall wohl vor allem der unaufgeregten und sehr sachlichen Moderation von Bürgermeister Christoph Fleischhauer zu verdanken war.