Kirchenkreis Moers Kirchenkreis verlor 2111 Gemeindemitglieder

Niederrhein · Immer mehr Menschen treten aus der Kirche aus. Die Evangelische Kirche will nun Ursachenforschung für die steigenden Austritte betreiben und neue Wege suchen, um die Menschen besser zu erreichen.

 Immer mehr Menschen kehren der Kirche den Rücken zu.

Immer mehr Menschen kehren der Kirche den Rücken zu.

Foto: dpa-tmn/Ingo Wagner

„In diesem besonderen Jahr der Pandemie haben wir auch in unserem Kirchenkreis Moers besondere Zahlen“ stellt Synodalassessor Matthias Immer fest. Die Zahl der Kirchenaustritte im Kirchenkreis ist um 30 Prozent zurückgegangen, von 916 im Jahr 2019 auf 653 im Jahr 2020. „Das entspricht dem Wert von 2018“, berichtet Immer, der den Superintendenten während seines Urlaubs vertritt. „Dennoch sind die Zahlen doppelt schmerzhaft: Zum einen, weil uns jeder Austritt schmerzt; Zum anderen, weil wir aufgrund der Pandemie so eingeschränkte Möglichkeiten hatten, Gottesdienste, Taufen und Hochzeiten zu feiern. Allen fehlt ein Stück Nähe bei den Menschen.“

Auch die Zahl der Taufen ist um mehr als 50 Prozent zurückgegangen, von 707 Taufen auf 307. Im Jahr 2018 waren es 656. Während der Lockdowns haben die Kirchengemeinden allerdings auch geraten, Taufen zu verschieben, um niemanden zu gefährden. „In unseren Kirchengemeinden merken wir bereits das Bedürfnis, diese Taufen nachzuholen und eine hohe Bereitschaft bei den Gemeinden, das möglich zu machen“ freut sich Matthias Immer.

Den Taufen stehen Beerdigungen entgegen, deren Zahl sich kaum verändert hat. 1072 Menschen wurden im Jahr 2019 evangelisch bestattet, im Jahr 2020 waren es 1038. Die Zahl der Kircheneintritte sank von 87 im Jahr 2019 auf 63 im Jahr 2018. „Wie bei den anderen Zahlen wissen wir noch nicht, welchen Einfluss die Pandemie mit Lockdowns und die wirtschaftliche Situation der Menschen auf diese Zahlen haben. Jetzt folgt die Auswertung mit Ursachenforschung.“ Dies wird auf den Ebenen der Evangelischen Kirche in Deutschland und der Evangelischen Kirche im Rheinland geschehen. „Aber auch bei uns werden wir uns das anschauen“.

Der Kirchenkreis Moers, der von Alpen bis Friemersheim und von Hoerstgen bis Homberg reicht, hat in der Summe mit Wegzügen und Zuzügen, Änderungen von gemeindlicher Zugehörigkeit, Taufen, Beerdigungen, Ein- und Austritten Ende des Jahres 2020 89.374 Gemeindemitglieder zu verzeichnen. Damit sank die Mitgliederzahlen um 2111 im vergangenen Jahr. „Das entspricht der Erwartung des jährlichen Kirchenmitgliederrückgangs von etwas mehr als zwei Prozent“, sagt Immer. „Wir müssen uns die Frage stellen: Wie sind wir nahe bei den Menschen? Wie sprechen wir die bleibende gute Nachricht, dass Gott beim Menschen ist, verständlich aus? Wo können wir Anknüpfungspunkte nutzen und schaffen, die in und auch außerhalb der Ortsgemeinden liegen?“

Matthias Immer ist trotz der schweren Erfahrungen der Pandemie hoffnungsvoll. Denn neben der Schwierigkeit, das Miteinander in den gewohnten Formen zu leben, hat die Pandemie eben auch Neues möglich gemacht. „Es gab und gibt viel Kreativität und Einsatz, um in anderen Formen nahe bei den Menschen zu sein“ stellt Matthias Immer dankbar fest. Er nennt als Beispiele das Festzelt für Gottesdienste, das die Kirchengemeinde Alpen aufgestellt hat, die online-Aktion „herzenswert“ des Kirchenkreises und die die unzähligen Aktionen von Online-Gottesdiensten über Postkarten bis Gottesdienstpaketen, um zu Hause Gottesdienst feiern zu können. „Das war begeisternd“, stellt Pfarrer Immer fest. „Es hat einen Schub gegeben, den wir weiter nutzen sollten.“  Die Ev. Kirche in Deutschland (EKD) und die Ev. Kirche im Rheinland (EKiR) hatte kürzlich die Entwicklung der Kirchenmitgliederzahlen der vergangenen beiden Jahren veröffentlicht.

Wer seine Gründe für einen Austritt oder einen geplanten Austritt aus der Ev. Kirche benennen möchte, kann das postalisch tun: Superintendent Wolfram Syben, Kirchenkreis Moers, Mühlenstraße 20, 47441 Moers oder per Mail an superintendentur@kirche-moers.de. Auch Anregungen für die evangelische Arbeit werden gern entgegengenommen und den Abgeordneten der Ev. Kirchengemeinden zum gemeinsamen Bedenken in den Synoden zur Verfügung gestellt.

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