Lesung in Moers Er schreibt neue Erzählungen aus der Bibel

MOERS · Geschichts- und Literaturwissenschaftler Titus Müller liest im SCI-Haus.

 Titus Müller ist am 6.Mai in Neukirchen-Vluyn.

Titus Müller ist am 6.Mai in Neukirchen-Vluyn.

Foto: Sandra Frick

Welcher Christ kennt sie nicht, die Geschichten von Mose, wie er als Baby in einem Korb auf dem Nil schwimmend von einer ägyptischen Prinzessin gerettet wurde, wie Jesus Wasser zu Wein werden ließ oder den toten Lazerus wieder zum Leben erweckte? Der 1977 als Sohn eines Pastors in Leipzig geborene Titus Müller ist mit diesen Geschichten aufgewachsen und hat daraus unter dem Titel „Der den Sturm stillt“ einen vor vier Jahren im Gerth-Verlag erschienenen Erzählband verfasst, mit dem er jetzt zu einer Lesung im SCI-Haus zu Gast war. Eingeladen hatte ihn das „Neue evangelische Forum“ sowie die Barbara-Buchhandlung im Rahmen einer mehrteiligen Veranstaltungsreihe zum Thema: „Was hat Gott heute noch mit unserer Welt zu tun?“.

„Ich schreibe normalerweise historische Romane“, stellte sich der studierte Literatur- und Geschichtswissenschaftler seinem Publikum vor. Er sei aber auch Pastorensohn und habe sich daher beim Anblick des Sternenhimmels oft gefragt: „Was wäre, wenn es Gott gar nicht gibt?“ Eine Frage, die er für sich selber stets so beantwortet habe: „Ich will aber an einen Schöpfer glauben.“ In diesem Sinne fand er die Geschichten des Alten und Neuen Testaments immer ein wenig zu knapp. Vor allem aber vermisste er darin „wie umwälzend und großartig“ die darin geschilderten Ereignisse damals auf die daran beteiligten Menschen gewirkt haben mussten. Heraus gekommen ist dabei eine Sammlung von ganz neu, stark romanhaft und lebendig erzählten Geschichten, wie zum Beispiel die von Kains Mord an seinem Bruder Abel. „Du solltest auf dem Feld schaffen, so wie ich.  Das Leben muss beschwerlich sein“, klagte Kain darin seinen eher sorglos dahinlebenden Bruder an, um dann auch noch festzustellen, dass Gott dessen Opfer sehr viel bereitwilliger annahm als das seine.

Die Folge ist bekannt: Kain tötete seinen Bruder, offenbar ohne Skrupel. In Müllers Geschichte wird er dagegen von einer Mischung aus Angst, Reue und plötzlicher Einsamkeit befallen, aus der ihn Gott schließlich gütig befreit. Ähnlich emotional ging es auch in seiner Erzählung von Mose zu. „Man stelle sich einen jungen Mann vor, der als Adoptivkind am Hof des damaligen Pharaos alle dortigen Vorteile genoss, und doch entschied er sich für den Gott seines damals in Ägypten versklavten  hebräischen Ursprungsvolkes“, schilderte Müller die Ausgangslage seiner zweiten an diesem Abend vorgetragenen Geschichte.

„Und dann stellen Sie sich noch vor, wie der bereits 80-jährige Mose eines Tages von Gott den Auftrag erhält, sein versklavtes, von den Ägyptern jahrelang ausgebeutetes Volk gegen den Widerstand des damals mächtigsten Volkes des Erde aus dem Land zu führen. Eine echte Himmelfahrtsmission!“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort