Theater in Moers „Selbst das Thema Liebe ist nicht nur privat“

Moers · Viola Köster bildet zusammen mit Larissa Bischof das Dramaturgen-Team am Schlosstheater in Moers. Sie begleitet die Inszenierung von Albert Camus’ Roman „Die Pest“. Die Premiere ist am Donnerstag, 19. September, im Moerser Schloss. Die Regie führt Intendant Ulrich Greb.

 Viola Köster, neue Dramaturgin am Schlosstheater Moers, vor dem Eingang des „Studios“.

Viola Köster, neue Dramaturgin am Schlosstheater Moers, vor dem Eingang des „Studios“.

Foto: Norbert Prümen (nop)

Hamburg ist ihr Sehnsuchtsort, Moers ihr neues berufliches Zuhause. Seit dieser Spielzeit verstärkt Viola Köster als Dramaturgin das Ensemble des Schlosstheaters. Schon Mitte Juni stieg sie in die Vorproben für Ulrich Grebs Inszenierung von Albert Camus Roman „Die Pest“ ein, mit dem das Theater am Donnerstag, 19. September, in die Spielzeit startet.

„Camus ist ein wichtiger Begleiter aus meinen jungen Erwachsenenjahren“, erzählt Viola Köster. „Es war schon witzig, als sich in meinen Bewerbungsgespräch mit Ulrich Greb herausstellte, dass sich die Interessen decken.“ Die Inszenierung reizte die 31-Jährige: „Wie übersetzt man den Roman in eine dramatische Form? Und wie bekommt man die Atmosphäre auf die Bühne? Das ist schon eine Herausforderung.“

Viola Köster ist dem Theater schon seit ihrer Schulzeit verbunden. Dennoch schlug die Hamburgerin nach dem Abitur zunächst eine andere berufliche Richtung ein: Sie studierte in Berlin Politikwissenschaften und absolvierte im Anschluss ein Praktikum/eine Assistenz bei der Umweltorganisation „World Future Council“ in Brüssel. „Nach dem Abschluss in Politikwissenschaften war für mich dann klar, dass ich doch lieber am Theater arbeiten möchte“, erzählt sie. In Hamburg sattelte sie an der Hochschule für Musik und Theater einen Master in Dramaturgie drauf. Erste Erfahrungen im Theaterbereich sammelte sie in einem Stadtteilprojekt, das vom Schauspielhaus Hamburg organisiert wurde. „Es war ein integratives Theaterstück mit Menschen aus dem Stadtteil. Begegnungsort war eine alte umgebaute Kirche. Für mich war es eine sehr schöne Erfahrung. Ich habe erst kürzlich einen der Akteure von damals wieder getroffen.“

Im Anschluss daran ging Viola Köster für anderthalb Spielzeiten als Dramaturgin ans Deutsche Theater in Göttingen und für zwei freiberufliche Jahre nach Berlin. „Ich habe dort eine Fortbildung im Bereich Physisches Theater gemacht. Das umfasst nicht nur Pantomime, sondern ist weiter gefächert. Es geht dabei auch um Performance und Stück-Entwicklung“, erzählt die junge Dramaturgin, die jetzt Nordrhein-Westfalen als Kulturlandschaft für sich entdeckt hat. Sie nahm an einem Residenzprojekt im Maschinenhaus Essen teil. „Wir haben zum Thema Zerstörungslust geforscht“, berichtet sie. Das Moerser Schlosstheater war ihr vor dem Engagement nicht unbekannt. „Ich habe Leute von der Folkwang-Hochschule kennengelernt, die mich auf das Schlosstheater aufmerksam gemacht haben.“

Am Theater mag die Dramaturgin es besonders, mit dem Ensemble gesellschaftspolitische Themen auszuloten, sich damit auseinanderzusetzen. Das ist sicherlich auch der Anknüpfungspunkt zu ihrem Studium der Politikwissenschaft. „Es gibt eine große Sensibilität an Theatern für die Dinge, die in unserer Gesellschaft falsch laufen“, sagt Viola Köster.

Sie begeistert zugleich der Moment des Spielens, die Realität aus der Distanz zu betrachten und in Rollenspiele zu schlüpfen und das Konzeptuelle. Dabei unterscheidet sie nicht zwischen Literatur-Inszenierungen oder Recherche-Projekten. „Auch in der Literatur werden gesellschaftliche Themen verhandelt. Selbst das Thema Liebe ist für mich nicht nur privat.“

Viola Köster interessiert sich auch für das Maskentheater, und sie könnte sich durchaus vorstellen, daraus für sich ein Forschungsprojekt zu machen. Große Lust hätte sie darauf, Künstler aus verschiedenen Sparten (Schauspieler, Laien, Musiker, Tänzer und physisches Theater) für ein Theater-Projekt zusammenzubringen.

In dieser Spielzeit stehen für die Dramaturgin aber zunächst einmal drei große Inszenierungen an: Neben Camus „Pest“ begleitet sie die Inszenierung des Kinderstücks „Reise nach Brasilien“ nach Daniil Charms und ein Rechercheprojekt zum Thema Nischen.

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